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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Blaupause zur Aus- und Weiterbildung von Informations- und Beratungskompetenzen im Bereich Open Access und wissenschaftliches Publizieren

Blueprint for training of information and consulting competences in the field of open access and scientific publishing

Fachbeitrag AGMB Jahrestagung in Würzburg 2022

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  • corresponding author Christine Mieck - Medizinische Bibliothek, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2022;22(2):Doc30

doi: 10.3205/mbi000548, urn:nbn:de:0183-mbi0005489

Published: December 20, 2022

© 2022 Mieck.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Mehrere tausend Wissenschaftler*innen forschen und mehr als 100.000 Studierende lernen im gemeinsamen Verbund der Berlin Universities Alliance (BUA). Nicht nur deren enormer Forschungsoutput, auch die komplexer werdende Publikationslandschaft erfordern Beratungs- und Serviceleistungen zu organisatorischen, rechtlichen und technischen Fragen des wissenschaftlichen Publizierens. Um diesen Bedarfen gerecht zu werden und Ansprechpersonen und Multiplikator*innen für Open Access auszubilden, sollen Train-the-Trainer-Workshops zur Anwendung kommen, die auf dem jüngst veröffentlichten Train-the-Trainer-Konzept zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren basieren.

Gemeinsam mit der Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin hat die Medizinische Bibliothek der Charité die ersten Train-the-Trainer-Workshops für Open-Access-Interessierte der Einrichtungen der BUA durchgeführt. Hier werden das Konzept sowie erste Erfahrungen und das Feedback der Teilnehmenden präsentiert. Dieser Erfahrungsbericht soll als Anreiz dienen, das nachnutzbare Train-the-Trainer-Konzept zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren an der eigenen Einrichtung in einem Workshop anzubieten. Das Konzept ist eine zeitsparende Blaupause, enthält alle nötigen Basisinformationen, Lehrdrehbücher sowie didaktische Methoden und kann flexibel an Zielgruppen, Workshopdauer und Veranstaltungstyp (online/Präsenz) angepasst werden kann. Die so ausgebildeten Multiplikatoren*innen aus den Fachcommunitys oder aus administrativen Bereichen können maßgeblich zur Umsetzung von Open Access beitragen.

Schlüsselwörter: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Bibliothek der Charité, Open Access, Berlin Universities Publishing, Train-the-Trainer-Workshop, Multiplikator*innen

Abstract

Several thousand scientists conduct research and more than 100,000 students study in the Berlin Universities Alliance (BUA). Not only their enormous research output, but also the increasingly complex publication landscape require support and services on organizational, legal and technical issues of scientific publishing. In order to meet these needs we will train multipliers for open access using train-the-trainer workshops that are based on the recently published train-the-trainer concept on open access and scientific publishing.

Together with the library of the Humboldt University of Berlin, the Charité Medical Library has conducted the first train-the-trainer workshops for people interested in open access at BUA institutions. The theoretical concept of the training is presented here, along with initial experiences and feedback from participants. This report is showcasing the re-usable train-the-trainer concept on open access and scholarly publishing in order to convince others to adapt and apply it at their institutions. The concept is a timesaving blueprint, contains all necessary basic information, teaching scripts as well as didactic methods and can be flexibly adapted to target groups, workshop duration and event type (online/present). Multipliers trained in this way can make a significant contribution to the implementation of open access.

Keywords: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Charité Medical Library, open access, Berlin Universities Publishing, train-the-trainer workshop, multipliers


Ausgangslage

Die Charité befürwortete die Open-Access-Strategie des Berliner Senats von 2015 [1], welche sich zum Ziel setzte, bis 2020 mindestens 60% aller Forschungsergebnisse der Berliner Universitäten Open Access zu veröffentlichen. Im Jahr 2018 unterzeichnete die Charité die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen [2]. Auch die aktuelle Bundesregierung fordert laut Koalitionsvertrag 2021–2025 Open Access als Standard der wissenschaftlichen Kommunikation zu etablieren sowie Open Access und Open Science zu stärken [3].

Die Medizinische Bibliothek ist an der praktischen Umsetzung von Open Access an der Charité maßgeblich beteiligt und hat Services und Infrastrukturen etabliert, welche Charité-Angehörigen helfen, Open Access als Publikationspraxis im eigenen wissenschaftlichen Alltag umzusetzen.

Die Ernennung einer Open-Access-Beauftragten, die Einrichtung und Verwaltung eines Publikationsfonds seit 2018 [4], die Betreuung des institutionellen Repositoriums sowie die Beratung und Schulung vielzähliger Autor*innen der Charité haben dazu beigetragen das Ziel der Open-Access-Strategie zu erreichen: Der Anteil von Open Access an allen Artikeln mit Charité-Autoren steigerte sich stetig von 49,4% im Jahr 2018 auf 62,7% für das Jahr 2020 [5]. Somit wurde das Ziel der Open-Access-Strategie des Berliner Senats von 2015 [1] von der Charité erreicht.

Trotz dieser positiven Bilanz wird das Serviceportfolio der Medizinischen Bibliothek fortlaufend ergänzt, um die Open-Access-Transformation weiter voranzubringen. Die neuen Services sind zum Teil unabhängig von der jeweiligen Hochschulzugehörigkeit im Rahmen der Berlin-University-Alliance (BUA) entstanden und können berlinweit in Anspruch genommen werden.


Die Medizinische Bibliothek innerhalb der Berlin-University-Alliance

Die Berlin-University-Alliance (BUA) ist ein Universitätsverbund bestehend aus der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die übergeordnete Idee der BUA ist es, gemeinsam einen integrierten Forschungsraum in Berlin zu schaffen und zu gestalten. Die Medizinische Bibliothek ist an zwei BUA-Projekten beteiligt.

Zum einen ist auf das BUA-Projekt „Green Open Access“ zu verweisen. Mit seinem Ziel, für den grünen Weg des Open Access zu sensibilisieren und dessen Umsetzung zu unterstützen, richtet es sich an alle Wissenschaftler*innen der Charité und darüber hinausgehend der BUA. Ein Zugang zu diesem Personenkreis eröffnet das interdisziplinäre Netzwerk des BUA-Cross-Cutting Theme „Diversity and Gender Equality“, in dem das Projekt institutionell verankert ist.

Zum anderen unterstützt die Medizinische Bibliothek den kooperativen Aufbau von Beratungs- und Serviceleistungen zum wissenschaftlichen Publizieren sowie den Ausbau vernetzter Open-Access-Publikationsinfrastrukturen (Projekt: „Distributed Network for Publishing Services”, https://www.berlin-university-alliance.de/commitments/sharing-resources/dnps/index.html). Das durch die BUA geförderte Projekt ist eine Kooperation der Medizinischen Bibliothek der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsbibliotheken der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Technischen Universität Berlin.

Das Projekt folgt den hochschulpolitischen Vorgaben des Wissenschaftsrates, Publikationsdienste als wissenschaftseigene Infrastruktur zu etablieren, um zum einen für Autor*innen gebührenfreie Open-Access-Publikationsmöglichkeiten anzubieten und zum anderen Druck auf die Anbieter gebührenfinanzierter Publikationsorgane auszuüben [6]. Auch Forschungsförderer, beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft, setzen sich für die Förderung von wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Publikationsinfrastrukturen ein [7]. Um den tausenden Wissenschaftler*innen und mehr als 100.000 Studierenden im gemeinsamen BUA-Verbund eine Alternative für Open Access ohne rechtliche, technische oder finanzielle Barrieren zu bieten, wurde aus dem Projekt heraus der Open-Access-Verlag Berlin Universities Publishing gegründet.


Berlin Universities Publishing (BerlinUP)

Berlin Universities Publishing (https://www.berlin-universities-publishing.de/) ist ein Open-Access-Verlag in einer nichtkommerziellen, wissenschaftseigenen Infrastruktur und mit einer allgemeinen, verlagsunabhängigen Publikationsberatung. Dieser Verlag wird gefördert von der BUA und gemeinschaftlich getragen von den Bibliotheken der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. BerlinUP ermöglicht den Wissenschaftler*innen der BUA-Einrichtungen, die Ergebnisse ihrer Forschungsaktivitäten qualitätsgesichert und im Open Access in Monografien und Zeitschriften zu veröffentlichen. Neben den Sparten BerlinUP Books und BerlinUP Journals, bietet BerlinUP eine allgemeine Publikationsberatung an.


Verlagsunabhängige Publikationsberatung bei BerlinUP

Derzeitig besteht das Beratungsteam aus 4 Projektmitarbeitenden, die zu 50% für BerlinUP Beratung arbeiten und aus den 4 BUA-Einrichtungen kommen. Diese institutsübergreifende Zusammensetzung des Teams hat sich auf mehreren Ebenen als vorteilhaft erwiesen. So ist gewährleistet, dass jede Einrichtung eine/einen direkten Ansprechpartner*in bei BerlinUP Beratung hat. Erstberatungen zu allgemeinen Fragen zu Anliegen und Publikationsprojekten werden i.d.R. von der Person an der jeweiligen Einrichtung übernommen. Weitergehende Beratungen zu konkreten Themen werden dann von den jeweiligen Expert*innen, ggf. unter Hinzuziehung der Vertreter*innen von BerlinUP Books oder BerlinUP Journals, durchgeführt. Das Beratungsteam bündelt Expertisen zu Open Access verschiedener Fachdisziplinen und deren Publikationsformaten. Dies ist besonders wertvoll, um der großen Diversität fachlicher Publikationskulturen der BUA-Angehörigen bei der Publikationsberatung gerecht zu werden. Der Austausch und die Kooperation zwischen den Open-Access-Teams der 4 BUA-Einrichtungen hat durch die indirekte Vernetzung über das BerlinUP Beratungsteam zugenommen (z.B. Organisieren gemeinsamer Aktivitäten zu Open Access, Austausch zu Best Practices, gemeinsames Programm zur Open Access Week 2022).

BerlinUP bietet eine reaktive Beratung für Interessierte mit Anliegen oder Publikationsvorhaben sowie eine proaktive Beratung in Form von Inhalten auf der Website und Schulungen durch Veranstaltungen an. Eine Herausforderung für die BUA-weite Beratung ist die enorm große Zahl der BUA-Angehörigen. Um möglichst viele Kompetenzen zu Open Access im BUA-Forschungsraum zu verankern, eignet sich die Ausbildung von Multiplikator*innen, die für ihr Umfeld Kontaktpersonen für Fragen rund um das wissenschaftliche Publizieren werden und/oder die in ihrem Arbeitsbereich Grundlagen zu Open Access und dem wissenschaftlichen Publizieren durch eigene Schulungen vermitteln.


Das Format des Train-the-Trainers

Die Ausbildung von Multiplikator*innen durch das Train-the-Trainer-Format hat das Potential, Wissen zu Open Access in verschiedenen Fachbereichen und Communities zu verankern. Ein Train-the-Trainer-Konzept kann auf die jeweilige Zielgruppe angepasst werden und vermittelt neben Hintergrundwissen zu Open Access didaktische Grundlagen, um die Teilnehmenden für ihre eigene Rolle als zukünftige Trainer*in und ihre Zielgruppe(n) vorzubereiten. Neben der Theorie sind Train-the-Trainer-Formate grundsätzlich sehr interaktiv. Teilnehmende sollen Lernmodule und didaktische Methoden zu den Inhalten selbst erleben, um diese in ihren späteren Schulungen selbst anwenden zu können.

Konzepte dieser Art zu Open Access und verwandten Themen gibt es bereits, unter anderem:

  • Train-the-Trainer Konzept zum Thema Forschungsdatenmanagement [8], [9]
  • Open Science Training Handbook [10]
  • Train-the-Trainer-Workshops für eine offene Wissenschaft vom open-access.network [11]

Open Access und wissenschaftliches Publizieren: Train-the-Trainer-Konzept

Motiviert durch das große Interesse an dem Train-the-Trainer-Konzept zum Thema Forschungsdatenmanagement [8] und die positive Evaluierung der Pilotveranstaltungen durch die Teilnehmenden [12], entstand die Idee ein ähnliches Konzept für Open Access und wissenschaftliches Publizieren zu erarbeiten. Die Autor*innen, darunter eine Ko-Autorin des Train-the-Trainer Konzept zum Thema Forschungsdatenmanagement [8], haben sich bei verschiedenen Veranstaltungen zu Open Access oder in einem anderen beruflichen Kontext kennengelernt und Mitte 2021 den Wunsch nach einer universal einsetzbaren Workshopvorlage zu Open Access formuliert.

Konkret entstand das 2022 veröffentlichte Train-the-Trainer Konzept zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren [13] mit dem Gedanken, die Personen zu unterstützen, die an ihren Einrichtungen Multiplikator*innen ausbilden oder dies beabsichtigen. Dazu zählen Mitarbeitende in Bibliotheken, Forschungsreferaten, Open-Science-Offices und zentralen Open-Access-Kompetenzstellen sowie alle Personen, die in den Bereichen Wissenschaftsmanagement, Projektkoordination und forschungsnaher Dienste tätig sind. Darüber hinaus sollte die Publikation des Konzepts auch eine Wissensressource für Wissenschaftler*innen und Forscher*innen sowie alle anderen Interessierten darstellen [13].

Das Konzept ist eigentlich eine nachnutzbare Blaupause für einen Workshop. Es enthält alle nötigen Basisinformationen, Lehrdrehbücher sowie didaktische Methoden und kann flexibel an Zielgruppen, Workshopdauer und Veranstaltungstyp (online/Präsenz) angepasst werden kann. Das gesamte Konzept ist modular aufgebaut und Trainer*innen können Themenfelder in gewünschter Kombination vermitteln und didaktische Methoden nach ihren Vorlieben austauschen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Jedes Modul folgt einem bestimmten Schema: An erster Stelle werden die Lernziele des Moduls vorgestellt, anhand derer der/die Trainer*in entscheidet, ob das Modul zur Ausrichtung des selbstkonzipierten Workshops passt. Als nächstes werden die Themen vorgestellt und Inhalte ausgearbeitet. Dies dient dem/der Trainer*in zur inhaltlichen Vorbereitung und Recherche. Dem folgend werden didaktische Methoden und Übungen für das Modul vorgeschlagen. Ganz am Ende jedes Moduls befindet sich ein Lehrdrehbuch, welches einen detaillierten Ablaufplan für das Modul abbildet (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).

Ähnlich wie bereits im Train-the-Trainer-Konzept zum Thema Forschungsdatenmanagement [8] liegt ein besonderer Fokus auf der Vermittlung von didaktischem Wissen und der Anwendung von etablierten Methoden der Erwachsenenbildung. Äquivalent zu [8] sind die Lehrdrehbücher des Train-the-Trainer-Konzepts zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren [13] nach dem Lernmodell von Klaus Döring ausgerichtet. Döring entwickelte ein zweistufiges Lernmodell bei dem auf die Aufnahme von Wissen (die rezeptive Phase) die Wiedergabe des Erlernten (die expressive Phase) folgt [14]. Letzteres kann in Einzel- oder Gruppenarbeit stattfinden und ermöglicht die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Die Gruppenarbeitsphasen unterstützen den Austausch und die Vernetzung der Teilnehmenden.

Die über 2.100 Downloads (Stand 31.10.2022) zeigen das Interesse an dem Train-the-Trainer-Konzept zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren [13]. Die Praxistauglichkeit des Konzepts wurde nun in zwei ersten Pilotveranstaltungen getestet.


Die Pilotveranstaltungen für BUA-Angehörige

Beide Veranstaltungen wurden gemeinsam mit der Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt. Die erste Pilotveranstaltung war der zweitägige Train-the-Trainer-Workshop zu Open Access für BUA-Angehörige im August 2022. Er richtete sich an Personen, die an einer Einrichtung Kontaktpersonen für Fragen rund um das wissenschaftliche Publizieren sind oder die in ihrem Arbeitsbereich Grundlagen zu Open Access und dem wissenschaftlichen Publizieren vermitteln und dazu entsprechende Schulungsangebote erstellen wollen. Zu dieser Zielgruppe gehörten insbesondere Personen im Bereich Wissenschaftsmanagement, Forschungsorganisation und forschungsnaher Dienste (z.B. an Fakultäten, Instituten, Forschungszentren und -verbünden, Graduiertenkollegs) sowie auch Wissenschaftler*innen, die Forschungsprojekte oder Forschungsgruppen leiten.

Im Oktober 2022 wurde die eintägige Variante des Workshops für die Zielgruppe der Forschenden angeboten. Im Unterschied zum zweitägigen Train-the-Trainer-Workshop werden hier keine didaktischen Grundlagen und Methoden vermittelt und die inhaltliche Tiefe ist reduziert. Zielgruppe für den eintägigen Workshop sind Forschende, die mehr über Open-Access-Publizieren erfahren wollen.

Das Angebot wurde jeweils circa einen Monat vor der Veranstaltung auf den Seiten der 4 BUA-Universitätsbibliotheken beworben sowie auf der Website des BerlinUP. Aufgrund der interaktiven Natur der Workshops wurde die Teilnehmendenzahl auf 16 beschränkt. Da wir mit einer Ausfallquote von 20–30% gerechnet hatten, ließen wir eine Überbuchung des Workshops um 25% zu. Leider war die Ausfallquote höher als erwartet, sodass wir die Workshops mit 10–12 Teilnehmenden durchführten. Die Workshops wurden unter zwei Trainer*innen aufgeteilt. Beide kannten sich inhaltlich mit den meisten Modulen bereits vor dem Workshop gut aus und die Vorbereitungszeit betrug circa 3–4 Tage. Diese Zeit wurde zur Erstellung des Gesamtablaufplans (bestehend aus den Lehrdrehbüchern der einzelnen Module, siehe Tabelle 1 [Tab. 1]), Vorbereitung von FlipCharts oder anderen Materialien, zur Diskussion über mögliche Übungen sowie für das Überdenken und Erlernen der didaktischen Methoden genutzt.

Zu Beginn der Workshops wurden die Erwartungen der Teilnehmenden abgefragt. Diese deckten sich oft mit den Zielen der Workshops: Teilnehmende wollten einen Train-the-Trainer-Workshop beziehungsweise dessen didaktische Methoden aktiv erleben und fragten nach aktuellen Informationen zum Thema Open Access. Die Teilnehmenden wünschten sich explizit eine praktische Perspektive zu Open Access in Form konkreter Handlungswege und schätzten die Gelegenheit zum Netzwerken. Einige der Erwartungen, z.B. Publikation von Daten, wurden nicht im jeweiligen Workshop behandelt und die Teilnehmenden wurden an die entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten an ihren Einrichtungen verwiesen.

Die Teilnehmenden der Pilotworkshops ließen sich auf das interaktive Format ein. Gruppenarbeiten ermöglichten den gegenseitigen Austausch, welcher als sehr gewinnbringend wahrgenommen wurde. An ein paar Stellen musste die Zeitplanung des Lehrdrehbuchs angepasst werden (Tabelle 2 [Tab. 2]). Beispielsweise ist die Zeit für das Begrüßen und Kennenlernen im Modul 1 „Workshopbeginn“ mit 10 min zu knapp bemessen. Mehrmals sind interessante Diskussionen entstanden, denen Zeit eingeräumt wurde. Auch haben wir Trainer*innen einige Übungen und Methoden an unsere Vorlieben angepasst.

Das Feedback der Teilnehmenden war sehr positiv und die Teilnahme wurde durchweg als Bereicherung wahrgenommen. Besonders die interaktive Natur des Workshops wurde gelobt und dass Inhalte verständlich vermittelt wurden. Die Teilnehmenden des zweitägigen Workshops regten an, dass der Workshop verbessert werden könnte, durch eine andere Reihenfolge der Module. Die Module zur Didaktik (Didaktische Grundlagen, Didaktische Methoden) und zur Organisation einer Veranstaltung waren am ersten Tag gebündelt. Dies führte dazu, dass die ersten Inhalte zu Open Access erst Mitte des ersten Workshoptages auf der Agenda standen. Die Teilnehmenden waren sichtlich motiviert, früher Inhalte zu Open Access zu bekommen und die Module zur Didaktik und Organisation gleichmäßig über die Workshoptage zu verteilen. Diese Erfahrungen und Verbesserungen werden in eine geplante, überarbeitete Version des Train-the-Trainer miteinfließen.


Lessons Learned

  • Die publizierte Workshopvorlage [13] und insbesondere die Lehrdrehbücher waren eine enorme Erleichterung bei der Vorbereitung des Workshops. Es ist anzuraten, ein Gesamtlehrdrehbuch für den Workshop zu erstellen und dieses auszudrucken, damit man den Zeitplan gut im Auge hat.
  • Für die nächsten Veranstaltungen wird eine größere Ausfallquote angenommen und eine höhere Überbuchung des Workshops zugelassen.
  • Die Aufteilung des gesamten Zweitages-Workshops auf 2 Vortragende hat sich als optimal erwiesen. Während ein/eine Trainer*in das entsprechende Modul leitet, kann der/die andere Trainer*in unterstützend zur Seite stehen (z.B. Materialien austeilen, am Whiteboard Zurufe festhalten, die Zeit im Blick haben).
  • Trotz aller Vorbereitung braucht man auch eine gewisse Flexibilität als Trainer*in. Interessanten Diskussionen sollte Raum gegeben werden, auch wenn dies auf Kosten anderer Übungen geschieht.
  • In den Pilotworkshops wurde auf verschiedene Publikationsbedarfe der Teilnehmenden, z.B. Publikation von Monografien und Zeitschriftenartikeln, eingegangen. Es gab hierfür genug Zeit und eine Trennung dieser Zielgruppen nach Fachdisziplinen ist nicht notwendig. Die interdisziplinäre Zusammenstellung der Teilnehmenden wirkte bereichernd und führte zu einem regen Erfahrungsaustausch.

Ausblick

Ermutigt durch das Feedback der Teilnehmenden wird es eine Reihe von weiteren Train-the-Trainer-Workshops zu Open Access und wissenschaftlichem Publizieren für BUA-Angehörige geben. Beide Workshop-Varianten, der zweitägige Workshop für eine vollumfängliche Ausbildung von Multiplikator*innen inklusive der Didaktikmodule, sowie auch der eintägige Workshop für Forschende werden in regelmäßigen Abständen angeboten. Ab 2023 soll es auch erste Train-the-Trainer Workshops auf Englisch geben. Es ist geplant das publizierte Train-the-Trainer-Konzept regelmäßig zu überarbeiten um die Erfahrungen aus der Veranstaltungspraxis miteinzuarbeiten und das Konzept auf dem neuesten Stand zu halten.


Anmerkungen

ORCID der Autorin

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Senat von Berlin. Open-Access-Strategie für Berlin. 2015.
2.
Berliner Erklärung. [zitiert 7. September 2022]. Verfügbar unter: https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung External link
3.
SPD; Bündnis 90/Die Grünen; FDP. Mehr Fortschritt wagen: Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit: Koalitionsvertrag 2021–2025 zwischen der Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bündnis 90/Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP). 2021. Verfügbar unter: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf External link
4.
Flitner U, Grimm S. Einführung von Open-Access-Services an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Ein Praxisbericht. GMS Med Bibl Inf. 2019;19(1-2):Doc10. DOI: 10.3205/mbi000435 External link
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7.
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14.
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