gms | German Medical Science

GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Quo vadis AGMB? Ergebnisse der Online-Mitgliederbefragung 2019 sowie Ausblick auf mögliche Konsequenzen für die AGMB

Quo vadis AGMB? Results of the online member survey 2019 and outlook on possible consequences for the AGMB

Fachbeitrag AGMB-Jahrestagung in Göttingen 2019

Search Medline for

  • author Iris Reimann - Universitätsbibliothek RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
  • corresponding author Martina Semmler-Schmetz - Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2019;19(3):Doc28

doi: 10.3205/mbi000453, urn:nbn:de:0183-mbi0004533

Published: December 20, 2019

© 2019 Reimann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen e.V. (AGMB) ist traditionell die zentrale Fortbildungsveranstaltung für Bibliothekar*innen und Informationsspezialist*innen aus allen Bibliothekssparten im Bereich der Medizin und Gesundheitswissenschaften im deutschsprachigen Raum. In den vergangenen Jahren lassen sich rückläufige Zahlen für die Teilnahme an den Tagungen feststellen und es wird zunehmend schwierig, Tagungsorte, ausstellende Firmen und Kandidat*innen für den Vorstand zu finden. Um die Gründe hierfür analysieren zu können, wurde 2019 eine Online-Befragung der AGMB-Mitglieder durchgeführt. Insgesamt zogen die 169 Umfrageteilnehmer*innen zum Format der Tagung mehrheitlich ein positives Fazit. Im Detail lässt sich aus den Umfrageergebnissen eine Fülle von Wünschen und Anregungen für die inhaltliche und formale Gestaltung zukünftiger Tagungen ableiten. Ebenso geben die Ergebnisse Aufschluss über die Motivation der Teilnehmenden, Fortbildungsworkshops zwischen den Tagungen zu besuchen und sich in der AGMB zu engagieren. Die Umfrageergebnisse werden dargestellt und interpretiert. Anschließend wird ein Ausblick auf die Plenumsdiskussion bei der AGMB-Tagung 2019 in Göttingen sowie auf mögliche Konsequenzen für die Arbeit der AGMB gegeben.

Schlüsselwörter: Umfrage, AGMB-Mitglieder, Plenumsdiskussion, AGMB-Tagungen, AGMB-Workshops

Abstract

Traditionally, the yearly conference of the Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen e.V. (German Medical Library Association) is the central continuing education event for librarians and information specialists working in all types of medical and health science libraries in German-speaking countries. In the past few years there has been a decline in registration numbers. Moreover, it has become increasingly difficult to find conference venues, exhibitors and candidates for the AGMB board. To analyze and interpret the reasons for this trend, a member survey was conducted in 2019. Overall, the 169 survey participants agree with the conference format. In detail, the results offer a wide range of wishes and suggestions concerning the design and content of future conferences. The survey results also provide detailed insights into the participants' motivation for taking part in workshops between the conferences and for member engagement in the AGMB. An outline and interpretation of the survey results are given, followed by an outlook on the plenum discussion at the AGMB conference in Göttingen 2019 and on possible conclusions to be drawn for the AGMB.

Keywords: survey, AGMB members, plenum discussion, AGMB conferences, AGMB workshops


Einleitung

Seit 1971 veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. regelmäßige Tagungen. Diese dienen Medizinbibliothekar*innen und Informationsspezialist*innen aus Krankenhausbibliotheken, Hochschulbibliotheken, Pharma-Bibliotheken, Forschungseinrichtungen und anderen Bibliotheken aus den Bereichen der Medizin/Gesundheitswissenschaften zur Fortbildung und bieten einen einzigartigen Rahmen für den kollegialen Austausch. Die Abfolge der Tagungstermine und Tagungsorte ist auf der AGMB-Website unter: https://www.agmb.de/de_DE/tagungsarchiv-uebersicht dokumentiert. Während bis 1973 zwei Veranstaltungen pro Jahr stattfanden, eine Frühjahrs- und eine Herbsttagung, wird die Tagung seit 1974 einmal jährlich durchgeführt. Die Termine liegen jeweils im Oktober bzw. in den letzten Jahren im September, an wechselnden Orten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Seit 1990 umfasst die Tagung statt zwei Tagen ein dreitägiges Programm, das seit den späten Achtzigerjahren von einer Firmenausstellung begleitet wird. Als eine seiner Kernaufgaben bereitet der Vorstand der AGMB die Tagungen vor und leitet sie; ein Ortskomitee der jeweils gastgebenden Einrichtung organisiert Firmenausstellung, Rahmenprogramm und Catering. Die satzungsgemäß (vgl. https://www.agmb.de/de_DE/satzung) mindestens einmal jährlich geforderte AGMB-Mitgliederversammlung und darin wiederum alle zwei Jahre die Neuwahl des Vorstandes finden im Rahmen der Tagungen statt.

Verschiedene Entwicklungen dieses Jahrzehnts haben den Vorstand dazu veranlasst, die eingespielten Formate und Konzepte für die Tagungsorganisation und die Vorstandsarbeit insgesamt zu überprüfen. Betrachtet man die Entwicklung der Tagungsteilnahmen seit 2012 (Abbildung 1 [Abb. 1]), so ist – mit Ausnahme einer besonders gut besuchten Tagung in Berlin 2013 (200 Anmeldungen) – insgesamt ein rückläufiger Trend zu beobachten. Dieser spiegelt sich vor allem seit der Tagung 2017 in Wien in kontinuierlich deutlich sinkenden Anmeldezahlen wider und lässt sich nicht bzw. nicht allein mit der geografischen Lage der Tagungsorte erklären. Darüber hinaus wird es in den letzten Jahren zunehmend schwierig, ausstellende Firmen, Tagungsorte und gastgebende Einrichtungen zu finden oder Kandidat*innen für den AGMB-Vorstand zu gewinnen.

Die informellen Rückmeldungen der AGMB-Mitglieder zu den Beweggründen für bzw. gegen die Tagungsteilnahme oder ein persönliches Engagement in der AGMB, die den Vorstand erreichten, ergaben ein vielschichtiges und heterogenes Bild. Um die Situation systematisch zu analysieren und aus den Ergebnissen Konsequenzen für die zukünftige Gestaltung der Tagungen sowie der Vorstandsarbeit insgesamt ziehen zu können, trat der Vorstand seit der Jahrestagung 2018 in einen Dialog mit den Mitgliedern ein. In Oldenburg wurde die Diskussion zunächst im Rahmen der Mitgliederversammlung begonnen; 2019 folgte eine Online-Befragung der Mitglieder, deren Ergebnisse im selben Jahr bei der Tagung in Göttingen präsentiert und im Plenum diskutiert wurden. Umfrage und Plenumsdiskussion sowie die aus ihnen sich ergebenden Schlussfolgerungen werden im Folgenden beschrieben.


Methode

Für die Mitgliederbefragung wurde das Open Source Online-Umfrage-Tool LimeSurvey im Rahmen des bei der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen gehosteten LimeSurvey Dienstes (https://www.gwdg.de/de/application-services/online- surveys) genutzt. Mit der Ausgabe des elektronischen Newsletters vom 04. April 2019 wurden alle 376 aktiven AGMB-Mitglieder (das sind Mitglieder mit einer gültigen E-Mail-Adresse in der Mitgliederdatenbank) über die Umfrage informiert, die vom 04. April bis zum 15. Mai 2019 freigeschaltet war.

Inhalt der Umfrage waren die Themen „Teilnahme an den AGMB-Tagungen“, „Interesse an eigenem Engagement in der AGMB oder im Vorstand“ und „Teilnahme an Fortbildungsworkshops zwischen den Tagungen“. Bei der Konzeption des Fragebogens legte sich der AGMB-Vorstand auf eine einfache, übersichtliche Struktur mit einer einleitenden Frage zur Zuordnung der eigenen Bibliothek, je einer allgemein gehaltenen Ja/Nein-Hauptfrage zu den drei genannten Themenkomplexen und nachgelagerten differenzierten Antwortmöglichkeiten in Form von Freitextfeldern und/oder Auswahllisten fest. Die überwiegend freien Antwortoptionen machten es möglich, auf eine Differenzierung der Fragen nach Bibliothekstypen zu verzichten, und ermöglichten es den Teilnehmer*innen, spezifische Gegebenheiten der eigenen Einrichtung und individuelle Beweggründe detailliert wiederzugeben.

Insgesamt nahmen 169 AGMB-Mitglieder an der Befragung teil; davon beantworteten 123 Teilnehmer*innen den Fragebogen vollständig. In der Auswertung der Umfrage, die in Excel durchgeführt wurde, wurden alle Antworten berücksichtigt.

Bei der AGMB-Jahrestagung in Göttingen wurden alle Umfrageergebnisse am 17. September 2019 im Rahmen einer einstündigen Plenumsveranstaltung zunächst anhand einer PowerPoint-Präsentation vorgestellt, die anschließend auf den Tagungswebseiten veröffentlicht wurde (s. https://www.agmb.de/de_DE/2019-vortraege). Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmer*innen mögliche Szenarien für die Umgestaltung des Tagungsformates sowie Wünsche und Erwartungen an inhaltliche Schwerpunktsetzungen der Tagungen.


Ergebnisse

Von den 169 an der Umfrage teilnehmenden Mitgliedern kamen 41 (24,3%) aus einer Krankenhausbibliothek, 78 (46,2%) aus einer Hochschulbibliothek, 38 (22,5%) gaben an, in einer sonstigen Institution zu arbeiten. Häufig wurden dabei außeruniversitäres Forschungsinstitut, Firmen- oder Pharmabibliothek, zentrale Fachbibliothek, Kombination aus Kranken- und Hochschulbibliothek, Instituts- oder Spezialbibliothek genannt. Zwölf Mitglieder beantworteten diese Frage nicht bzw. brachen die Umfrage ab (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Regelmäßig nahmen 63 Mitglieder (37,3%) an den Jahrestagungen der AGMB teil, 88 (52,1%) nahmen nicht regelmäßig teil, 18 beantworteten diese Frage nicht (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Um die Gründe für eine Nichtteilnahme zu erfahren, wurden einerseits mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben, andererseits wurde aber auch nach sonstigen Gründen gefragt. Der häufigste Grund bestand darin, dass die Tagungsorte zu weit entfernt sind, dicht gefolgt von sonstigen Gründen. Dazu zählen Ruhestand, aktuell keine Tätigkeit im Bereich Medizin mehr bzw. Verschiebung der Schwerpunkte, familiäre, persönliche oder zeitliche Gründe, erst seit kurzem Mitglied in der AGMB, zu viele andere Veranstaltungen, Budgetgründe, Themen zu speziell oder zu bibliothekslastig oder bereits von anderen Tagungen bekannt. Über 50% der Teilnehmer*innen beantworteten diese Frage nicht (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Die nächste Frage, was sich ändern sollte, um zukünftig an den Tagungen teilzunehmen, wurde lediglich von 47 der 169 Teilnehmer*innen beantwortet. Die Antworten lassen sich grob in drei Kategorien gruppieren: externe Gründe, auf die die AGMB keinen Einfluss hat, formale sowie inhaltliche Gründe. Externe Gründe waren u.a. die Politik der eigenen Bibliothek oder ein zu geringer Reisekostenetat. Wünsche bezüglich des Formates der Tagung waren ein strafferes Programm, die Ausrichtung nur alle zwei bis drei Jahre bzw. insgesamt eine kürzere Tagung und das Tagungsprogramm sollte früher feststehen. Negativ wurde die Abhängigkeit von den Aussteller*innen und Sponsor*innen gesehen, die zeitliche Lage Mitte bis Ende September und dass Tagungsorte zu weit entfernt sind. Zum Programm der Tagung wurden folgende Vorschläge gemacht: Themen aus einem ähnlichen Interessengebiet hintereinander präsentieren, eine Gesprächsrunde speziell für Fachreferent*innen einführen, die Vorstellung von Bauangelegenheiten und die Gestaltung von bibliothekarischen Einrichtungen aufnehmen, stärker das medizinische Curriculum in den Mittelpunkt stellen und wie Bibliotheken integriert werden können oder müssen, verstärkt europäische und überhaupt internationale Vortragende einladen, weniger Frontalvorträge, dafür mehr Workshops und World Cafés.

Die Frage, was an den Tagungen gefällt, wurde von 56 Mitgliedern beantwortet. Neben dem vielfältigen und aktuellen inhaltlichen Programm, das der eigenen Fortbildung dient und sich durch Praxisnähe auszeichnet, schätzen die meisten Mitglieder vor allem den Austausch mit den Fachkolleg*innen, die Möglichkeit zur Vernetzung und die informelle Kommunikation, aber auch die geselligen Abende und die Führungen sowie die persönlichen Gespräche mit den Firmenvertreter*innen und die Informationen über neue Produkte. Einige schätzen gerade auch den Umfang der Tagung. So wurde z.B. genannt: „die Tagung hat eine gute Größe, um sich wohlzufühlen und gleichzeitig nicht gelangweilt zu sein“. Vereinzelt wurden die Postersession mit Autorengespräch, Beiträge aus anderen Ländern und die zeitliche Terminierung am Anfang der Woche erwähnt. Kommentare wie "für das Fachgebiet Medizin ist es grundsätzlich das informativste Angebot“ „die Tagung als Forum für Medizinbibliothekare und Medizinbibliothekarinnen“ oder „mir gefällt die Freundlichkeit und Offenheit der Teilnehmer“ zogen ein insgesamt positives Fazit.

Trotz der hohen Zufriedenheit mit der Tagung wurden dennoch zahlreiche Vorschläge gemacht, was man noch verbessern könnte. So wünschte man sich mehr interaktive Formate, mehr Diskussionsforen, die Motivation bei den Teilnehmer*innen, selbst aktiv zu werden, gezielt zu fördern, eine stärkere internationale Ausrichtung und mehr englischsprachige Referent*innen, das Programm ggfs. auf 2 Tage zu kürzen, das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis bei den Vorträgen zu wahren, möglichst zentrale und gut erreichbare Standorte zu wählen. Bei dieser, aber auch bei der vorherigen Frage bestätigt sich unsere Erfahrung, dass das inhaltliche Programm zu sehr auf die Hochschulbibliotheken ausgerichtet ist und vor allem die Kolleg*innen in Krankenhausbibliotheken, die ja häufig dazu auch noch OPLs sind, nicht erreicht. Allerdings wurde auch die Schwierigkeit gesehen, geeignete Referent*innen zu finden. Hier könnte möglicherweise der Vorschlag hilfreich sein, das inhaltliche Programm in Veranstaltungen mit verschiedenen Levels zu unterteilen: HighEnd (Vorträge von ZB MED und großen Einrichtungen), mittleres Niveau (aus der Praxis für die Praxis) und One Person Libraries (Einstiegshilfen z.B. zu PubMed-Kursen oder der Verwaltung von Abonnements). Einige Kritik kam zu den Arbeitskreisen, so wurde u.a. der Vorschlag gemacht, die Arbeitskreise zugunsten weiterer Treffpunkte oder Workshops zeitlich zu kürzen. Anderen war wiederum der Austausch in den Arbeitskreisen besonders wichtig. In Bezug auf das inhaltliche Programm wünschte man sich mehr Open Access, Trends aus verschiedenen Perspektiven (z.B. über die Landesgrenzen hinweg), Tipps zur Unterstützung der Ärzteschaft und der Pflegenden mit wissenschaftlicher Literatur, Vorträge und Poster zu Recherchen, Literaturbeschaffung, Wissensmanagement, Fachenglisch, Fachdatenbanken, einen häufigeren Informationsaustausch über aktuelle Schwerpunkte, einen regelmäßigen theoretischen Vortrag (z.B. zu aktuellen Trends, Zukunftsfähigkeit, Visionen) und für die Krankenhausbibliotheken mehr Themen, die die Bedeutung von Fachliteratur im Krankenhaus aufzeigen und damit die Position von Bibliotheken und qualifiziertem Personal stärken und auch Teilnehmer*innen aus den Krankenhäusern helfen, die Tagungsteilnahme genehmigt zu bekommen. Vorgeschlagen wurden auch berufspolitische Themen, so wurden Fragen skizziert wie: „wo stehen wir als Fachcommunity“, „wie werden wir wahrgenommen“, „mehr Selbstreflektion über den Berufsstand“, „wohin entwickeln wir uns“. Außerdem wünschte man sich einen Austausch dazu, wie wir uns noch besser vernetzen können, um den Erhalt der eigenen Bibliothek zu gewährleisten und sich gegen Google, diverse Apps etc. zu behaupten. Bei allgemeinen Themen wie dem Urheberrecht sollten kommerzielle Einrichtungen stärker berücksichtigt werden, die Postersession sollte mehr Poster zeigen oder notfalls auch nicht stattfinden. Einige der hier gegebenen Vorschläge bezogen sich weniger auf die Tagung, sondern auf die AGMB allgemein. So sollte die AGMB stärker als bisher politisch wirksam werden, indem sie Interessen bündelt. Dies auch gern in engster Abstimmung mit ZB MED, da Konsortialabschlüsse für Medizinbibliotheken auf diesem Wege verhandelt werden können und wir gemeinsam möglicherweise eine bessere Verhandlungsposition finden und ein besseres Ergebnis erreichen können.

Von 134 Mitgliedern konnten sich 22 grundsätzlich vorstellen, sich in der AGMB oder auch im Vorstand zu engagieren, 88 Mitglieder konnten sich keine Mitarbeit vorstellen, 24 waren sich darüber unsicher (Abbildung 5 [Abb. 5]).

Die Auswahl mehrerer vorgegebener Antworten war wieder bei der Frage, in welcher Form ein Engagement denkbar wäre, möglich. Die Übernahme eines Vortrages oder die Moderation eines Treffpunktes könnten sich 17 bzw. 16 Mitglieder vorstellen, 12 die Mitarbeit im Vorstand und 8 die Organisation einer Tagung. Für Sonstiges entschieden sich 10 Mitglieder, wobei lediglich ein Mitglied diese Antwort weiter ausführte, indem die Beförderung und Nutzung eines webbasierten Austausches zwischen den Tagungen skizziert wurde (Abbildung 6 [Abb. 6]).

In einer weiteren Darstellung wurde auf die Option „Keine Antwort“ verzichtet, um die Relation der gegebenen Antworten besser visualisieren zu können (Abbildung 7 [Abb. 7]).

Die Frage: „Was könnte für Sie ausschlaggebend sein oder werden, um sich in der AGMB zu engagieren?“ wurde von lediglich 21 Mitgliedern beantwortet. Einige gaben an, sich aus zeitlichen Gründen nicht engagieren zu können bzw. machten eine Mitarbeit davon abhängig, in ihrer hauptamtlichen Tätigkeit entlastet zu werden. Als eine wesentliche und nicht vorhandene Voraussetzung wurde mehrfach der Rückhalt der eigenen Institution genannt. Ein Engagement könnten manche sich vorstellen, wenn die AGMB andere Schwerpunkte setzt wie z.B. die Gründung einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Recherche für Evidenzsynthesen beschäftigt. Auf jeden Fall sollte der zeitliche Aufwand angemessen sein und auch planbar. Auch wurde die Befürchtung geäußert, dass der AGMB-Vorstand auf der Tagung so fest eingebunden sei, dass dann keine Zeit mehr bleibe für den Austausch mit den Kolleg*innen.

Von 81 Mitgliedern wurden Gründe genannt, warum für sie ein Engagement in der AGMB nicht in Frage kommt. Vielfach waren es wieder zeitliche und familiäre, aber auch finanzielle Aspekte bzw. der fehlende Rückhalt des Arbeitgebers. Einige schätzten ihren eigenen Kenntnisstand als zu gering ein, waren nicht oder nicht mehr oder künftig nicht mehr im medizinischen Bereich tätig bzw. entsprachen die eigenen Aufgaben nicht der Ausrichtung der AGMB. Auch sehr kritische Antworten zur Ausrichtung der AGMB wurden genannt, so sei diese zu wenig innovativ und interessant oder gar für engagierte Medizinbibliothekar*innen nicht der richtige Verband.

Die letzten 3 Fragen zielten auf ein mögliches Interesse an einer der zwischen den Tagungen angebotenen Fortbildungen. Eine Teilnahme konnten sich 87 der Teilnehmer*innen vorstellen, 37 schlossen sie grundsätzlich aus, 45 beantworteten diese Frage nicht (Abbildung 8 [Abb. 8]).

Folgende Themenvorschläge wurden gemacht:

  • Systematische Literaturrecherche und Evidenzbasierte Medizin (Übersichtsarbeiten, Metaanalysen, Methodik der Evidenzsynthese, Integration in den Lehrplan medizinischer Fakultäten, Aufbau EBM-konformer Informationsinfrastrukturen für niedergelassene Ärzt*innen und andere Mitarbeitende des Gesundheitswesens, Umgang mit Studien)
  • Umgang mit Datenbanken und Suchmaschinen, Bildung von Recherchestrategien, Finden grauer Literatur, PubMed und weitere Datenbanken
  • Vermittlung von Informationskompetenz (neue Ansätze, Entwicklungen und Formate insbesondere für Mediziner*innen, eLearning, Copyright Literacy in der Lehre, Teaching Library, Datenbankschulungskonzepte, Train-the-Trainer-Schulungen, beispielsweise wie konzipiere ich Schulungen für Literaturrecherchen für systematische Übersichtsarbeiten)
  • Neue Entwicklungen in der medizinischen Lehre (z.B. Open Educational Resources)
  • Open Access, Open Science, Urheberrecht, Datenschutz
  • (Forschungs)datenmanagement, Living Handbooks, Metadaten
  • Library carpentry, EDV-Grundkenntnisse und neue IT-Entwicklungen, Excel, Künstliche Intelligenz
  • Literaturverwaltungsprogramme (Endnote, Citavi, Zotero, JabRef) und alternative Metriken
  • E-Books (in Krankenhausbibliotheken) und Angebote in Bibliotheksportalen (aktuelle Entwicklungen, günstige Plattformangebote z.B. für Discovery-Systeme, Open Source Produkte, Veränderungen bei Vertrags- und Zugangsmodellen, Austausch zu besonderen Produkten in Bezug auf die Medizin wie AMBOSS, Meditricks und JoVE, Fragen der Lizenzierung inkl. Lizenzrechte und Umgang mit Verlagen, Apps und andere mobile Anwendungen)
  • Wissenschaftskommunikation und Wissensmanagement
  • (strategische) Bibliotheksausrichtung, Trends in Bibliotheken
  • Bibliotheksneubauten im medizinisch-naturwissenschaftlichen Bereich
  • Öffentlichkeitsarbeit, Nutzerbindung, Marketing
  • Personalmanagement, Ausbildung, Berufsnachwuchs
  • Clinical librarianship
  • Grafische Gestaltung von Infomaterialien und Postern
  • Erfahrungsaustausch medizinisches Fachreferat
  • Verwendung eines 3-D Scanners und Druckers oder Tablets effizient konfigurieren

Die letzte Frage gab schließlich wieder mehrere Antwortmöglichkeiten vor und wurde von 41 Mitgliedern noch beantwortet. Keine Zeit, um an einer Fortbildung außerhalb der Tagung teilzunehmen, haben 14, kein Interesse gaben 4 Mitglieder an und jeweils 6 bekommen entweder keine Genehmigung oder besuchen genügend andere Fortbildungen (Abbildung 9 [Abb. 9]), (Abbildung 10 [Abb. 10]).


Auswertung

Von den zum Zeitpunkt der Umfrage 376 aktiven Mitgliedern kamen 100 (26,6%) aus einer Krankenhausbibliothek und 194 (51,6%) aus einer Hochschulbibliothek. Damit entspricht die Verteilung der Mitglieder, die an der Umfrage teilgenommen haben (ca. 25% Krankenhausbibliothekar*innen, ca. 50% Hochschulbibliothekar*innen), in etwa der Verteilung unter den aktiven Mitgliedern und kann aufgrund der hohen Beteiligung (ca. 45%) als repräsentativ angesehen werden. Von den 169 Teilnehmer*innen an der Umfrage gaben 63 an, die AGMB-Tagung regelmäßig zu besuchen. Berücksichtigt man eine durchschnittliche Zahl von 120 Teilnehmer*innen (ohne die Firmenteilnehmer*innen) pro Tagung, so liegt auch hier die Beteiligung bei ca. 50%.

Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder, die nicht regelmäßig an den Tagungen teilnehmen, gab Gründe an, die hauptsächlich in der Verantwortung der AGMB bzw. des Vorstands und des jeweiligen Ortskomitees liegen. So lässt sich die Lage des Tagungsortes z.B. beeinflussen, indem verstärkt Ausrichter gesucht und gefunden werden, die an zentralen, gut zu erreichenden Standorten tätig sind. Diese Forderung zu erfüllen, wird jedoch durch die Größe des Gebietes schwierig, das Deutschland, Schweiz und Österreich zusammen einnehmen, aus dem immerhin die Mehrheit der Teilnehmer*innen kommen. Außerdem ist die Zahl der Einrichtungen, die sich zur Organisation der Tagung bereit erklären, in der Regel nicht groß genug, um nach geografischen Aspekten auszuwählen. Daher nimmt der Vorstand gern die Angebote auch von dezentraler gelegenen Bibliotheken an, um überhaupt die Tagung satzungskonform ausrichten zu können.

Anders als der Tagungsort können aber die beiden Faktoren Länge der Tagung und jährlicher Rhythmus durch den Vorstand frei gestaltet werden, notfalls auch durch Änderung der Satzung. Daher wurden diese Aspekte in der Plenumsdiskussion in Göttingen thematisiert. Die Mehrheit befürwortete in der Diskussion die Beibehaltung eines jährlichen Rhythmus, war aber offen für Vorschläge, die Tagung jedes zweite Jahr in einer reduzierten Variante (z.B. ohne Firmenausstellung, aber mit Walking Agents oder im Rahmen einer anderen Tagung) durchzuführen. Als Diskussionsergebnis nahm der Vorstand die Option mit, in dieser Frage flexibel agieren zu können. Auch begrüßte die Mehrheit die Beibehaltung der Dauer von 3 Tagen (bzw. wie bisher 2 halben und einem ganzen Tag). Der Vorstand nahm hier die Anregung mit, das Programm so umzugestalten, dass den Mitgliedern die Wahl bleibt, für 3 Tage zu kommen oder nur für 2 Tage. Um diese Flexibilität zu erreichen, wird die Mitgliederversammlung zwingend verlegt werden müssen.

Im Hinblick auf die Rolle der Firmen bei den Tagungen erklärten viele Diskussionsteilnehmer*innen, dass ihnen gerade die Möglichkeit, auf der Tagung mit Firmenvertreter*innen zu sprechen und neue Produkte kennenzulernen, sehr wichtig sei. Daher werden die Firmen auch zukünftig in der einen oder anderen Form eingebunden werden. Viele weitere Verbesserungsvorschläge wurden gemacht, so z.B. das Programm an sich interaktiver zu gestalten sowie innovative Methoden (wie World Café) einzubinden. Auch konkrete Themenvorschläge wurden genannt, die der Vorstand aufgreifen und bereits auf der nächsten Tagung zu realisieren versuchen wird. In seiner Arbeit bestätigt sieht sich der Vorstand vor allem hinsichtlich der Tagungsvorbereitung zusammen mit den Ortskomitees, aber auch in der Gestaltung des inhaltlichen Programmes und wird hier auch zukünftig die Evaluationen und die Gespräche mit den Kolleg*innen nutzen, um das Programm aktuell gestalten zu können und die Vorschläge umzusetzen.

Der Fragekomplex Mitarbeit im AGMB-Vorstand wurde bei der Diskussion in Göttingen aus Zeitgründen nicht weiter erörtert. Ergebnis der Umfrage ist, dass von 134 Mitgliedern 88 und damit weit mehr als die Hälfte (65,7%) eine Mitarbeit im Vorstand bzw. in der AGMB (zum Zeitpunkt der Befragung) ausschließen. Dieser doch recht hohen Zahl standen aber immerhin 22 Mitglieder gegenüber, die sich ein Engagement vorstellen können (16,4%) und 24 (17,9%), die unsicher sind. Unter den Gründen, die für die 88 Mitglieder gegen eine Mitarbeit sprechen, finden sich einige, auf die die AGMB keinen Einfluss hat (z.B. fehlender Rückhalt in der eigenen Institution) und aus denen der Vorstand daher keine Anregungen für zukünftiges Handeln ableiten kann. Viele andere Gründe jedoch wie fehlendes Fachwissen oder hoher zeitlicher/finanzieller Aufwand lassen sich größtenteils relativieren, indem der Vorstand noch stärker das Gespräch mit den Mitgliedern sucht, um bestehende Unsicherheiten zu beseitigen. Auch können manche Vorbehalte gegenüber der AGMB möglicherweise ausgeräumt werden, indem man sich der Themen annimmt, die Kritiker als innovativer, moderner und interessanter sehen, weil sie z.B. auf den EAHIL-Veranstaltungen präsentiert werden und aktuelle europäische Entwicklungen widerspiegeln. Hoffnung besteht allein schon deshalb, weil auch diejenigen Umfrageteilnehmer*innen, die ihre Unzufriedenheit mit der AGMB deutlich geäußert haben, immer noch Mitglied sind und schon damit ihr grundsätzliches Interesse an der AGMB und ihrer Weiterentwicklung deutlich machen.

Auch die Frage nach dem Interesse an den Fortbildungen zwischen den Tagungen konnte aus Zeitgründen in der Plenumsdiskussion in Göttingen nicht vertieft werden. Bei der Umfrage erklärten deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen ihr Interesse an diesen Veranstaltungen. Zahlreich waren die Themenvorschläge, die der Vorstand aufgreifen und nach geeigneten Referent*innen suchen wird. Viele dieser Vorschläge können auch für die Gestaltung des inhaltlichen Programms der nächsten Tagung genutzt werden. Workshops auf der Tagung werden schließlich wie gewünscht weiterhin einen wichtigen Anteil haben.


Zusammenfassung und Ausblick

Die hohe Teilnahme an der Umfrage sowie die rege Beteiligung in der Plenumsdiskussion in Göttingen zeugen von einem großen Interesse unter den Mitgliedern der AGMB für die zukünftige Ausrichtung der Tagung und des Vereines selbst. Neben den vielen positiven Kommentaren und Anregungen gab es auch vereinzelte sehr kritische Stimmen, die die Sinnhaftigkeit der AGMB und ihrer Tagung in Frage stellten. Defizite werden dabei vor allem im Vergleich zur europäischen Vereinigung EAHIL benannt, die wesentlich stärker auf Themen wie Evidenzbasierte Medizin (EBM) und systematische Literaturrecherchen eingeht, als es in der AGMB bisher der Fall war. Einige Anregungen, wie die stärkere Berücksichtigung von EBM-Themen, wurden bereits aufgegriffen und lassen auf eine größere zukünftige Beteiligung entsprechend interessierter Mitglieder hoffen. Auch wird der Vorstand weiterhin den Austausch mit der EAHIL suchen und Anregungen für Themen und Referent*innen aufnehmen.

Die Mehrheit der Mitglieder aber ist mit der AGMB und ihrer Tagung im Großen und Ganzen zufrieden. Die gegebenen Anregungen wird der Vorstand aufgreifen und nach Möglichkeit realisieren. Ein erfreuliches Nebenergebnis der Umfrage und der anschließenden Diskussion in Göttingen ist die Tatsache, dass sich einige Kolleg*innen meldeten, die sich vorstellen können, eine der nächsten Tagungen auszurichten. Auch erklärten zwölf Mitglieder in der Umfrage ihr Interesse an einer Mitarbeit im Vorstand, so dass der Vorstand der AGMB e.V. optimistisch in die Zukunft des Vereines und seiner Tagung blickt.

Der Dialog zwischen Vorstand und Mitgliedern soll kontinuierlich weitergeführt werden. Anregungen und Feedback, auch zu den Themen, die in Göttingen weniger intensiv diskutiert wurden, sind dem Vorstand jederzeit willkommen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.