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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2013: Würdigung der Preisträger

Mitteilung Leuchtturmprojekte

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  • author Eike Hentschel - Universitätsbibliothek Kiel, Medizinische Abteilung, Kiel, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2013;13(3):Doc20

doi: 10.3205/mbi000284, urn:nbn:de:0183-mbi0002847

Published: December 20, 2013

© 2013 Hentschel.
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Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2013: Würdigung der Preisträger

Von Dezember 2012 bis März 2013 waren Medizinbibliotheken aus allen Ländern der AGMB-Mitglieder aufgerufen, sich selber mit einem Projekt zu bewerben oder eine andere Medizinbibliothek für die Auszeichnung vorzuschlagen. Es sollten sich dabei ausdrücklich Medizinbibliotheken aller Sparten (z.B. Krankenhaus-, Pharma- und Hochschulbibliotheken sowie Bibliotheken an Forschungs- und Pflegeeinrichtungen) und aller Größen (von großen Universitätsbibliotheken bis hin zu OPL-Bibliotheken) angesprochen fühlen. Auch sollten bei der Preiswürdigkeit eines Projekts nicht dessen Größe und Umfang oder der geleistete finanzielle und personelle Aufwand, sondern explizit die innovative Idee und Umsetzung unter den lokalen Bedingungen zählen.

Bis zum Bewerbungsschluss am 31.03.13 wurden 5 Wettbewerbsbeiträge eingereicht.

Dafür an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Beiträgerinnen und Beiträger. Sie alle haben mit Ihrer Teilnahme dazu beigetragen, dass in der AGMB ein lebendiger Austausch unter den Mitgliedern und im Kollegenkreis stattfindet.

Eine Jury, bestehend aus den Leitern der 4 Arbeitskreise der in der AGMB vertretenen Bibliothekssparten, 2 Vorstandsmitgliedern, dem Stifter des Preises und zwei weiteren gewählten Mitgliedern hat sich in den darauf folgenden Monaten ausführlich mit allen Beiträgen beschäftigt. In sehr spannenden und interessanten Diskussionen und Abstimmungsrunden konnte die Jury am Ende 3 Preisträger bestimmen, das ausgelobte Preisgeld von 1000 EUR wurde in der Reihenfolge 500 EUR für den 1. Platz, 300 EUR für den 2. Platz und 200 EUR für den 3. Platz aufgeteilt. Die Reihung der einzelnen Projekte ist intensiv diskutiert worden und die Entscheidung am Ende wirklich äußerst knapp ausgefallen.

  • 1. Platz:
    Optimierung des Lehrbuchbestandes durch detaillierte Nutzungsstatistiken
    Dr. Helge Knüttel, Universitätsbibliothek Regensburg

Eine uralte Fragestellung für diejenigen, die für den Aufbau eines Medienbestandes verantwortlich sind, lautet: Stellen wir auch tatsächlich das „richtige“ Angebot zur Verfügung? Gerade in Medizinbibliotheken besitzt die Lehrbuchsammlung für das lernintensive Fach Medizin eine hohe Bedeutung und stellt einen absoluten Frequenzbringer dar.

Der optimale Einsatz des vorhandenen Bibliotheksetats stellt die Bibliothek somit auch an dieser Stelle immer wieder vor große Herausforderungen.

In unserem Gewinner-Projekt wird dieses Problem am Beispiel der optimal vorzuhaltenden Exemplarzahlen des Lehrbuchbestandes angegangen. Es wurde der Ansatz gewählt, vor Ort bisher fehlende Ausleihstatistiken mittels einer MySQL-basierten Statistikdatenbank automatisiert, detailliert und differenziert zu erheben.

Dafür wurde eine feine technische, nicht zu arbeitsintensive Lösung vorgestellt, die mit relativ geringem Aufwand in Eigenregie umgesetzt werden konnte und im Frontend einfach zu bedienen ist. Auch wenn manche Bibliothekssysteme wie z.B. Sisis diese Funktionalitäten so oder in ähnlicher Form bereits bieten mögen und Bibliotheken diese an anderer Stelle schon seit längerem nutzen, stellt die Lösung unter den lokalen Bedingungen einen erheblichen Fortschritt dar.

Mit den Nutzungsanalysen stehen qualifizierte Daten für zukünftige Kaufentscheidungen zur Verfügung, mit denen eine Verbesserung des Bibliotheksangebotes erreicht werden kann.

Sie ermöglichen eine Anschaffungspolitik, die vom Nutzer direkt wahrgenommen und deren Erfolg sich direkt durch gesteigerte Ausleihzahlen messen lässt. Beide Seiten – Bibliothek und Nutzer – profitieren von dieser Neuerung.

Es besteht durchaus ein Modell- und Vorbildcharakter. Sofort ergibt sich die Fragestellung (und der Wunsch?), ob eine Anwendung auch in anderen Bibliothekssystemen realisiert werden kann. Wenn ja, werden sich möglicherweise auch über die Grenzen der UB Regensburg hinweg dankbare Anwender finden.

Und warum die Nutzungsanalysen dann nicht gleich auf alle Titel ausdehnen, die man gekauft hat?

  • 2. Platz:
    Systematische Literaturrecherche an der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
    Maria-Inti Metzendorf/Dr. Martina Semmler-Schmetz, Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

Das Projekt beschreibt mit der systematischen Literaturrecherche als ein Baustein des Publikations- und Wissenstransferprozesses ein interessantes neues Betätigungsfeld für Bibliotheken, auf dem wir Medizinbibliotheken als Kompetenzpartner und Dienstleister in Erscheinung treten können. Der Bedarf nach dieser Dienstleistung scheint sich aktuell an etlichen Standorten aller Bibliothekssparten dynamisch zu entwickeln. Dabei wird uns Bibliothekaren diese Aufgabe offenbar zugetraut, und wir selbst als Informationsspezialisten sehen es auch als unsere Aufgabe an.

Wir werden uns vermutlich zunehmend mit diesem Thema befassen müssen. Dabei entstehen natürlich viele Fragen und Probleme. Das vorgestellte Projekt ist insofern neuartig und innovativ in Deutschland, leistet Vorarbeit für viele andere Standorte, hat Modellcharakter und damit eine Strahlkraft auch über den Projekt-Standort Mannheim hinaus, weil

a. systematisch die Voraussetzungen untersucht und dokumentiert werden, die eine Bibliothek als Erbringer dieser Dienstleistung erfüllen muss (z.B. bezüglich Fortbildung, Personalbedarf, Organisation, Kooperationen, Finanzen usw.).

b. ein Konzept für diese Dienstleistung im Produktionsbetrieb erstellt und realisiert wird, das in vielen Elementen als Vorbild zur Nachnutzung für andere Standorte dienen könnte.

In Zeiten, in denen Bibliotheken/Informationseinrichtungen einem zunehmendem Rechtfertigungsdruck um ihre „Daseinsberechtigung“ ausgesetzt sind, brauchen wir Ideen für die Weiterentwicklung unserer Aufgaben und Dienstleistungskonzepte in der Zukunft. Dieses Projekt beschreibt ein solches Konzept und könnte zu einer besseren Anbindung der Bibliothek in den Wissenschaftsbetrieb führen, ganz im Sinne des „embedded librarian“-Konzepts.

Da das Projekt zur Zeit noch eine Zukunftswerkstatt darstellt und sich der tatsächliche Bedarf erst wird bestätigen müssen, hat sich die Jury zu diesem frühen Zeitpunkt trotz der wirklich innovativen Strahlkraft für den 2. Platz entschieden.

  • 3. Platz:
    Konsequente Erschließung und Bewerbung von E-Books
    Bereichsbibliothek Universitätsmedizin, UB Mainz

Dieses Projekt greift ein sehr präsentes uns allen bekanntes Problem aus der täglichen Benutzungspraxis auf, nämlich die mangelnde Sichtbarkeit von lizenzierten E-Books für den Benutzer, und bietet pragmatische Lösungen dafür an.

Für eine effektivere Präsentation des E-Book-Angebots werden vorhandene Instrumente und Funktionalitäten eingesetzt und ganz neu präsentiert. Die strukturierte Darstellung auf einer eigenen Webseite bietet unterschiedlich aufbereitete Sucheinstiege, die zu dem passenden E-Book-Angebot führen und eine verbesserte, vielleicht vermehrte Nutzung der E-Books ermöglichen.

Bei diesem Projekt hat die Jury insbesondere die einfache, aber zielführende Idee und die pragmatische Herangehensweise für preiswürdig gehalten und im übrigen auch für nachahmenswert. So ist eine Nachnutzung unkompliziert auch für OPLs möglich.

Auch die beiden nicht prämierten Projekte sollen an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden. Es handelt sich um „Das Discovery-System CaRLO der Zentralbibliothek des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg“ von Dagmar Sitek und Sascha Szott sowie „Vorstellung der drei Patientenbibliotheken im Klinikum Stuttgart im hauseigenen Fernsehprogramm“ von Christa Giese. Beide Projekte hat die Jury mit großem Interesse zur Kenntnis genommen und waren lange im Rennen um eine Prämierung.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.