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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2014: Würdigung der Preisträger

Competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2014: Introduction of the winners

Mitteilung Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Eike Hentschel - Universitätsbibliothek Kiel, Medizinische Abteilung, Kiel, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2014;14(3):Doc17

doi: 10.3205/mbi000314, urn:nbn:de:0183-mbi0003140

Published: December 19, 2014

© 2014 Hentschel.
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Zusammenfassung

Die Preisträger des Wettbewerbs „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2014 („Abholbox“, „MEDBOX – The Aid Library“) werden vorgestellt.

Schlüsselwörter: AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2014, Preisträger

Abstract

The winners of the competition “Pioneer projects in medical libraries” 2014 („Abholbox“, „MEDBOX – The Aid Library“) are introduced.

Keywords: competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2014, winners


Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2014: Würdigung der Preisträger

Von Dezember 2013 bis März 2014 waren Medizinbibliotheken aus allen Ländern der AGMB-Mitglieder aufgerufen, sich selber mit einem Projekt zu bewerben oder eine andere Medizinbibliothek für die Auszeichnung vorzuschlagen. Es sollten sich dabei ausdrücklich Medizinbibliotheken aller Sparten (z.B. Krankenhaus-, Pharma- und Hochschulbibliotheken sowie Bibliotheken an Forschungs- und Pflegeeinrichtungen) und aller Größen (von großen Universitätsbibliotheken bis hin zu OPL-Bibliotheken) angesprochen fühlen. Auch sollten bei der Preiswürdigkeit eines Projekts nicht dessen Größe und Umfang oder der geleistete finanzielle und personelle Aufwand, sondern explizit die innovative Idee und deren Umsetzung unter den lokalen Bedingungen zählen. So war der Wettbewerb im Dezember 2013 in GMS Medizin– Bibliothek – Information ausgeschrieben worden [1].

Bis zum Bewerbungsschluss am 31.03.14 wurden 4 Wettbewerbsbeiträge eingereicht.

Dafür sei an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beiträgerinnen und Beiträger ausgesprochen. Sie alle haben mit Ihrer Teilnahme dazu beigetragen, dass in der AGMB ein lebendiger Austausch unter den Mitgliedern und im Kollegenkreis stattfindet.

Eine Jury, bestehend aus den Leitern der Arbeitskreise der Bibliothekssparten in der AGMB, dem Stifter des Preises, 2 gewählten Mitgliedern und 2 Vorstandsmitgliedern hat sich in den darauf folgenden Monaten ausführlich mit allen Beiträgen beschäftigt. Es fanden sehr spannende Diskussionen und Abstimmungsrunden statt, diesmal auch mit ausführlichen Rückfragen an die Kandidaten.

Am Ende konnte die Jury einen 1. und einen 2. Preisträger bestimmen. Als Preisgelder wurden den Projekten 500 bzw. 300 EUR zugesprochen. Die Reihung der einzelnen Projekte ist intensiv diskutiert worden und die Entscheidung am Ende sehr knapp ausgefallen insbesondere auch zwischen Platz 1 und 2.

  • 1. Platz:
    „Die Abholbox“
    Maike Piegler, Ärztekammer Hamburg – Bibliothek des Ärztlichen Vereins

Eine Hauptzielgruppe dieser medizinischen Spezialbibliothek sind niedergelassene Ärzte.

Da diese in der Regel während der Öffnungszeiten tagsüber keine Zeit haben, um in die Bibliothek zu kommen, haben sich die Hamburger Kolleginnen und Kollegen einen neuen Service ausgedacht, wie das Buch einfacher zum Arzt gelangen kann.

Ausgeliehene Bücher werden von den Bibliothekaren in die verschlossene Abholbox gelegt und können vom Entleiher per Zahlencode entnommen werden.

Die Jury schätzt diese Idee und deren Umsetzung als im besten Sinne einfach wie absolut praxis- und serviceorientiert ein. Es handelt sich um einen effektiven und gleichzeitig nicht allzu kostenintensiven Service, der das Problem „Wie kommt das Buch zum Arzt?“ sehr gelungen löst. Auch steckt dahinter ein ganz klar analysierter Bedarf einer bestimmten Gruppe von Bibliotheksnutzern, in diesem Fall ist es sogar eine Kern-Klientel der Bibliothek. Nachfragen der Jury ergaben, dass der Service in der Praxis und bei einer wachsenden Anzahl von Nutzern angekommen ist. Bei wachsendem Bedarf kann man dynamisch vor Ort reagieren und die Abholbox erweitern. Gerade aus der Sicht von kleineren Bibliotheken, die ihre Öffnungszeiten nicht beliebig ausdehnen können und geringere finanzielle Spielräume haben als große Universalbibliotheken, bietet dieses Projekt nachahmenswerte Ideen für Nachnutzungen mit vertretbarem Aufwand.

  • 2. Platz:
    MEDBOX – The Aid Library
    Sieglinde Mauder und Dr. Joost Butenop, Missionsärztliches Institut Würzburg

Bei der MEDBOX handelt es sich um eine weltweit nutzbare und frei zugängliche medizinische Open-Source-Bibliothek, erreichbar unter http://www.medbox.org/.

Sie bündelt Dokumente zur Gesundheitsfürsorge in ressourcenarmen Ländern auf einer Website und stellt sie dort zur Verfügung.

Ziel ist es, die Qualität in der internationalen gesundheitsorientierten Not- und Katastrophenhilfe zu steigern und zu sichern.

Die Jury fand allein schon bemerkenswert, dass eine deutsche Medizinbibliothek an einer solchen Projektidee maßgeblich mitbeteiligt ist. Denn die Not- und Katastrophenhilfe ist bei deutschen Medizinbibliotheken ein bisher absolut unterschätztes Gebiet. Im Gegensatz z.B. zu den USA, wo diverse Medizinbibliotheken sich des Themas angenommen haben.

Der Dienst wird von 18 deutschen Hilfsorganisationen und Institutionen in einem Gemeinschaftsprojekt getragen. Für die Jury war dies ein wesentliches Indiz dafür, dass von den Fachleuten ein absoluter Bedarf für dieses Angebot gesehen und ein Service geschaffen wurde, der bisher gefehlt hat.

Die Informationen und Inhalte werden unter einer funktionellen Oberfläche nach erfolgter Relevanz-Bewertung zielgerichtet zur Verfügung gestellt. Sicherlich handelt es sich dabei um Informationen aus bisher schon frei zugänglichen Quellen. Aber wahrscheinlich sind nur eben solche sinnvoll, wenn Entwicklungsländer mit ihren beschränkten Ressourcen überhaupt darauf zugreifen können sollen. Die Webseiten sind übersichtlich, layoutmäßig sehr ansprechend gestaltet und in einem hervorragenden Englisch präsentiert. Auch werden Soziale Netzwerke sinnvoll eingebunden. Außerdem hat die Jury es sehr positiv bewertet, dass die Praxistauglichkeit der MEDBOX in tatsächlichen Krisensituationen schon belegt wurde und das Tool weiterentwickelt werden soll. Eine nachhaltige Arbeit dieses Dienstes ist auch wegen der schon erwähnten Beteiligung vieler deutscher Hilfsorganisationen an der MEDBOX sehr wahrscheinlich.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Hentschel E. Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken – Ausschreibung für den AGMB-Wettbewerb 2014. GMS Med Bibl Inf. 2013;13(3):Doc24. DOI: 10.3205/mbi000288 External link