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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Open Access an der Universität(smedizin) Mainz

Open access at the University and University Medical Center in Mainz

Case Report Open Access

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  • author Karin Eckert - Universitätsbibliothek, Johannes Gutenberg Universität, Mainz, Deutschland
  • corresponding author Stefanus Schweizer - Universitätsbibliothek Mainz, Bereichsbibliothek Universitätsmedizin, Mainz, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2019;19(1-2):Doc15

doi: 10.3205/mbi000440, urn:nbn:de:0183-mbi0004406

Published: September 10, 2019

© 2019 Eckert et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat sich sehr früh im Bereich Open Access engagiert. Ein Schwerpunkt bildet der von Universität und Universitätsmedizin paritätisch verwaltete Publikationsfonds. Der Fonds wurde seit 2012 kontinuierlich ausgebaut, ebenso wir die weiteren Aktivitäten rund im Open Access (Repositorium, Lizenzen, Verträge mit Verlagen). Mit der Transformation von subskriptionsbasierten auf publikationsbasierte Kostenmodelle wird das Thema Open Access in der Bedeutung weiter steigen. Die Bereichsbibliothek Universitätsmedizin, die sich bisher im Wesentlichen auf allgemeine Information über Open Access (Bewerbung der vorhandenen Möglichkeiten, Vorstellungen in Veranstaltungen) beschränkt hat, wird Ihre Aktivitäten künftig ausbauen (Ausbau des Informations-, Kurs- und Beratungsangebots, Unterstützung bei der Umsetzung der DEAL-Verträge).

Schlüsselwörter: Johannes Gutenberg Universität, Medizinbibliothek, Open Access, Projekt DEAL, Erfahrungsbericht

Abstract

The Johannes Gutenberg University (JGU) in Mainz has been involved in open access since early stages. One of its strengths is the shared fund for publications, which is parity managed by the JGU and the University Medical Center Mainz. These funds have increased since 2012, as well as other open access activities (repositories, licenses, contracts with publishers). With the transformation from subscription-based to publication-based cost models, the importance of open access will continue to grow. The departmental library of the University Medical Center Mainz, which so far has focused primarily on general aspects on open access (promotion of the existing possibilities, presentations in events), will be increasing its activities in the future (development of information, training and advisory services, support for the implementation of DEAL contracts).

Keywords: Johannes Gutenberg University, medical library, open access, project DEAL, case report


Ausgangslage

Die Johannes Gutenberg-Universität-Mainz (JGU) und die mit ihr eng verbundene Universitätsmedizin unterstützen seit langem das Ziel des freien und uneingeschränkten Zugangs zu wissenschaftlichen Informationen, erklärt und bekräftigt durch die Verabschiedung der Open-Access-Policy 2012 [1], die Unterzeichnung der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Informationen [2] sowie der OA 2020 Mission [3] bereits im Jahr 2016. Sämtliche Aktivitäten und Informationen über die kontinuierlichen und intensiven Open-Access-Aktivitäten sind auf der Website Open Access Publizieren (https://www.openaccess.uni-mainz.de/) zu finden.


Publikationsfonds

Ein zentraler Baustein der OA-Aktivitäten war die Einrichtung eines Publikationsfonds für originäre (goldene) Open-Access-Zeitschriftenartikel im Jahr 2012, zunächst aus Eigenmitteln, später mit wesentlicher Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Fonds wurde kontinuierlich weiterentwickelt mit einem Mittelanstieg von 30.000 € im Jahr 2012 auf 140.000 € im Jahr 2019. In diesen Mitteln enthalten sind zusätzliche Sondermittel der Universitätsbibliothek, die auch zur Förderung anderer Publikationsformate wie Buchbeiträge oder Monographien eingesetzt werden. Die Vergaberichtlinien entsprechen den DFG-Förderkriterien. Darüber hinausgehend wurden weitere Kriterien festgelegt, mit denen die Nachnutzbarkeit der finanzierten Publikationen für die Forschung abgesichert ist. Hierzu gehört die Verwendung einer offenen CC-Lizenz. Damit ist auch die Möglichkeit gegeben, lokale Kopien der Publikationen in das institutionelle Repositorium „Gutenberg Open“ zu übernehmen (https://publications.ub.uni-mainz.de/opus/index_opus.html). Dies erfolgt zur Zeit noch in einem manuellen Prozess, mittelfristig sollen jedoch automatisierte Verfahren, wie z.B. der Datenaustausch über DeepGreen, zum Einsatz kommen.

Die Kostendokumentation der aus dem Fonds finanzierten Publikationen erfolgt ebenfalls in Gutenberg Open. Die dort erfassten Kostendaten für Zeitschriftenartikel werden an den Dienst „OpenAPC“ ausgeliefert (Abbildung 1 [Abb. 1]) und können öffentlich eingesehen und für übergreifende Kostenanalysen genutzt werden. Wie an den dort aggregierten Preisangaben erkennbar wird, steigen die jährlichen Durchschnittskosten der aus dem Mainzer Fonds finanzierten Publikationen kontinuierlich, sodass bei Einhaltung der absoluten Preisobergrenze von 2000 € eine Finanzierung von Artikeln immer öfter abgelehnt werden muss. Dies wird von den AutorInnen in der Beratung häufig problematisiert, ebenso wie der Ausschluss hybrider OA-Publikationen von der Förderung. Jedoch überzeugen im persönlichen Gespräch die zuletzt auch in den Empfehlungen der TU9 dargelegten strategischen Argumente für eine konsequente Umsetzung dieser Kriterien fast immer [4].

Der wissenschaftliche Nachwuchs – hierunter werden WissenschaftlerInnen verstanden, die als DoktorandInnen, Postdocs, Postgraduierte oder Junior-ProfessorInnen mit befristetem Arbeitsvertrag an der Universität beschäftigt sind, sowie eingeschriebene Studierende in Masterstudiengängen – soll besonders gefördert werden, angestrebt wird eine Vergabe von mind. 50% der Mittel. Bei dieser Zielgruppe ließ sich an JGU und Universitätsmedizin in letzter Zeit ein deutlich zunehmendes Interesse am Open-Access-Publizieren beobachten: Wurden 2017 nur 44% der Mittel für NachwuchswissenschaftlerInnen aufgewendet, stieg dieser Anteil in 2018 auf 65%.

Der Publikationsfonds wird durch eine zentrale Stelle der Universitätsbibliothek koordiniert und in Zusammenarbeit von UB und Ressort Forschung und Lehre der Universitätsmedizin verwaltet. Neben der praktischen Abwicklung nimmt die persönliche Beratung einen großen Schwerpunkt ein. Darüber hinaus wird für die Forschenden eine jährliche Vortragsveranstaltung zu den aktuellen Themen des OA-Publizierens angeboten. Dies war im Jahr 2018 die Veranstaltung „Freie Sicht auf große Werke“ [5] zum Open-Access für Monographien.

Wichtig für die Weiterentwicklung des Fonds ist die Vereinfachung der Workflows. Hierfür wurden mehrere Rahmenverträge oder Beteiligungen an konsortialen Lizenzen zur automatisierten Anrechnung von Artikeln und zentraler Rechnungslegung mit einzelnen OA-Verlagen abgeschlossen. Voraussetzung für diese Vertragsabschlüsse ist es, dass das Angebot des jeweiligen Verlags die Anforderungen an einen einheitlichen Workflow in der Kommunikation zwischen Verlag, AutorInnen und Publikationsfonds unterstützt. Die für den Publikationsfonds geltenden Förderkriterien werden auch auf Publikationen aus diesen Rahmenverträgen angewendet.


Technische Infrastrukturen und Publikationsanalysen

Bereits seit 2002 werden AutorInnen durch die Möglichkeit einer Erst- oder Zweitveröffentlichung im institutionellen Open-Access-Repositorium „Gutenberg Open“ unterstützt. Seit dem Jahr 2008 wird das Repositorium zugleich als Universitätsbibliographie genutzt, für die allerdings keine Meldepflicht besteht, sodass das Vorhaben einer vollständigen bibliographischen Erfassung des Publikationsaufkommens der JGU bisher nicht erreicht wurde. Für die Universitätsmedizin erfolgt eine lückenlose Datenerfassung der Publikationen in einem selbst entwickelten System (https://wims.imbei.uni-mainz.de/). Allerdings gibt es bisher keine Schnittstelle für den Datenaustausch zwischen diesem System und der sonstigen Publikationsinfrastruktur der Universitätsbibliothek.

Jährliche Publikationsanalysen wurden deshalb seit 2012 auf Basis der Web of Science Core Collection vorgenommen. Zuletzt wurde im März 2019 eine Auswertung für die Jahre 2013–2018 vorgenommen. Der Zuwachs von OA-Aufsätzen für JGU und Universitätsmedizin in diesem Datenset liegt bei ca. 1,5% p.a. (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Aktuell durchläuft die technische Infrastruktur für das Repositorium einen vollständigen Systemwechsel. Zusätzlich ist an der JGU ein Forschungsinformationssystem mit Schnittstellen zu verschiedenen externen Metadatenquellen und zum Repositorium geplant, sodass die notwendigen technischen Voraussetzungen für eine komfortable umfassende Verzeichnung des Publikationsaufkommens zukünftig gegeben sein werden.


Aktuelle Entwicklungen bei der Finanzierung von Publikationskosten

Die JGU beteiligt sich aktiv an der Transformation von subskriptionsbasierten auf publikationsbasierte Kostenmodelle. Im laufenden Jahr 2019 ist dabei insbesondere die Teilnahme am Wiley-Vertrag des DEAL-Projekts und die dafür erforderliche Entwicklung neuer Geschäftsprozesse in der Universitätsbibliothek zu nennen. Eng verbunden hiermit ist auch der Bedarf an technischen Lösungen, mit denen die korrekte Zuordnung der AutorInnen zur Johannes Gutenberg-Universität bzw. der Universitätsmedizin verifiziert werden können. Weiterhin beteiligt sich die UB an folgenden Transformationsprojekten: Allianzlizenz der Cambridge Journals Online (Publish&Read-Modell) 2019–2021, OA-Transformation der Zeitschrift „Hormone and Metabolic Research“ des Thieme Verlags, Teilnahme an SCOAP (Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics) 2017–2019 (Fortsetzung ab 2020 beantragt, https://scoap3.org/), und die Beteiligung an mehreren Knowledge-Unlatched-Projekten (http://www.knowledgeunlatched.org/).


Aktivitäten der Bereichsbibliothek Universitätsmedizin

Die Bereichsbibliothek Universitätsmedizin (BBUM) spielt aktuell (noch) keine große aktive Rolle beim Thema Open Access. Selbstverständlich wurden die Open-Access-Aktivitäten der Universität bzw. Universitätsmedizin beworben (Flyer, Blog, Intranet der Universitätsmedizin). Auch im Rahmen von Veranstaltungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs wurde Open Access thematisiert (Vorlesung wissenschaftliches Bibliographieren mit der Zielgruppe Doktoranden, Masterstudiengang Epidemiologie, Coffee Lectures).

Die Bedeutung von Open-Access wird – insbesondere im Hinblick auf den Transformationsprozess (DEAL) – stark zunehmen. Die BBUM sieht sich künftig in einer wichtigen Rolle an der Schnittstelle zwischen Fachbereich und UB. Konkret werden die Aktivitäten im Benutzungsbereich ausgebaut (Information, Beratung, Verankerung im Kursangebot), aber auch im administrativen Bereich (z.B. Beteiligung an einer UB-internen Arbeitsgruppe zur Umsetzung der DEAL-Verträge). Für November 2019 ist eine gemeinsame Open-Access-Informationsveranstaltung für den Fachbereich Universitätsmedizin geplant.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Open Access-Policy der JGU. Januar 2012 [Zugriff am 20.08.2019]. Verfügbar unter: https://www.blogs.uni-mainz.de/openaccess-jgu/files/2012/04/OpenAccessPolicy.pdf External link
2.
Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. 22. Oktober 2013 [Zugriff am 20.08.2019]. Verfügbar unter: https://openaccess.mpg.de/3883/Signatories External link
3.
Max Planck Digital Library. OA 2020 Mission: Expression of Interest in the large scale implementation of Open Access to scholary journals. 2016 [Zugriff am 20.08.2019]. Verfügbar unter: https://oa2020.org/mission/2016 External link
4.
TU9-Handreichung zu einheitlichen Kriterien für Open-Access-Publikationsfonds.12/2018 [Zugriff am 03.08.2019]. Verfügbar unter: https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/bef56551-0848-42dc-8c09-fd38c128eaf4/TU9-HR_Kriterien_OA-Fonds_12-2018.pdf External link
5.
Freie Sicht auf große Werke. Innovationspotentiale, Qualitätssicherung und Finanzierungsoptionen für Open Access-Buchprojekte: Programm. 19.11.2018. Verfügbar unter: https://www.openaccess.uni-mainz.de/files/2018/11/Freie-Sicht-ausf%C3%BChrliches-Programm.pdf External link
6.
Johannes Gutenberg University of Mainz. In: OpenAPC. [Zugriff am 29.8.2019]. Verfügbar unter: https://treemaps.intact-project.org/apcdata/jgu-mainz/ External link
7.
Web of Science Core Collection. [Zugriff am 22.03.2019].