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Systematische Reviews sind wissenschaftliche Arbeiten, die auf transparente und nachvollziehbare Weise alles verfügbare Wissen zu einem bestimmten Thema sammeln, zusammenfassen und kritisch bewerten. Da eine wesentliche Grundlage jedes systematischen Reviews die bereits publizierte Fachliteratur ist, eignen sich wissenschaftliche Bibliotheken besonders gut, um die Forschung dahingehend zu unterstützen [1].

Im Jahr 2017 hat die medizinische Universitätsbibliothek (UBM) in Basel einen Systematic Review Service eingeführt [2]. Dieser Service geht über unser Standardangebot zur Förderung von Recherchekompetenzen von rund 2.200 Studierenden sowie Forschenden und Praktiker:innen hinaus. Ganz gezielt unterstützen wir methodisch und fachlich systematische Review-Projekte aller Art.

Diese Art von Angebot ist mehr und mehr gefragt, auch in Fachbereichen über die Medizin hinaus. Demgegenüber steht im deutschsprachigen Raum allerdings ein Mangel an Fachpersonen mit entsprechendem Know-How [3]. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass es keine passenden Ausbildungsmöglichkeiten gibt und die meisten Services von Leuten angeboten werden, die aus der Wissenschaft kommen und geeignete Recherchemethoden erworben haben.

Aufgrund dieser Lücke hat Andreas Ledl von der Hochschule für Life Sciences der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) einen CAS (Certificate of Advanced Studies) ins Leben gerufen [4]. In enger Zusammenarbeit mit der UBM wurde 2022 ein Curriculum für den CAS Systematic Review Information Specialist konzipert [5]. Der erste Durchgang startete im Januar 2023 mit 14 Teilnehmenden. Neben Andreas Ledl, dem Leiter des CAS, und den medizinischen Informationsspezialist:innen der UBM als Hauptdozent:innen konnten auch externe Expert:innen als Dozierende gewonnen werden.

Unsere primäre Zielgruppe sind Personen in wissenschaftlichen Bibliotheken, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die in ihrem Berufsalltag die Erstellung von systematischen Reviews unterstützen oder planen, einen entsprechenden Service einzurichten.

Das CAS-Programm soll Teilnehmende befähigen, eine gezielte Forschungs- und Publikationsunterstützung zum Thema systematische Reviews anzubieten. Wichtige Schwerpunkte dabei sind die spezifische Methodenberatung, systematische Literaturrecherchen sowie ein transparentes und reproduzierbares Reporting für evidenzsynthetisierende Sekundärstudien.

Obwohl jedes Jahr mehr systematische Reviews publiziert werden, gibt es im deutschsprachigen Raum bislang noch kein ganzheitliches Fortbildungsangebot in diesem Bereich, sondern lediglich kleinere Weiterbildungen zu einzelnen Aspekten der Durchführung eines systematischen Reviews [6], [7]. Diese sind oft auf systematische Reviews im Medizinbereich beschränkt. Unser neues CAS-Programm deckt die bestehenden Aspekte ebenfalls ab, ergänzt sie aber um wichtige zusätzliche Themen, für die man sich bislang gar nicht weiterbilden konnte (z.B. Wie baut man so einen Service auf? Übertragbarkeit verschiedener Aspekte auf andere Fachbereiche ausserhalb der Medizin?).

Um das CAS-Programm zugänglicher zu machen, haben wir uns zum einen für ein Blended-Learning-Modell entschieden. Das bedeutet, dass die Teilnehmenden nur an drei Wochenenden in Muttenz, Schweiz, vor Ort sein müssen. An jeweils 2,5 Tagen (Freitag bis Sonntagvormittag im Januar, Februar und Juni) finden Lektionen in Präsenz statt, die restlichen Inhalte werden online vermittelt. Zum anderen konnten wir bei den Kosten einen Kompromiss aushandeln. Dieser liegt mit CHF 5.400 inkl. Prüfungsgebühr zwar über dem deutschen und österreichischen, aber deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt.

Es ist geplant, das CAS-Programm bei entsprechender Teilnehmerzahl jährlich von Januar bis Dezember mit einem Umfang von 10 ECTS Punkten stattfinden zu lassen [5].

Die Befragung der Teilnehmenden des CAS-Programms 2023 fiel sehr positiv aus. Der Mittelwert zu den Fragen des Evaluationsbogens mit den vier Antwortmöglichkeiten „trifft nicht zu“ (1), „trifft eher nicht zu“ (2), „trifft eher zu“ (3) und „trifft zu“ (4) lag im schlechtesten Fall bei 3.12. Besonders erfreulich waren die Antworten zu „Durch die in der Weiterbildung erworbenen Kompetenzen kann ich in meinem Tätigkeitsfeld professioneller handeln“ (3.75), „In der Weiterbildung wurde ein offener und wertschätzender Umgang gepflegt.“ (3.88), „Die Dozierenden sind auf Fragen stets kompetent eingegangen.“ (3.62) sowie „Ich kann diese Weiterbildung Interessierten empfehlen.“ (3.75). Als Rückmeldungen auf offene Fragen wurde u.a. geäussert:

„Die hybride Form war für mich ausschlaggebend für die Wahl des Kurses. Die große Auswahl an Tools, Literaturhinweisen und Tutorials dient mir auch längerfristig.“

„Die Nähe zur Praxis und der Hinweis auf diverse Tools war für mich besonders hilfreich, da ich sehr vieles aus dem CAS direkt anwenden konnte. Zusätzlich wurde auch der theoretische Hintergrund sehr verständlich und gut strukturiert vermittelt.“

Bereits jetzt ist durch dieses CAS-Programm eine enge Zusammenarbeit zwischen der FHNW Campus Muttenz Bibliothek und der UBM Basel entstanden. Unser Ziel ist es, mit allen Teilnehmenden eine Art Alumni-Netzwerk aufzubauen. Das fördert die Sichtbarkeit aller beteiligten Bibliotheken und kann als Grundlage für zukünftige Kollaborationen dienen.

Bei diversen Konferenzen, Infoanlässen oder Arbeitsgruppen haben wir mitbekommen, dass einige Bibliotheken mit dem Gedanken spielen, einen Service für systematische Reviews aufzubauen. Ohne das entsprechende Knowhow schien es den meisten aber eine zu große Hürde zu sein. Hier kann unser CAS Systematic Review Information Specialist zum entsprechenden Kapazitätsaufbau beitragen und somit die Hürden senken. Mithilfe des Alumni-Netzwerks soll zudem die Gemeinschaft zwischen wissenschaftlichen Bibliothekar:innen gestärkt und auch eine wichtige Ressource für zukünftige fachliche Hilfestellungen etabliert werden.

• Hannah Ewald: 0000-0002-5081-1093
• Andreas Ledl: 0000-0002-0629-0446
• Christian Appenzeller-Herzog: 0000-0001-7430-294X
• Thomas Fürst: 0000-0002-5186-3821
• Monika Wechsler: 0000-0002-5188-6994

Die Autor:innen danken Heike Gerger (Maastricht/Rotterdam), Julian Hirt (Basel) und Maria-Inti Metzendorf (Düsseldorf) für ihre Beiträge als externe Expert:innen zum CAS Curriculum sowie der FHNW für administrative und organisatorische Unterstützung.

Alle Autor:innen erhalten als Dozierende finanzielle Abgeltungen an ihre Institution von der FHNW.