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„WEITER WISSEN. Mit uns.“ Ein Bericht über die Kampagne der wissenschaftlichen Bibliotheken
“WEITER WISSEN. Mit uns.” A report on the academic libraries’ campaign
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Published: | December 18, 2024 |
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Zusammenfassung
Wissenschaftliche Bibliotheken spielen eine zentrale Rolle als Motor für eine offene Wissenschaft und Gesellschaft. Sie ermöglichen Forschenden, Lehrenden und Studierenden den Zugang zu Informationen und fördern Medienkompetenz. Wissenschaftliche Bibliotheken gestalten globale Informationsinfrastrukturen aktiv mit und gewährleisten den Zugang. Zentrale Aufgaben sind beispielsweise die Förderung von Open Access, Unterstützung beim Forschungsdatenmanagement, Bewahrung des kulturellen Erbes, digitale Langzeitarchivierung sowie Forschung und Entwicklung hinsichtlich digitaler Infrastrukturen. Dennoch wird die Bedeutung wissenschaftlicher Bibliotheken nicht überall ausreichend wahrgenommen. Zudem ist die Finanzierung vielerorts nicht durchgängig gesichert. Die Kampagne „WEITER WISSEN. Mit uns.“ zielt darauf ab, die Leistungen sichtbar zu machen. Entscheidungsträger:innen, Wissenschaftscommunity und Geldgeber sollen den Beitrag der Bibliotheken für hochwertige Forschung, Wissenschaft und Studium anerkennen.
Abstract
Academic libraries play a central role as a driving force for open science and society. They provide researchers, academics and students with access to information and promote media literacy. Academic libraries actively shape global information infrastructures and provide access. Key tasks include promoting open access, supporting research data management, preserving cultural heritage, digital long-term archiving and research and development with regard to digital infrastructures. Nevertheless, the importance of academic libraries is not sufficiently recognised everywhere. In addition, funding is not consistently secured in many places. The campaign ‘WEITER WISSEN. Mit uns.’ (in English: ADVANCING KNOWLEDGE. With us.) aims to make the services visible. Decision-makers, the scientific community and funders should recognise the contribution libraries make to high-quality research, science and study.
Einleitung
Was leisten eigentlich wissenschaftliche Bibliotheken? Die Fachcommunity weiß ganz genau: Sie sind weit mehr als nur ein Ort für Bücher und stille Lektüre. Wissenschaftliche Bibliotheken sind zentrale Infrastruktur und Motor für eine offene Wissenschaft und Gesellschaft. Sie unterstützen Forschende, Lehrende und Studierende mit dem Zugang zu Informationen. Sie fördern Medienkompetenz und beraten beim wissenschaftlichen Arbeiten. Wissenschaftliche Bibliotheken stehen global in der Verantwortung, Informationsinfrastrukturen aktiv mitzugestalten und den Zugang langfristig zu sichern. Dennoch: In der öffentlichen Wahrnehmung und der politischen Unterstützung führt die Sichtbarkeit wissenschaftlicher Bibliotheken ein Schattendasein.
Die Kampagne „WEITER WISSEN. Mit uns.“
Um dem entgegenzuwirken, riefen 15 führende wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland gemeinsam mit dem Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) die Kampagne „WEITER WISSEN. Mit uns.“ ins Leben. Ziel der Kampagne ist es, die vielfältigen und wichtigen Aufgaben wissenschaftlicher Bibliotheken sichtbar zu machen und ihr Image zu stärken. Entscheidungsträger:innen, Wissenschaftscommunity und Geldgeber – national, regional und lokal – sollen den Beitrag der Bibliotheken für hochwertige Forschung, Wissenschaft und Studium anerkennen.
Zentrale Aussagen und Gestaltung
Kommunikator:innen aus den beteiligten Bibliotheken und dem dbv haben die Kampagne maßgeblich aufgebaut und entwickelt, so auch den namengebenden Claim „WEITER WISSEN. Mit uns.“ Mit der Gestaltung eines prägnanten visuellen Gestaltungselementes, dem sogenannten Keyvisual, und darauf aufbauender grafischer Elemente wurde eine Agentur beauftragt. Die Doppelhelix steht sinnbildlich für den wissenschaftlichen Fortschritt, den Bibliotheken ermöglichen (s. Abbildung 1 [Abb. 1]). Im Mittelpunkt der Kommunikation stehen fünf zentrale Aufgabenbereiche wissenschaftlicher Bibliotheken, die mit eingängigen Slogans versehen wurden:
- Open Access: Forschung für alle zugänglich. Mit uns.
- Forschungsdatenmanagement: Vom Datenberg zur Wissensquelle. Mit uns.
- Digitale Langzeitarchivierung: Für immer Daten gesichert. Mit uns.
- Kulturelles Erbe: Kulturerbe bewahren für Generationen. Mit uns.
- Forschung und Entwicklung: Infrastrukturen und Services für die Wissenschaft. Mit uns.
Diese fünf zentralen Aufgabenbereiche erhalten eigene Grafiken im Kampagnendesign (s. Abbildung 2 [Abb. 2]).
Der Anhang „Mit uns.“ ist das durchgängige Kommunikationselement sowohl für die gesamte Kampagne, als auch für jeden einzelnen Slogan: einerseits, um auf den Absender hinzuweisen, andererseits, um keinen Raum für Zweifel zu lassen, dass all das ohne Bibliotheken nicht möglich wäre.
Breite Unterstützung
Die Kampagne war von Beginn an darauf angelegt, mit Unterstützung einflussreicher Botschafter:innen auf das Anliegen der wissenschaftlichen Bibliotheken aufmerksam zu machen. Dafür wurden Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Disziplinen und Bereichen aufgefordert, mit einem persönlichen Zitat den Satz: „Ich brauche die Wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland, weil …“ zu vervollständigen. Die Liste der Testimonials aus der Wissenschaft, die dafür gewonnen wurden, liest sich wie das Who-is-who der deutschen Forschungslandschaft: von der Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier über insbesondere in der Corona-Pandemie bekanntgewordene Forscher:innen wie Marylyn Addo oder Melanie Brinkmann bis zu renommierten Wirtschaftsforschenden wie Marcel Fratzscher oder Hans-Werner Sinn – um nur einige wenige zu nennen. Auch Persönlichkeiten, die eher aus dem populärwissenschaftlichen Bereich bekannt sind, wie der Psychologie-Autor und -Podcaster Leon Windscheid oder der Kriminalbiologe Mark Benecke, geben der Kampagne ihre Stimme. Unterstützung kommt ebenfalls aus Politik und Gesellschaft.
Wissenschaftsminister:innen aus Bund und Ländern und auch einige Künstler:innen stellen sich mit Statements hinter die Bibliotheken. Für die Kommunikation insbesondere über Social Media wurde ein spezielles grafisches Element entwickelt (s. Abbildung 3 [Abb. 3]).
Mit dem Einbinden der Testimonials in die Kampagne werden direkt zwei Ziele erreicht: Zum einen demonstrieren die gewichtigen Stimmen Unterstützung für Bibliotheken, zum anderen werden genau diese Personen auf die Aktion und die Bedeutung der Bibliotheken aufmerksam gemacht. So wird die Zielgruppe durch die direkte Ansprache in Form von Anfragen für eine Beteiligung an „WEITER WISSEN. Mit uns.“ erreicht.
Umsetzung und Maßnahmen
Die Kampagne startete am 22. Januar 2024 mit einer gemeinsamen Pressemitteilung, die zum einen der dbv, zum anderen alle beteiligten Bibliotheken breit kommunizierten. Am gleichen Tag wurde unter https://www.bibliotheksverband.de/kampagne-weiter-wissen die Kampagnen-Website freigeschaltet, die alle Informationen enthält. Darüber hinaus – und das ist fast noch wichtiger – finden sich dort alle Grafikelemente und vorbereitete Templates als offene Vorlagen. Bibliotheken, die sich an der Kampagne beteiligen möchten, können das Material einfach herunterladen und mit dem eigenen Logo anpassen.
Es gibt Vorlagen für verschiedenste Print-Materialien wie Postkarten, Poster, Rollups oder Anzeigen. Für digitale Anwendungen liegen Web-Banner in verschiedenen Formaten sowie Social-Media-Grafiken mit dem Hauptmotiv und den fünf zentralen Themen zum Download bereit. Jede Bibliothek kann für sich entscheiden, welche Vorlagen passen und welche Maßnahmen umgesetzt werden.
Die Social-Media-Kommunikation läuft sowohl individuell auf den einzelnen Bibliotheks-Kanälen als auch gemeinsam mit einem abgestimmten Redaktionsplan über die Kanäle des dbv: LinkedIn, Mastodon, Instagram und Facebook. Der dbv erwähnt die beteiligten Bibliotheken in den Posts und lädt sie so zum Teilen ein. Die Social-Media-Kommunikation richtet sich nicht nur an die oben genannten Zielgruppen, sondern auch an die große Bibliothekscommunity, um das gemeinsame Anliegen zu boosten. Bis November ist es zu über 8.000 Interaktionen gekommen. Im Fokus stehen zum einen die zentralen Aufgaben und Angebote der wissenschaftlichen Bibliotheken mit ihren spezifischen Grafiken. Das Herzstück der Kommunikation sind aber die Botschafter:innen. Hierfür wurde eine spezielle Vorlage im Kampagnen-Design gestaltet. Die Kachel-Grafik zeigt ein Portrait der Unterstützer:innen und das jeweilige Zitat (s. Abbildung 3 [Abb. 3]). Im Posting werden die Personen, sofern sie einen Account auf der jeweiligen Plattform haben, markiert, so dass deren Reichweite der Kampagne zugutekommt.
Resonanz
Bis November 2024 wurden die Grafikvorlagen mehr als 550 mal heruntergeladen. Bibliotheken haben die Kampagne mit viel Kreativität umgesetzt und vorangetrieben. In Kiel wurden Bushaltestellen plakatiert, in München U-Bahn-Haltestellen. Anzeigen wurden geschaltet und Postkarten produziert, Rollups aufgestellt, Banner und Poster aufgehängt (s. Abbildung 4 [Abb. 4]). Auf Social Media wurden Weiter-Wissen-Wochen gefeiert und Hintergrundberichte gepostet. Lokale Stakeholder haben mit Zitaten die Kampagne für ihre Hochschulbibliothek unterstützt. Derzeit laufen Vorbereitungen der Initiator:innen, um die Kampagne auch über das Jahr 2024 hinaus weiterzuführen – mit neuen Ideen, Zitatgebern und Aktionen.
WEITER WISSEN. Mit euch.
Die Kampagne wurde vom dbv und 15 renommierten wissenschaftlichen Bibliotheken aus Deutschland angestoßen: die Deutsche Nationalbibliothek, die drei Deutschen Zentralen Fachbibliotheken TIB, ZB MED und ZBW, verschiedene Staats- und Landesbibliotheken sowie führende Hochschulbibliotheken. Doch das soll kein geschlossener Kreis bleiben. Die Kampagne versteht sich als Einladung – eine Einladung, sich anzuschließen, teilzunehmen und im großen Netzwerk der wissenschaftlichen Bibliotheken deren Bedeutung bekannter zu machen. Denn: Je mehr mitmachen, umso größer die Sichtbarkeit. Und das gemeinsame Engagement kann dann sicherstellen, dass alle „WEITER WISSEN“.
Anmerkungen
ORCID der Autorin
Ulrike Ostrzinski: 0009-0007-2902-9252
Interessenkonflikte
Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.