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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

LeibnizOpen – das Portal für Open-Access-Publikationen der Leibniz-Gemeinschaft

LeibnizOpen – the portal for Open Access publications from the Leibniz Association

Fachbeitrag

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  • corresponding author Agathe Gebert - Fachinformation für Sozialwissenschaften, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Köln, Deutschland
  • Anita Eppelin - Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED), Köln/Bonn, Deutschland
  • Benjamin Zapilko - Wissenstechnologien für Sozialwissenschaften, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Köln, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2013;13(1-2):Doc17

doi: 10.3205/mbi000281, urn:nbn:de:0183-mbi0002818

Published: October 1, 2013

© 2013 Gebert et al.
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Zusammenfassung

Die Leibniz-Gemeinschaft unterstützt Open Access auf strategischer, d.h. Organisationsebene sowie auf Institutsebene. Die Leibniz-Einrichtungen fördern Open Access – ideell und finanziell – als Publikationsweg und geben zahlreiche Open-Access-Zeitschriften heraus. Mit ihrem Portal für Open-Access-Publikationen, LeibnizOpen (http://www.leibnizopen.de/), setzt die Leibniz-Gemeinschaft insbesondere ihre „Leitlinien zu Open Access in der Leibniz-Gemeinschaft” um, die den freien Austausch qualitätsgeprüfter Forschungsergebnisse im Sinne der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen zum Ziel haben. LeibnizOpen bündelt die frei verfügbaren Publikationen von Leibniz-Forscherinnen und -Forschern und ist somit das zentrale Verzeichnis für Open-Access-Publikationen aus der Leibniz-Gemeinschaft. Technisch gesehen ist es ein Aggregator einer Reihe von Fachrepositorien, die überwiegend von den Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft betrieben werden und den entsprechenden Fach-Communities die Recherche sowie die Archivierung von frei im Netz verfügbaren Publikationen ermöglichen. Dazu werden die Inhalte dieser Repositorien mittels gemeinsamer technischer und Metadaten-Standards zusammengeführt. Daneben werden flankierend Aktivitäten zur Akzeptanzsteigerung von Open Access in den Leibniz-Instituten, zur Content-Akquise sowie zur Klärung damit verbundender Rechtsfragen betrieben. Um trotz der charakteristisch hohen Eigenständigkeit und äußerst heterogenen Publikationskulturen der Leibniz-Institute das gemeinsame Ziel effizient zu verfolgen, besteht eine enge Abstimmung zwischen den LeibnizOpen betreibenden Einrichtungen, der Geschäftsstelle, dem Arbeitskreis Open Access sowie dem Arbeitskreis Bibliotheken und Informationseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Schlüsselwörter: Open Access, Informationsinfrastruktur, institutionelles Repositorium, Metadatenaggregation, Harvesting, Leibniz-Gemeinschaft

Abstract

The Leibniz Association supports Open Access strategies on organizational and institutional level. Leibniz institutes encourage Open Access publishing ideally and financially. Some of them issue Open Access journals. With the portal for Open Access publications LeibnizOpen (http://www.leibnizopen.de/), the Leibniz Association complies with its “WGL Guidelines on open access” in order to allow a free exchange of quality assured research results as defined by the “Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities”. LeibnizOpen collects freely accessible electronic publications authored by Leibniz researchers and provides a central access point to Open Access publications of the Leibniz Association. Technically, LeibnizOpen is an aggregator of disciplinary repositories mainly run by Leibniz infrastructure organizations that offer searching and archiving of freely available research publications for their respective communities. Content of these repositories is brought together by common technologies and metadata standards. Additionally, activities are carried out to increase the acceptance of Open Access in Leibniz institutes, acquiring content and clarifying legal issues. In order to succeed with this common goal despite the characteristic independence and heterogeneous publication cultures of the Leibniz institutes, a tight cooperation exists between the institutes running LeibnizOpen, the Leibniz Associations’ central office as well as the Open Access Working Group, and Libraries Working Group of the Leibniz Association.

Keywords: Open Access, information infrastructure, institutional repository, metadata aggregation, harvesting, Leibniz Association


Einleitung

Open Access verstanden im Sinne der Berliner Erklärung [1] bedeutet die nachhaltig gesicherte, für den Nutzer kostenfreie Verfügbarmachung von qualitätsgeprüften Publikationen. Diese kann entweder in genuinen Open-Access-Journalen (Goldener Weg) oder als Zweitveröffentlichung über ein institutionelles oder fachliches Repositorium (Grüner Weg) erfolgen. Die Veröffentlichung und Archivierung in Repositorien hat zahlreiche Vorteile. „Die technisch robuste sowie organisatorisch nachhaltige und vertrauenswürdige Verwaltung von (datei-basierten) Daten und zugehörigen Metadaten sowie die organisatorische und technische Einbettung der Schnittstelle für Ablage und Zugriff“ ([2] S. 102, vgl. [3]) gehören zu den Kernfunktionen eines Repositoriums (zur Funktion von Repositorien vgl. auch [4]). Repositorien tragen wesentliche Verantwortung für die dokumententypische Verwaltung von digitalen Objekten sowie die diese Objekte identifizierenden, beschreibenden Metadaten, für die Einbettung der Daten in einen inhaltlichen, intellektuellen Kontext, für die dauerhafte Adressierung der Daten durch die Vergabe eines Persistent Identifiers (PID) sowie für deren Langzeitarchivierung und -verfügbarkeit. Während fachliche Repositorien fachspezifisch sammeln und deshalb besonders relevant für die wissenschaftliche Recherche sind, sammeln institutionelle Repositorien institutsbezogen und dienen daher vorrangig der Darstellung wissenschaftlicher Leistungen einer Einrichtung.

Mit der Unterzeichnung der Berliner Erklärung im Jahr 2003 haben sich die großen deutschen Wissenschaftseinrichtungen – unter ihnen die Leibniz-Gemeinschaft – zu Open Access bekannt. Seitdem ist Open Access in der Strategie der Leibniz-Gemeinschaft fest verankert und wird zunehmend von zentraler Ebene gefördert. Eine Reihe von Leibniz-Instituten haben eine Open-Access-Policy sowie einen Publikationsfonds. Insbesondere die Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft betreiben fachspezifische Open-Access-Angebote. Herauszuheben nicht zuletzt im Zusammenhang mit LeibnizOpen sind vor allem die von Leibniz-Einrichtungen betriebenen Fachrepositorien pedocs (http://www.pedocs.de), SSOAR (http://www.ssoar.info), EconStor (http://www.econstor.eu) und PsyDok (http://psydok.sulb.uni-saarland.de/), die innerhalb ihrer Fach-Communities bereits fest etablierte und gut genutzte Recherchemedien darstellen. An der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) sowie der Technischen Informationsbibliothek (TIB) werden darüber hinaus mit der technischen Unterstützung des FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur fachspezifische Repositorien auf der Software-Basis von PubMan (http://pubman.mpdl.mpg.de/) als Backend für LeibnizOpen unterhalten.

Um die einzelnen Leibniz-Institute und die Leibniz-Gemeinschaft als solche bei der Umsetzung von Open-Access-Strategien stärker zu unterstützen, wurde bereits 2005 der Arbeitskreis Open Access ins Leben gerufen, der von den Leibniz-Einrichtungen als Diskussions- und Fortbildungsforum getragen wird.

Auf Grundlage der Resultate einer Online-Umfrage unter den Leibniz-Instituten zum Bekanntheitsgrad und zur Akzeptanz der Open-Access-Idee erarbeitete dieser eine Leitlinie zu Open Access, die 2007 von der Mitgliederversammlung der Leibniz-Gemeinschaft erlassen wurde. Diese Leitlinie sieht vor, die eigenen Rahmenbedingungen für Open Access in Abstimmung mit den anderen Wissenschaftsorganisationen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Fach-Communities sowie im Hinblick auf internationale Entwicklungen und Aktivitäten zu entwickeln sowie die Forschungsergebnisse aus der Leibniz-Gemeinschaft möglichst vollständig und frühzeitig im Grünen Weg des Open Access verfügbar zu machen [5].

Im Fokus des Arbeitskreises Open Access stand daraufhin unmittelbar die Erarbeitung eines Konzeptes für eine zentrale Repositorien-Infrastruktur, die den Leibniz-Instituten insgesamt die Selbstarchivierung bzw. Zweitveröffentlichung ihrer Publikationen im Sinne des Grünen Wegs des Open Access ermöglichen sollte. LeibnizOpen ist das Resultat der Umsetzung dieses Konzepts.


Die Konzeption von LeibnizOpen

LeibnizOpen im Kontext der Open-Access-Strategien und -Infrastrukturen der deutschen Forschungsorganisationen

Zur Unterstützung des Grünen Wegs des Open Access und der Selbstarchivierung von Publikationen ihrer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen halten die großen Forschungsorganisationen inzwischen die dafür notwendige Repositorien-Infrastruktur vor. Dabei unterscheiden sich die Ausgestaltungen jedoch vor allem hinsichtlich zentraler versus dezentraler Lösungen, in einem unterschiedlich starken damit verbundenen Support von zentraler Stelle sowie in unterschiedlicher Verknüpfung der Volltextserver mit dem Publikationsmanagement der Institute.

In der eher zentral geführten Max-Planck-Gesellschaft (MPG) wurde bereits 2004 mit dem Aufbau eines zentralen Repositoriums begonnen, das seit 2007 durch die Max-Planck-Digital-Library (MPDL) betrieben wird. Auch die Fraunhofer-Gesellschaft reagierte bereits 2005 mit einem ähnlich ausgerichteten Repositorium. Beide Repositorien sind an ein zentrales Zugangsportal gekoppelt und eng mit den jeweils zentralen Datenbanken für das Publikationsmanagement der Organisationen, „MPG-Jahrbuch“ (MPG) und „Publica“ (Fraunhofer-Gesellschaft), verknüpft. Eine konsequent dezentrale Repositorien-Infrastruktur verfolgt die Helmholtz-Gemeinschaft. Dort werden die Volltextserver von den einzelnen Forschungszentren bedient und sind auch jeweils an die lokalen Publikationsdatenbanken angeschlossen. Es gibt kein zentrales Zugangsportal. Seit 2005 unterstützt und lenkt jedoch ein Koordinationsbüro die Open-Access-Aktivitäten der Helmholtz-Gemeinschaft.

Demgegenüber kam in der Leibniz-Gemeinschaft der Wunsch nach einem zentralen Repositorium vor allem von den sonst eher dezentral agierenden Leibniz-Instituten selbst. Einer 2008 durchgeführten Kurzumfrage [6] zufolge wollten zahlreiche Leibniz-Institute von der Etablierung eines eigenen Dokumentenservers absehen, begrüßten aber eine zentrale Initiative und signalisierten Bereitschaft zur Nutzung einer kooperativen Infrastruktur und zur Einpflege entsprechender Publikationen in einen zentralen OA-Server.

Genese und Konzeptionsphase von LeibnizOpen

Gleichzeitig machte diese Kurzumfrage andererseits eine uneinheitliche und teilweise unzureichende Infrastruktur zur Dokumentation und Verwaltung elektronischer Publikationen sichtbar, die eine automatisierte Übernahme von Metadaten in ein zentrales Repositorium erschwerten. Zugangsfreie Publikationen wurden zumeist über die Webseiten der Institute angeboten. Unsicherheiten im Bereich des Urheberrechts blockierten institutionelle Aktivitäten in Richtung Open Access. Es bestanden kaum institutionelle Repositorien.

Die Konzeption von LeibnizOpen musste diese bestehenden Gegebenheiten innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft berücksichtigen. Zu den grundlegenden Bedingungen für das zentrale Repositorium gehörte, dass a) die im Open Access verfügbaren Publikationen der Leibniz-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler insgesamt sichtbar gemacht, b) alle Leibniz-Institute durch die Infrastruktur abgedeckt und c) der Betrieb durch die Fachinformationseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft dauerhaft in hoher Qualität sichergestellt werden sollte [7]. Darüber hinaus musste eine Lösung gefunden werden, um diejenigen Leibniz-Institute mit abzudecken, die fachlich nicht bereits durch eines der bestehenden Fachrepositorien innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft abgedeckt wurden.

Mit dem Aufbau einer diesen Kriterien entsprechenden zentralen Repositorien-Infrastruktur wurde 2008 begonnen.

Das Konzept

Das finale Konzept von LeibnizOpen sieht somit zwei Ebenen vor: die Ebene der Fachrepositorien und institutionellen Volltextserver sowie die Gesamtebene (Aggregator-Ebene), die mit dem Webauftritt von LeibnizOpen gleichzusetzen ist (s. Abbildung 1 [Abb. 1]). Dabei erfolgt die Dokumentenerfassung auf Ebene der Fachrepositorien, aus denen die relevanten Datensätze von dem Repositorium der Gesamtebene regelmäßig geharvestet werden. Die Gesamtebene dient somit primär zur Darstellung der und Suche in den geharvesteten Metadaten, die Volltexte, auf die verlinkt wird, liegen in den Fachrepositorien. Die Leibniz-Einrichtungen wurden entsprechend ihrer fachlichen Ausrichtung einem der bestehenden Repositorien zugeordnet, in denen die Dokumentenerfassung und durch deren betreibende Institution der Support erfolgen kann. Da in der Folge eine fachliche Zuordnung nicht für alle Einrichtungen, insbesondere Forschungsmuseen, zufriedenstellend erfolgen konnte, sind drei weitere Möglichkeiten vorgesehen, wie Einrichtungen ihre Open-Access-Dokumente in LeibnizOpen liefern können: Sie können 1) ihr eigenes Repositorium anbinden, 2) in externen (also nicht-Leibniz-) Repositorien ihre Dokumente einstellen, wenn diese bspw. eine bessere fachliche Sichtbarkeit in einer Forschungscommunity bieten, oder 3) Dokumente direkt in das LeibnizOpen-Portal hochladen. In den ersten beiden Szenarien werden die Repositorien wie die Fachrepositorien über Harvesting per OAI-PMH an LeibnizOpen angebunden (s. Abschnitt „Technische Implementierung”).

Diese Aggregation in LeibnizOpen insbesondere aus den Fachrepositorien hat eine Reihe von Vorteilen: Aufgrund der Masse und Qualität des aus der Community bereits akquirierten Contents sind die Fachrepositorien anerkannte und gut genutzte Angebote, die auch für die Selbstarchivierung eigener Publikationen eine höhere Attraktivität haben. Darüber hinaus übernehmen die (Fach-)Repositorien wichtige qualitätssichernde Maßnahmen wie die Erschließung und Qualitätskontrolle der Metadaten, die Vergabe von Persistent Identifiers für jeden Volltext, die Validierung und im Falle von Digitalisaten eine OCR-Prüfung der PDFs zur Sicherung der Langzeitarchivierung sowie die Verwaltung der Nutzungsrechte.

Neben der Abstimmung der technischen Details für die Aggregation der Inhalte aus den unterschiedlichen Repositorien einigten sich die Repositorienbetreiber auf weitere gemeinsame Standards. So waren bestimmte gemeinsame Metadatenfelder nötig: eine eigene Fächerklassifikation und eine Liste der Dokumentarten, die sich in der Blätter-Funktion der LeibnizOpen-Website wiederfinden, sowie ein Feld für die Zuordnung der Publikation zum jeweiligen Leibniz-Institut. Die OAI-Schnittstelle, die auf dem Dublin-Core-Schema basiert, wurde um entsprechende Felder erweitert (s. Abschnitt „Technische Implementierung”).

Zusätzlich wurden Vorlagen für Rechtstexte erstellt: eine Vereinbarung (Autorenvertrag), mit der der Autor die Nutzungsrechte an die Betreiber der Repositorien überträgt, für die Bedingungen zum Umgang der Nutzer mit den archivierten Volltexten sowie ein Memorandum of Understanding (MoU), das die Zusammenarbeit zwischen nutzendem Leibniz-Institut und Repositorienbetreiber regelt. Diese wurden nicht als zwingende Vorgabe entwickelt, sondern finden bei den einzelnen Repositorien in abgewandelter Form Anwendung.

Um zu regeln, welche Publikationen in LeibnizOpen aufgenommen werden, wurde eine Content Policy entwickelt und hinsichtlich der Bedürfnisse der nutzenden Leibniz-Institute über alle Fächer und Sektionen hinweg abgestimmt. LeibnizOpen hat zum Ziel, möglichst viele und gleichzeitig die gesamte inhaltliche Bandbreite der Institute sowie alle Publikationsarten abdeckende Volltexte frei verfügbar vorzuhalten. Darüber hinaus soll LeibnizOpen auch Zugang zu originären, zuvor noch nicht publizierten Texten ermöglichen. So können neben Monographien, Zeitschriftenaufsätzen und Sammelwerksbeiträgen auch Forschungsberichte, Working-Papers sowie Hochschularbeiten, Konferenzbeiträge und Vortragsmanuskripte auf LeibnizOpen veröffentlicht werden. Jedes Leibniz-Institut entscheidet dabei selbst, mit welchen Veröffentlichungen es in LeibnizOpen vertreten bzw. repräsentiert sein möchte.

Ausgehend von der Prämisse der rechtlich unzweifelhaften freien Verfügbarkeit, wurde festgelegt, dass alle Publikationen, deren Corresponding Author zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in einem Leibniz-Institut tätig war, aufgenommen werden. Entscheidend ist die Affiliation, die der Autor in der Publikation angegeben hat. Auch Publikationen, für die der Repositorienbetreiber nicht das Recht zur Online-Verfügbarmachung des Volltextes erhalten kann, die aber auf einem Open-Access-Server liegen, können mit Link auf den frei verfügbaren Volltext verzeichnet werden.

Über Grenzfälle, z.B. Publikationen aus der Zeit, als das jeweilige Institut noch nicht Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft war, oder auch Publikationen, bei denen das Institut nur als Herausgeber fungierte, entscheidet das Institut eigenverantwortlich selbst. Diese Flexibilität wurde bewusst eingeräumt, da die Akzeptanz für LeibnizOpen seitens der Leibniz-Institute und ihre Kooperationsbereitschaft eng damit verbunden ist, inwieweit sie es durch seine Befüllung als Mittel zur Selbstrepräsentation mitgestalten können. Eine zu strenge Content-Policy für eine Wissenschaftsorganisation, die alle Wissenschaftsdisziplinen abdeckt, kann nicht den Besonderheiten der versammelten fachspezifischen Publikationskulturen gerecht werden.


Technische Implementierung

Die Gesamtebene von LeibnizOpen wurde bei GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften umgesetzt und wird dort gehostet. Für die Umsetzung des Backends wurde die inhouse entwickelte Software DBClear verwendet. DBClear ist ein Java- und XML-basiertes Clearinghouse-System, das ursprünglich für die Verwaltung und Durchsuchbarkeit von Internetquellen entwickelt wurde. Die Software wurde im Rahmen eines DFG-geförderten Drittmittelprojekts entwickelt und bildete ebenfalls die technische Grundlage für die Entwicklung von SSOAR. Auf diese Weise konnten bekannte Technologien wieder- und weiterverwendet werden. Als Content Management System wird Typo3 eingesetzt.

Das Harvesting der einzelnen Fachrepositorien erfolgt über den OAI-PMH-Standard. OAI-PMH unterstützt per se nur die 15 Elemente des Dublin Core Metadata Element Sets. Für LeibnizOpen wurde aber festgelegt, dass drei weitere Metadaten-Elemente hinterlegt werden sollen: a) die fachliche Klassifikation der Publikation, b) der Typ der Publikation und c) das Leibniz-Institut, aus dem die Publikation stammt (vgl. Abschnitt „Das Konzept”). Daher wurde dieser Standard um die drei Metadatenfelder wglsubject, wgltype und wglcontributor erweitert:

  • wglsubject enthält ein oder mehrere Einträge zu Fächern, denen die Publikation inhaltlich zugeordnet wird. Hierfür wurde eigens eine Fächerklassifikation definiert, mit dem Ziel, alle Leibniz-Einrichtungen fachlich abzudecken. Die Klassifikation wurde bewusst grob-granular gehalten, um sich von feingliedrigen Klassifikationen oder Thesauri zu unterscheiden, die eher für die Verschlagwortung von Dokumenten eingesetzt werden.
  • wgltype enthält den Dokumenttyp einer Publikation (z.B. Sammelwerksbeitrag, Zeitschriftenartikel, Monographie, usw.). Hierfür wurde eigens eine Dokumenttypklassifikation definiert, mit dem Ziel, alle für LeibnizOpen in Frage kommenden Dokumenttypen weitgehend abzudecken.
  • wglcontributor enthält das Kürzel der Leibniz-Einrichtung, der der Datensatz zugeordnet wird. Bei Koautorenschaften können dies auch mehrere Einrichtungen sein.

Die Erweiterung um diese drei Felder war notwendig, um die Zusammenführung der Dokumente aus den Fachrepositorien in der Gesamtebene zu vereinfachen, aber insbesondere auch, um in den geharvesteten Metadaten integriert suchen und blättern zu können. Die Betreiber der Fachrepositorien haben ihre OAI-Schnittstellen dementsprechend angepasst. Technische Umsetzungshinweise für Leibniz-Institute, die ihre eigenen Repositorien einbinden möchten, wurden veröffentlicht [8]. Diese sind analog auch für externe Repositorien anwendbar.

Die Anpassung der OAI-Schnittstellen ermöglicht einen automatisierten Harvestingprozess der Metadaten. Das Mapping der Metadatenfelder auf die drei ergänzten Metadatenfelder, bspw. das Mapping der fein-granularen Fächerangabe eines Dokuments auf die grob-granulare Leibniz-Fächerklassifikation, erfolgt in den Fachrepositorien.

Analog zu den Fachrepositorien verfügt LeibnizOpen über eine eigene OAI-Schnittstelle, über die alle in LeibnizOpen enthaltenen Publikationsdaten verfügbar sind. Dies ermöglicht die Nutzung der Daten durch Dritte, bspw. durch andere Repositorien oder Institutionen, die die LeibnizOpen-Publikationen in ihre eigenen Angebote integrieren können. Die OAI-Schnittstelle ist erreichbar unter http://www.leibnizopen.de/OAIHandler.


Der Webauftritt von LeibnizOpen: Funktionalitäten aus Nutzersicht

LeibnizOpen wird von der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft in Kooperation mit GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften betrieben. Das Portal (http://www.leibnizopen.de/) ist in den Internetauftritt der Leibniz-Gemeinschaft integriert und bündelt die frei verfügbaren Publikationen der Leibniz-Einrichtungen. Besucher des Portals haben die Möglichkeit, gezielt nach Open-Access-Publikationen der Leibniz-Einrichtungen zu suchen oder hinsichtlich bestimmter Facetten (Leibniz-Institut, Fachgebiet, Dokumentart) zu blättern. Die Trefferlisten enthalten die wichtigsten Metadaten und einen Link zum Volltext des Dokuments (s. Abbildung 2 [Abb. 2]). In der Einzeltrefferanzeige wird dem Nutzer neben den detaillierten Metadaten auch ein Download im EndNote- oder BibTeX-Format für Literaturverwaltungsprogramme angeboten (s. Abbildung 3 [Abb. 3]). Darüber hinaus erhalten Leibniz-Einrichtungen auf den redaktionellen Seiten von LeibnizOpen Informationen über das Konzept von LeibnizOpen, die Content-Policy, Kontaktinformationen sowie technische Umsetzungshinweise, um sich als zuliefernde Einrichtung per Schnittstelle an LeibnizOpen zu beteiligen.


Aktueller Stand und Ausblick

Das zentrale Open-Access-Verzeichnis der Leibniz-Gemeinschaft aggregiert seinen Content im Wesentlichen aus den an einzelnen Leibniz-Einrichtungen gepflegten Fachrepositorien. Diese haben über ihre Nutzungsvereinbarungen mit den Autoren bzw. Leibniz-Instituten die Erlaubnis zu einer solchen Weiterverbreitung eingeholt. Über die Aufnahme in die Fachrepositorien erhalten die Dokumente einen PID; außerdem werden sie mit Metadaten versehen und die Validität und das OCR des PDFs geprüft. Gleichzeitig beraten die Fachrepositorien die ihnen zugeteilten Leibniz-Institute, vor allem in Form jährlicher Workshops anlässlich der Jahrestagungen des Arbeitskreises Bibliotheken und Informationseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Quasi als Transmissionsriemen sind die Bibliotheken der Leibniz-Institute für die Fachrepositorien wichtige Ansprechpartner, um Institutsleitung und Wissenschaftler von der Open-Access-Verfügbarmachung der Publikationen zu überzeugen und entsprechende Verfahren zu implementieren. Zentrale Themen dieser Workshops sind die Arbeit der Fachrepositorien, die Definition, die Umsetzung und die Vorteile des Open Access für die Wissenschaft, rechtliche, insbesondere urheberrechtliche Fragen der Open-Access-Verfügbarmachung sowie Argumentationshilfen für die Überzeugungsarbeit in den Leibniz-Instituten. Zur gegenseitigen Unterstützung im Hinblick auf die eigene inhaltliche Profilierung, die technische Ausgestaltung der Repositoriumsstruktur und deren Integration in größere Zusammenhänge sowie zur Vorbereitung ebengenannter Workshops arbeiten die Fachrepositorien seit Jahren eng zusammen.

Die Vorteile eines so aufgestellten zentralen Repositoriums liegen auf der Hand. LeibnizOpen aggregiert qualitätsgeprüfte und voll erschlossene Volltexte aus den Fachrepositoren der Leibniz-Gemeinschaft. Es können auch externe Repositorien eingebunden bzw. geharvestet werden. Die Infrastruktureinrichtung sichern die Finanzierung ihrer Fachrepositorien sowie die Rechtssicherheit und die optimale Weiterverbreitung der Inhalte. Die einzelnen Institute müssen keine eigenen Repositorien aufbauen und unterhalten.

LeipnizOpen komplettiert damit die vielfältigen Aktivitäten zur Umsetzung eines freien Zugangs auf wissenschaftliche Ergebnisse im Sinne der unterzeichneten Berliner Erklärung. Es ist Teil einer umfassenden Open-Access-Strategie der Leibniz-Gemeinschaft, die den zunehmenden Forderungen der Wissenschaftspolitik und der Förderorganisationen Rechnung trägt. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die entwicklungstreibenden Anforderungen der Europäischen Kommission zu nennen: Mit dem Ziel, bis 2016 60% der öffentlich geförderten Publikationen in der EU im Open Access vorzuhalten, verpflichtet die EU-Kommission Autoren, ihre im Forschungsförderprogramm HORIZON 2020 geförderten Ergebnisse entweder in Open-Access-Zeitschriften zu veröffentlichen oder nach einer Embargofrist auf einem Repositorium zugänglich zu machen. Gleichzeitig werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, für dieses Ziel entsprechende Maßnahmen, Zielvorgaben und Finanzierungsprozedere zu schaffen (http://ec.europa.eu/research/horizon2020/index_en.cfm). Auch der Bundestagsbeschluss zum Zweitveröffentlichungsrecht im März 2013, mit dem der Bundestag den im Juni 2012 veröffentlichten Handlungsempfehlungen der Projektgruppe „Bildung und Forschung“ der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestages folgt, setzt neue Akzente in der Durchsetzung des Open Access [9]. LeibnizOpen gewährt Politik, Geldgebern, aber auch der interessierten Öffentlichkeit Einblick in den wissenschaftlichen Output einer ausgesprochen interdisziplinären Wissenschaftsgemeinschaft. Dadurch ermöglicht es der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Leistungen in der Öffentlichkeit besser darzustellen, als dies auf konventionellen Publikationswegen möglich wäre.

Es galt und gilt aber auch einige Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Bereits die erwähnte Online-Befragung der Leibniz-Institute zur Konzeption eines zentralen Open-Access-Servers zeigte, dass es insbesondere aber nicht ausschließlich aufgrund der Rechtsunsicherheit, grundlegende Vorbehalte gegen Open Access und gegen die kostenfreie Verfügbarkeit von Publikationen im Netz gab – trotz der größeren Sichtbarkeit. Die Bedenken der Institute wurden zum Teil dadurch erhärtet, dass die gesammelte Darstellung von Open-Access-Publikationen nur einen kleinen Teil des Forschungsoutputs nachweist, somit also den Blick auf den vollständigen Output – so die Befürchtung – verstellen könnten. Das ist insofern ein wichtiger Einwand, als LeibnizOpen ungleich den Fachrepositorien nicht in erster Linie ein Recherchemedium ist, sondern der institutionellen Repräsentation der Leibniz-Gemeinschaft gewidmet ist.

Darüber hinaus stellt die Betreuung der Institute die zuweilen kleinen Teams in den Infrastruktureinrichtungen vor zusätzliche Arbeitsbelastung, die sie leisten müssen. Das zeigt sich vor allem dann, wenn die Publikationen der betreuten Leibniz-Institute nicht in das inhaltliche Spektrum der betreuenden Fachrepositorien passen, so dass sie in anderen Abläufen bearbeitet werden müssen.

Die technische Weiterentwicklung von LeibnizOpen sieht einen Wechsel auf die Open-Source-Software DSpace (http://www.dspace.org/) vor. DSpace kann eine große internationale Verbreitung vorweisen (weltweit werden über 700 Repositorien über DSpace betrieben). Neben einem verbesserten Dokumentenmanagement wird diese Umstellung auch neue technologische Standards unterstützen sowie neue Funktionalitäten wie eine facettierte Suche bieten. Durch ein bestehendes Add-On-System zur Einbindung weiterer Funktionen sowie eine breite und aktive Entwicklercommunity können in LeibnizOpen nach der Umstellung auf DSpace flexibler als zuvor neue Funktionalitäten eingebunden werden und neue technische Standards erfüllt werden.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.

Danksagung

Die Autoren danken der Arbeitsgruppe Open Access der Leibniz-Gemeinschaft und der Geschäftsstelle der Leibniz-Gemeinschaft für die Zusammenarbeit und Unterstützung.


Literatur

1.
Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. 2003. Verfügbar unter: http://oa.mpg.de/files/2010/04/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf External link
2.
Aschenbrenner A, Neuroth H. Forschungsdaten-Repositorien. In: Büttner S, Hobohm HC, Müller L, Hrsg. Handbuch Forschungsdatenmanagement. Bad Honnef: Bock + Herchen; 2011. S. 101-114. URN: urn:nbn:de:kobv:525-opus-2328 External link
3.
Heery R, Anderson S. Digital Repositorys Review. 2005. Verfügbar unter: http://www.ukoln.ac.uk/repositories/publications/review-200502/digital-repositories-review-2005.pdf External link
4.
Offhaus N. Institutionelle Repositorien und Universitätsbibliotheken – Entwicklungsstand und Perspektiven. Köln: Fachhochschule Köln, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften, Institut für Informationswissenschaft; 2012. (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft; 63). Verfügbar unter: http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/band063.pdf External link
5.
Leibniz-Gemeinschaft. Leitlinie zu Open Access in der Leibniz-Gemeinschaft (verabschiedet von der Mitgliederversammlung der Leibniz-Gemeinschaft am 23. November 2007). Verfügbar unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Organisation/Arbeitskreise/AK_Open_Access/OpenAccess-Leitlinie.pdf External link
6.
Stempfhuber M. Open Access in der Leibniz-Gemeinschaft. Planung für eine Repository-Infrastruktur. Herbstworkshop 2008 der IuK-Initiative Wissenschaft, 25.–26.09.2008, Berlin. Verfügbar unter: http://www.iuk-initiative.org/iuk2008/IuK_Herbstworkshop_2008-Stempfhuber.pdf External link
7.
Zapilko B, Eppelin A, Stempfhuber M. Die Repository-Infrastruktur der Leibniz-Gemeinschaft. Vortragsfolien. Open-Access-Tage 2009, 7.–8.10.2009, Konstanz. Verfügbar unter: http://open-access.net/fileadmin/OAT/OAT09/WGL_Repository.pdf External link
8.
LeibnizOpen. Technische Umsetzungshinweise für kooperierende Institutionen. Stand: 22.4.2013. Verfügbar unter: http://www.leibnizopen.de/fileadmin/user_upload/documents/Umsetzungshinweise.pdf External link
9.
Deutscher Bundestag / Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft / Projektgruppe Bildung und Forschung. Handlungsempfehlungen. Ausschussdrucksache 17(24)052 zu TOP 1 am 25.06.2012. 2012. Verfügbar unter: http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Sitzungen/20120625/A-Drs_17_24_052_-_PG_Bildung_und_Forschung_Handlungsempfehlungen.pdf External link