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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Medizinbibliotheken 20XX. – Zuverlässig, Zukunftsweisend, Unverzichtbar. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. vom 24. bis 26.09.2012 in Aachen

Medical Libraries 20XX. – Reliable, forward-looking, indispensible. Annual Meeting 2012 of the German MLA (AGMB) September 24th to 26th in Aachen

Tagungsbericht

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  • corresponding author Ulf Paepcke - Medizinische Bibliothek der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
  • Gabriele Menzel - Medizinische Bibliothek der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2012;12(3):Doc28

doi: 10.3205/mbi000264, urn:nbn:de:0183-mbi0002641

Published: December 20, 2012

© 2012 Paepcke et al.
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Zusammenfassung

Vom 24. bis 26. September 2012 fand an der RWTH Aachen die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. statt. Gastgeber waren die Hochschulbibliothek und die Medizinische Bibliothek der RWTH Aachen.

Hauptthemen waren das Open Access Publishing, durch Internetnutzung und E-Medien veränderte Anforderungen und Wünsche der Wissenschaftler an die Bibliotheken, Innovationen und ein Ausblick auf neue Aufgabenfelder.

Eine Firmenausstellung und Firmenworkshops, Product Reviews sowie zwei Fortbildungsworkshops über Literaturverwaltung und Datenbankrecherche ergänzten das Programm.

Schlüsselwörter: Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen e.V., AGMB, Jahrestagung 2012 in Aachen, Fortbildung, Open Access Publishing, Innovationsmanagement, neue Arbeitsfelder für medizinische Bibliotheken

Abstract

From September 24th to 26th 2012 the Annual Meeting of the German MLA (AGMB) took place at the RWTH Aachen University. It was co-hosted by the University Library and the Medical Library of the RWTH Aachen University. Main topics of the conference were Open Access Publishing, the influence of the internet and electronic resources on the changing demands and expectations of the scientists towards the libraries, innovation management and new fields of activity for medical libraries.

The program included exhibitions, workshops and product reviews by the participating companies as well as two workshops about citation management programs and information retrieval.

Keywords: German MLA, AGMB, Annual Meeting 2012 in Aachen, advanced training, Open Access Publishing, innovation management, new services of medical libraries


Begrüßung und Eröffnung der Tagung

In luftiger Höhe im sechsten Stockwerk des SuperC der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) Aachen (Abbildung 1 [Abb. 1]) mit einem wunderschönen Blick über die Aachener Altstadt und auf den Dom begrüßte der Vorsitzende der AGMB, Dr. Eike Hentschel, Leiter der Bibliothek der Medizinischen Abteilung der Universität Kiel, die rund 160 Teilnehmer* der Tagung sowie die wiederum zahlreich vertretenen Firmen aus den Bereichen Verlagswesen, Buchhandel und Bibliotheksausstattung.

Als Schwerpunkte der Tagung bezeichnete er die Diskussion und Erfahrungsberichte über Open Access, die Nutzung sozialer Netzwerke sowie die Suche nach neuen Arbeitsfeldern für die Bibliotheken in einer Zeit, in der Wissenschaftler kaum noch die Bibliothek aufsuchen müssen, um an die für ihre Arbeit notwendigen Informationen zu gelangen. In diesem Zusammenhang kündigte er die Schaffung eines Fonds an, aus dem künftig „Leuchtturmprojekte an Medizinischen Bibliotheken“ ausgezeichnet werden sollen.

Als Vorsitzender des Klinischen Ethik Komitees und der Bibliothekskommission der Medizinischen Fakultät der RWTH begrüßte anschließend der Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß, die Teilnehmer der Tagung im Namen der Medizinischen Fakultät. Scherzhaft bemerkte er eingangs, dass die Universität zwar im Exzellenzwettbewerb sehr erfolgreich gewesen sei, sich dies im Aachener Wetter jedoch leider nicht widerspiegele.

Als Vertreter eines eher geisteswissenschaftlich ausgerichteten Fachs habe er ein ganz besonderes Interesse an einer gut ausgestatteten und gut funktionierenden Bibliothek, und er setze sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Bibliothekskommission daher auch ganz nachdrücklich für die Sicherung des Bibliotheksetats ein. Für die theoretisch-klinischen sowie für die geistes- und sozialwissenschaftlichen Medizinfächer sei der Literaturbestand das, was die Kliniken und die Labore für die anderen Fächer bedeuteten.

Das Motto der Tagung nannte er „kernig und offensiv“. Es passe zu der Situation der Bibliotheken, in der die von ihnen bisher vermittelten Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Prüfstand stünden.

In ihrem Grußwort schilderte die Direktorin der Hochschulbibliothek, Dr. Ulrike Eich, die schwierige Lage der zentralen Bibliothek angesichts der großen Streulage der Institute innerhalb der Stadt mit mehr als 80 Instituts- und Klinikbibliotheken. Hinzu komme die historisch gewachsene starke Autonomie der Institute auch in finanzieller Hinsicht, die zu einem Misstrauen gegenüber jeglicher Zentralisierung geführt habe. Durch die Beibehaltung des Namens RWTH, obwohl die Hochschule schon seit längerer Zeit den Status einer Universität habe, wolle man ganz bewusst die Wurzeln als Technische Hochschule mit dem Schwerpunkt auf den Ingenieurwissenschaften betonen. Für diese Fächer seien die Werkstätten und Labore daher häufig wichtiger als die Bibliothek.

Dort, wo es möglich ist, hat man den Bezug von Zeitschriften in den letzten Jahren auf e-only umgestellt. Insgesamt wendet die UB, einschließlich der Medizin, jährlich 3,5 Mio. Euro für elektronische Medien auf.

Ein großer Teil des Freihandbestands der UB wurde in den letzten Jahren als Ergebnis eines bibliotheksinternen Ideenwettbewerbs magaziniert, um Raum für Arbeitsplätze zu schaffen, die von den Studierenden außerordentlich stark genutzt werden.

Als besonderen Service bietet die UB eine eigenständige Sammlung von Normen und Patenten an, einschließlich einer Beratung für universitäre und außeruniversitäre Nutzer.

Zum Abschluss der Begrüßung stellte die Gastgeberin der Tagung, Dr. Iris Reimann, kurz ihre Bibliothek vor. Seit Mitte 1966 gibt es eine Medizinische Fakultät in Aachen. In den 80er Jahren wurde am Stadtrand ein von außen und innen mehr wie ein Industriebau als wie ein Krankenhaus wirkendes hochmodernes Universitätsklinikum gebaut, in dem seit 1983 auch die Medizinische Bibliothek untergebracht ist.

Der gesamte Bestand an gedruckten Zeitschriften, Büchern und Lehrbüchern ist in Freihand aufgestellt. Für die Aufstellung der Bücher wird die Systematik der National Library of Medicine verwendet. Der überwiegend in elektronischer Form angebotene Zeitschriftenbestand wird durch ein regelmäßiges Ranking vorhandener und gewünschter Titel dem aktuellen Bedarf angepasst.

Da in diesem Jahr vom Vorstand bewusst auf einen Festvortrag verzichtet wurde, ging es nach der Eröffnungssitzung direkt mit der Tagung der Arbeitskreise weiter.


Arbeitskreise (AK)

Wie immer dienten die Treffen der Arbeitskreise einem möglichst offenen und intensiven Erfahrungsaustausch im Kreis von Fachkollegen.

Die Sitzung des AK Krankenhausbibliotheken begann mit einem Vortrag von Martin Zangl aus der Bibliothek des LWL-Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte Münster zum Thema „Qualitätsmanagement für Kunst- und Museumsbibliotheken – ein Anstoß für Krankenhausbibliotheken?!“ Die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken (AKMB) bietet ihren Mitgliedern und anderen Bibliotheken seit 2007 ein Qualitätsmanagement-Verfahren mit den drei Bausteinen Standards – Auditierung – Zertifizierung an. Bibliothekare entwickelten dafür ca. 80 fachspezifische Standards für die Bereiche „Ziele und Zielgruppen“, „Organisation“, „Finanzen“, „Bestand“, „Dienstleistung“, „Kommunikation und Marketing“, „Personelle und räumliche Rahmenbedingungen“ sowie „Technische Ausstattung“.

Zur Überprüfung der Arbeitsabläufe in der Bibliothek anhand dieser Standards erfolgt ein Auditing durch ausgebildete Bibliothekare. Sie nehmen Einsicht in vorher eingereichte Unterlagen und informieren sich durch eine Begehung sowie Gespräche mit den Mitarbeitern vor Ort. Dabei geht es um eine kollegiale und konstruktive Begutachtung durch Fachkollegen. Der Auditor prüft die Umsetzung der Standards und dokumentiert das Ergebnis in einem Auditbericht.

Die Zertifizierung durch eine externe wissenschaftliche Einrichtung schließt sich an. Das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin prüft den Auditbericht und erteilt der geprüften Bibliothek bei erfolgreichem Abschluss des Qualitätsmanagement-Verfahrens ein drei Jahre gültiges Zertifikat.

Zu überlegen wäre: Ist solch ein Qualitätsmanagement-Verfahren auch für Krankenhausbibliotheken sinnvoll? Zertifikate könnten Bibliotheken und ihre Dienstleistungen aufwerten und möglicherweise auch finanzielle oder andere Vorteile bringen.

Im anschließenden Erfahrungsaustausch berichtete die Leiterin des Arbeitskreises Dagmar Nentwig aus Fulda über das 1. Zwischentreffen des AK Krankenhausbibliotheken im Februar 2012 im Klinikum Fulda. Themen dort waren unter anderem die Bedeutung von E-Journals, E-Books und Datenbanken, neue Aufgabenfelder sowie ein Projekt zur Suche nach Konditionen und Möglichkeiten für Konsortialverträge von Krankenhausbibliotheken.

Dr. Christian Vogler aus Linz und Christa Giese aus Stuttgart sprachen über ihre Erfahrungen mit der Nutzung von „prepaid transactions“, bei denen eine bestimmte Anzahl von Downloads von Zeitschriftenartikeln aus den verschiedenen Zeitschriften eines Verlags gekauft wird.

Während der Sitzung wurde auch über den Plan gesprochen, eine AGMB-Webseite für und über Krankenhausbibliotheken aufzubauen.

Weitere Diskussionspunkte waren das Sammeln und Dokumentieren von Publikationen, Dissertationen und Abschlussarbeiten von Mitarbeitern des jeweiligen Krankenhauses sowie Probleme beim Volltextzugriff über manche Verlagsportale.

Thematischer Schwerpunkt des AK Hochschulbibliotheken war Open Access (OA). Bruno Bauer aus der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien berichtete über „Open Access Publishing an den österreichischen Universitäten 2012“. 2010 hatte die Österreichische Uni-Konferenz (uniko) Empfehlungen zu einer OA-Politik der Universitäten veröffentlicht. Da es in Österreich bisher keine abgestimmte nationale Strategie zu OA und keine nationale Förderung gibt, wurde im Rahmen einer Umfrage im Auftrag des Forums der österreichischen Universitätsbibliotheken im Frühjahr 2012 eine Bestandsaufnahme zum Status quo durchgeführt. Die Ergebnisse sollen im Rahmen der 6. OA-Tage in Wien im Herbst dieses Jahres vorgestellt werden und dazu dienen, ein gezieltes gemeinsames Vorgehen zur Förderung von OA in Österreich zu ermöglichen (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Dr. Diana Klein aus der Universitätsbibliothek der Uni Würzburg stellte ihren Praxisbericht unter die Überschrift „Ein Türöffner für Open Access – Die Förderung des Open-Access-Publizierens an der Universität Würzburg“. So wird OA in Würzburg u.a. seit 2003 durch eine Mitgliedschaft bei BioMedCentral und durch eine Mitgliedschaft in der Public Library of Science (PLoS) gefördert. Darüber hinaus nutzt man seit 2011 das DFG-Förderprogramm zum OA-Publizieren. Dadurch standen im letzten und in diesem Jahr jeweils 60.000 EUR DFG-Förderung plus 20.000 EUR Eigenanteil der Universität für OA-Publikationen zur Verfügung, wobei die Artikelgebühren 2.000 EUR nicht übersteigen dürfen und es sich um reine OA-Zeitschriften handeln muss. Von 95 OA-Artikeln, die die Kriterien für eine Förderung erfüllten, konnten 2011 auf diese Weise 74 gefördert werden.

Die UB wirbt auf verschiedenste Weise für das OA-Publizieren und unterstützt darüber hinaus die Wissenschaftler durch Beratung und Informationen.

Dr. Ulf Paepcke aus der Medizinischen Bibliothek der Charité in Berlin stellte ein Papier mit Empfehlungen zur Langzeitarchivierung von Print-Zeitschriften vor, das von Ulrich Korwitz, dem Direktor der Zentralbibliothek für Medizin (ZB Med), und ihm im Auftrag des AK Hochschulbibliotheken vom vergangenen Jahr erarbeitet worden war. Der Entwurf wurde einhellig begrüßt und soll jetzt der Arbeitsgemeinschaft der Sondersammelgebietsbibliotheken (AG SSG) vorgelegt werden. Die Empfehlungen sehen vor, dass die medizinischen Bibliotheken in der Bundesrepublik auf freiwilliger Basis vor der Aussonderung von Print-Zeitschriften anhand der ZDB prüfen, ob diese Bände in wenigstens zwei weiteren der nachfolgend genannten Bibliotheken vorhanden sind: ZB Med, Deutsche Nationalbibliothek (DNB), Bayerische Staatsbibliothek (BSB). Die BSB beteiligt sich, soweit durch eine Übernahme bestehende Lücken geschlossen werden können. Die Transportkosten übernimmt die nehmende Bibliothek. Die praktische Umsetzung der Archivierungsregelung soll gemeinsam mit dem AGMB-Vorstand erfolgen.

Der Bericht zum Internen Leihverkehr (ILV) fiel kurz und knapp aus. Die gegenseitige Kopienlieferung läuft weiterhin reibungslos. Trotz der offiziellen Zulassung von Bestellungen durch Studierende Ende 2010 hat sich die Zahl der bestellten Aufsätze nur leicht erhöht. Sie lag 2011 bei rund 10.200.

Die Teilnehmer des AK Pharmabibliotheken diskutierten unter der Leitung von Dr. Marianne Gretz, Leiterin des Bereichs Bibliotheksdienste & Literatursupport der Roche Diagnostics GmbH in Mannheim, das Für und Wider einer engeren Zusammenarbeit mit dem P.A.I.D. (Pharma Arbeitskreis Information und Dokumentation). Ein gegenseitiger Austausch ist durchaus gewünscht, da aber die in den beiden Arbeitskreisen diskutierten Themen eher komplementär sind und der P.A.I.D. zudem klare Regeln hinsichtlich Mitarbeit und Anwesenheitspflicht hat, ergab die Diskussion, dass der Status quo beibehalten werden soll.

Des Weiteren wurden Fragen von Teilnehmern besprochen. Der intensive Austausch wurde als wertvoll erachtet, so dass auch im nächsten Jahr keine formalen Vorträge geplant werden, sondern der informelle Austausch zu aktuellen Themen im Vordergrund stehen soll.


Mitgliederversammlung

Der Vorsitzende der AGMB, Dr. Eike Hentschel, gab eingangs noch einmal eine kurze Zusammenfassung über die zahlreichen Aktivitäten des Vorstands seit der letzten Tagung in Köln. Die Zahl der Mitglieder hat sich bei rund 460 stabilisiert.

Obwohl der Vorstand sehr bemüht ist, auf die Wünsche der Mitglieder einzugehen, was die Gestaltung der Tagung und sonstige Angebote des Vereins angeht, so würde er sich doch eine stärkere Resonanz der Mitglieder wünschen.

So wurde zwar das Projekt, „Ansprechpartner der AGMB“ zu bestimmten Themen auf der AGMB-Homepage zu benennen, von den Mitgliedern sehr positiv in der Kölner Tagungsevaluation bewertet, aber bisher haben sich nur einige wenige zu einer aktiven Mitarbeit bereit erklärt.

Für eine bessere „Sichtbarkeit“ der AGMB sollen Auftritte bei Facebook und Twitter sowie der überarbeitete Webauftritt sorgen.

Um auch zwischen den Tagungen in Kontakt zu bleiben, verschickt der Vorstand monatlich einen Newsletter mit Mitteilungen zu den aktuellen Aktivitäten. Dazu gehörte im laufenden Jahr z.B. auch eine Fortbildungsveranstaltung zu PubMed in Mainz.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde auch über die Bildung eines Fonds berichtet, aus dem in den nächsten Jahren „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ ausgezeichnet werden sollen. Die finanzielle Basis dafür bilden die Einnahmen aus dem Verkauf des Buches „Medizinbibliothek & Marketing in der Zukunft: 15 Jahre med information“, die der Autor, Dr. Oliver Obst, Leiter der Zentralbibliothek Medizin der Universität Münster, für diesen Zweck großzügigerweise zur Verfügung stellt. Der Jury, die über die Vergabe des Preises entscheidet, gehören neben dem Stifter drei Mitglieder des AGMB-Vorstands und weitere drei AGMB-Mitglieder an.

Abschließend wurde eine Bitte von Bruno Bauer an die Mitglieder weitergegeben, der in seiner Funktion als langjähriger Chefredakteur von GMS Medizin – Bibliothek – Information darum bat, dass sich Mitglieder als Betreuer für Schwerpunktthemen zur Verfügung stellen mögen.

Auf Antrag aus dem Plenum wurde der Vorstand einstimmig entlastet, verbunden mit einem herzlichen Dank für die geleistete Arbeit.

Der erste Tag der Tagung klang aus mit einem Besuch der Medizinischen Bibliothek im Klinikum, wo es neben Führungen und Informationen zum Angebot der Bibliothek bei einem gemeinsamen Imbiss in entspannter Atmosphäre zahlreiche angeregte Gespräche gab.


Vorträge

Mit MEDPILOT auf dem Weg ins Semantic Web

Christoph Poley, Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln

Einen Überblick über MEDPILOT, die virtuelle Fachbibliothek für Medizin und Gesundheit, gab Christoph Poley. Als wichtige Weiterentwicklung wurde ab September 2012 die Bibliothekskontofunktion des OPAC der ZB MED komplett in MEDPILOT eingebunden. Dem Nutzer steht somit ein zentraler Rechercheeinstieg mit Verfügbarkeitsinformationen sowie Bestell- und Kontofunktion zur Verfügung.

Die Suche in MEDPILOT ist durch den Morphosaurus, eine linguistisch-semantische und indexbasierte Suchmaschine, sprachunabhängig möglich. Hier soll das Semantic Web noch intensiver genutzt werden. So ist geplant, strukturierte Daten mit vorhandenen Ontologien in Verbindung zu bringen, um damit vorhandene Metadaten durch Informationen aus externen Datenquellen zu ergänzen.

Wissenschaft im Wandel

Dr. Sascha Friesike, Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft gGmbH, Berlin

In seinem Vortrag stellte Sascha Friesike dar, wie das Internet das „Funktionieren“ von Wissenschaft verändert. Lehrbücher oder Zeitschriften müssen nicht mehr gedruckt und verlegt werden, und Experten können sich in kürzester Zeit austauschen. Diese Entwicklungen zur Open Science werden von Wissenschaftlern unterschiedlich gesehen, was sich in verschiedenen „Denkschulen“ widerspiegelt. Auswirkungen auf die Bibliothek von morgen zeichnen sich schon heute ab. Die Bibliothek wird zwar als physischer Ort mit Regalen an Bedeutung verlieren, nicht aber das Spektrum ihrer Dienstleistungen (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Stellenbeschreibungen für die Bibliothek von morgen

Dr. Oliver Obst, Zentralbibliothek Medizin, Universität Münster

Welche Aufgaben bleiben für die Bibliothek, wenn die Wissenschaftler auf die von ihnen benötigten Informationen online zugreifen können und die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort fast nur noch von den Studierenden aufgesucht wird?

Oliver Obst hatte dafür eine ganze Palette von Vorschlägen parat: Entsprechend dem Schwerpunkt der Tagung schlug er u.a. ein Engagement der Bibliothek im OA-Bereich vor durch die Beratung der Wissenschaftler beim Publikationsprozess, einschließlich einer Funktion als „embedded librarian“; die Mitwirkung beim Aufbau von lokalen Repositorien; die Funktion als Fundraiser in Zeiten stagnierender oder schrumpfender Erwerbungsetats; und nicht zuletzt die Aufgabe als Visionär, um neue Trends zu erkennen, zu experimentieren und Leuchtturmprojekte auf den Weg zu bringen.

Wer sich ändert, wird gemocht: neue Arbeitsfelder in einer Institutsbibliothek

Henriette Senst, Robert Koch-Institut/Bibliothek, Berlin

Der Vortrag von Henriette Senst war gleich im Anschluss ein Beispiel dafür, wie man vorgehen kann, um die im vorangegangenen Vortrag vorgeschlagenen Arbeitsfelder für die eigene Bibliothek zu besetzen (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Das Robert Koch-Institut (RKI) gehört zum Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums. Das ursprüngliche Institut wurde 1891 als Königlich-Preußisches Institut für Infektionskrankheiten gegründet und von Robert Koch geleitet. Es hat heute rund 1.000 Mitarbeiter, davon 300 Wissenschaftler. Die Bibliothek hat sieben Mitarbeiter, von denen drei in Teilzeit arbeiten.

Im Jahr 2007 gehörte das RKI mit zu den Unterzeichnern der „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“. Die Bibliothek hat dies genutzt und mit Unterstützung der Institutsleitung seither aktiv für OA geworben und 2009 in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität zu Berlin einen e-Doc-Server für das RKI aufgebaut, auf dem derzeit 2.550 Dokumente aus dem RKI abgelegt sind, auf welche 2010 rund 480.000 mal und im Jahr 2011 888.000 mal zugegriffen wurde. Die Abgabe von Veröffentlichungen zur Ablage auf diesem Server ist freiwillig, aber durch intensive Information in den Abteilungen und die direkte Unterstützung bei allen Fragen des Publikationsprozesses ist die Resonanz bei den Wissenschaftlern sehr positiv. Sie können zum Abschluss die Rechnung für die Veröffentlichungsgebühr an die Bibliothek schicken, die dann die Bezahlung veranlasst.

Zu den nächsten geplanten Schritten gehören das Angebot eines Workshops zum wissenschaftlichen Publizieren für RKI-Mitarbeiter, die Beantragung des DINI-Zertifikats 2010 für den Dokumentenserver sowie der Beginn eines Engagements beim Forschungsdatenmanagement. Den Wissenschaftlern soll durch all diese Aktivitäten ein transparenter und vertrauensvoller „full service“ von der Bibliothek angeboten werden, nach dem Motto des Vortrags: „Wer sich ändert, wird gemocht.“

Auf dem Weg von der Lizenz- zur Publikationsverwaltung. Open Access an der Universität Zürich

Christian Gutknecht, Hauptbibliothek der Universität Zürich

An der Universität Zürich gibt es seit 2008 eine OA-Regelung, auf welcher die Aktivitäten der Bibliothek aufbauen. So gibt es beispielsweise eine eigene Webseite der Bibliothek, die über OA informiert. Unter dem Kürzel ZORA (Zurich Open Repository and Archive) wurde ein universitätseigenes Repository eingerichtet, in das in den Jahren 2008–2011 zwischen 34–39% der Veröffentlichungen an der Universität Zürich als OA-Publikationen aufgenommen wurden. Für das OA-Publikationskostenmanagement stellte die Bibliothek im letzten Jahr ca. 143.000 CHF bereit. Der Schwerpunkt bei OA lag bisher auf Medizin und Naturwissenschaften. Durch einen speziellen Publikationsfonds für Sozial- und Geisteswissenschaften, der für 2012 eingerichtet wurde, soll auch in diesen Fachgebieten OA gefördert werden. Pro Jahr und Autor stehen dafür maximal 2.000 CHF zur Verfügung.

Für die Administration von OA-Publikationen wurde in der Bibliothek ein eigener Workflow erstellt.

Literatur für interdisziplinäre Wissenschaft – eine Anforderungsanalyse aus Anwendersicht

Prof. Dr. Thomas Deserno, Institut für Medizinische Informatik, RWTH Aachen

Wie nutzen eigentlich die Wissenschaftler unsere Angebote? Sind sie damit zufrieden oder gibt es Wünsche und Forderungen an die Bibliotheken?

Zur Beantwortung dieser Fragen war Prof. Deserno eingeladen worden, um aus Anwendersicht eine Einschätzung der bibliothekarischen Angebote zu geben.

Er schilderte zunächst, wie sich seit seiner Studentenzeit bis heute für ihn die Suche nach Literatur verändert hat. Während er 1987 als Student noch in die Bibliothek kommen musste, um sich anhand von Zettelkatalogen über das Angebot der Bibliothek zu informieren und dann aus dem Magazin mit einem handschriftlich ausgefüllten Bestellschein ein Buch entleihen zu können, war dies 1992, als er Literatur für seine Dissertation suchte, schon deutlich komfortabler: Es gab in der UB eine Informationsvermittlungsstelle, wo durch einen Bibliotheksmitarbeiter eine Online-Literaturrecherche durchgeführt wurde, deren Ergebnis ihm einige Tage später per Post zuging und das wenigstens schon die Abstracts der gefundenen Zeitschriftenaufsätze enthielt. Die Beschaffung der Aufsätze selbst über die Fernleihe zog sich dann jedoch teilweise über Wochen hin.

Heute, so sagte Deserno, könne er alle diese Schritte von seinem Schreibtisch oder von zu Hause aus erledigen und sei nach spätestens 14–18 Mausklicks beim Volltext angelangt.

Welche Wünsche bleiben da aus Sicht eines Wissenschaftlers, der sich mit medizinischer Bildverarbeitung beschäftigt, noch offen?

Er nannte exemplarisch drei Bereiche, in denen er sich verbesserte Bibliotheksleistungen wünscht.

1.
Share: Bei der Literatur- und Informationssuche, wo es die Arbeit wesentlich erleichtern würde, wenn eine Suche gleichzeitig parallel in allen von der Bibliothek angebotenen Ressourcen durchgeführt werden könne; durch eine Integration von Abstract und PDF; und durch eine Erweiterung der Suchfunktionalität, die z.B. auch die Suche nach Bildern oder eine bildbasierte Literatursuche ermöglichen sollte.
2.
Use: Unterstützung beim Wiederfinden einmal bereits gesuchter Literaturstellen und Informationen, z.B. durch eine Protokollierung seitens der Bibliothek über gelieferte Aufsätze. Und Unterstützung bei der Verwendung von Daten bei der Dokumentation in eigenen Datenbanken der Wissenschaftler, z.B. durch einen automatisch sich öffnenden Link zur Datenbank beim Öffnen eines PDFs.
3.
Improve: Unterstützung von Arbeitsgruppen, die kooperativ mit Literatur arbeiten, durch eine Integration von Dokumenten und Annotationen und durch eine Versionierung verschiedener Fassungen eines erstellten Dokuments; durch die Erstellung einer „publication history“ für einzelne Wissenschaftler und durch die Bereitstellung einer Multi-User-Plattform.

Auf diese Weise werde das bisherige Literaturmanagement umgewandelt in ein Informationsmanagement.

Seine abschließende Vision: „Eine immersive, kooperative Literatursuche und das alles auf meinem Smart-Phone."

Wie kann die Bibliothek die Sichtbarkeit ihrer Wissenschaftler erhöhen?

Dr. Martin Fenner, seit Mai 2012 Mitarbeiter bei PLoS, davor Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation

Martin Fenner schilderte in seinem Referat, wie das Internet und die Nutzung der elektronischen Medien die Rolle der Bibliothek für die Wissenschaftler stark verändert haben. Recherchen und der Zugriff auf Volltexte sind direkt vom Arbeitsplatz aus möglich, Open-Access-Artikel sind ohne Abonnements bei Verlagen zugänglich.

Bibliotheken sollten daher neue Dienstleistungen für ihre Wissenschaftler, Ärzte und Studenten anbieten. So könnten sie die Sichtbarkeit der Wissenschaftler als Autoren erhöhen, indem sie Publikationslisten für Hochschulbibliographien, für den Internetauftritt des Wissenschaftlers sowie für Institutional Repositories der Hochschulen erstellen und pflegen.

Von der 3RaumBiblioth@k zur Lernbibliothek: Strategien und Probleme einer vollständigen Neugründung – die Bibliothek der Hochschule für Gesundheit in NRW

Annette Kustos, Hochschule für Gesundheit/Hochschulbibliothek, Bochum

Über ein Projekt ganz anderer, aber durchaus auch zukunftsweisender Art berichtete Annette Kustos. Sie hat die Aufgabe übernommen, für die 2009 gegründete Hochschule für Gesundheit in Bochum eine Bibliothek komplett neu aufzubauen. Es ist „die erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe in Deutschland, die seit dem Wintersemester 2010/11 grundständige Studiengänge im Bereich der Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie anbietet“, wie es auf der Homepage heißt. Damit soll auch ganz bewusst eine Akademisierung der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe vorangetrieben werden. Die Zahl der jetzt 700 Studierenden soll in der Endstufe rund 1.500 betragen. Die Hochschule für Gesundheit ist Teil des sog. Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen, wo künftig auch Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Gesundheitsbranche Projekte im Zuge von Public-private-Partnerships umsetzen sollen.

Die Bibliothek ist auf einer Fläche von 1.200 m2 untergebracht und verfügt über 3,5 Stellen. E-Learning wird groß geschrieben: Es gibt einen eigenen E-Learning-Raum in der Bibliothek, die meisten Zeitschriften und viele Bücher werden in elektronischer Form angeboten, und für den Unterricht wird die Lernplattform Moodle verwendet.

Um ihre Ziele zu erreichen und innerhalb der Hochschule von Anfang an als Bibliothek sichtbar zu sein, hat Kustos einen Bibliotheksentwicklungsplan verfasst, der die Grundlage für den bisherigen Aufbau und den weiteren Ausbau der Bibliothek bildet.

5-Minuten-Kurzvorträge

Das bei der letzten Tagung erstmals vorgestellte Präsentationsformat 5 Minuten Vortrag plus 5 Minuten Diskussion bot auch in diesem Jahr die Gelegenheit, in kurzer Zeit eine Reihe ganz unterschiedlicher Projekte aus der Praxis vorzustellen.

Doris Sailer aus der Medizinischen Universität Graz stellte unter dem Titel „Fünf Universitätsbibliotheken und ein Ziel: eine beispielgebende Kooperation der steirischen Universitätsbibliotheken zur Erweiterung des E-Book-Angebots und zur Einführung eines gemeinsamen Bibliotheksausweises“ vor.

„Wie sieht das Informationsverhalten in der biomedizinischen Forschung aus?“ Diese Frage stellten sich Kai Karin Geschuhn und ihre Kollegen vom Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften und befragten dazu in strukturierten Interviews Wissenschaftler. Fazit für die Bibliothek: Vertrauen schaffen und durch die eigenen Angebote und Kompetenz die Akzeptanz erhöhen; individuell zugeschnittene Dienstleistungen möglichst direkt im Umfeld des Forschers anbieten; Unterstützung beim Datenmanagement.

Dr. Martina Semmler-Schmetz aus der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg berichtete über einen „Kurs für Doktoranden“. Seit Juli 2012 wird in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Promotionsausschusses einmal monatlich ein dreistündiger Kurs für maximal 15 Teilnehmer angeboten, in dem alle Phasen des Promotionsprozesses vorgestellt werden, und durch den die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten verbessert werden soll.

Manuela Schulz, ebenfalls aus der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, war mit finanzieller Unterstützung der AGMB nach Brüssel gereist und gab in ihrem Kurzvortrag einen „Bericht von der 13. EAHIL-Konferenz vom 04.–06.07.2012“. Die Konferenz stand unter dem Motto „Health information without frontiers“.

Dörte Böhner aus der Universitätsbibliothek der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg sprach über „Mögliche Social Media-Strategien für Bibliotheken“. Als besonders wichtige Fragen, die bei einem solchen Engagement beachtet werden sollten, nannte sie u.a.: Wer gehört zur Zielgruppe? Wann ist die Zielgruppe im Netz? Was will ich erreichen? Und das Wichtigste: „Content is king!“

Mit dem Thema Social Media befasste sich später dann auch einer der Treffpunkte.

Bettina Kullmer aus der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin in Köln beschäftigte sich in einem ironisch-humorvoll angelegten Multimedia-Vortrag mit der „Informationskompetenz in der Medizin: zwischen Ansprüchen und Wirklichkeiten“.

Auch dieses Thema wurde nachfolgend im Rahmen eines eigenen Treffpunkts vertieft.


Treffpunkt AGMB

In den insgesamt sieben Treffpunkten wurde wiederum eine breite Palette von Themen vorgestellt. Vier davon wurden jeweils wiederholt angeboten, da in der Vergangenheit von vielen Tagungsteilnehmern bedauert worden war, dass interessierende Themen in parallel stattfindenden Treffpunkten behandelt wurden.

Den größten Zulauf hatte das Thema „eBooks und eBook-Reader“, das von Oliver Obst moderiert wurde. Er diskutierte hier mit den anwesenden Kollegen ein von ihm verfasstes Papier, das in der Schlusssitzung als „Aachener Erklärung: Sechs Thesen zum Erwerb von elektronischen Büchern vom 26.09.12“ verabschiedet wurde. Es fasst all die Punkte zusammen, die sich in den zurückliegenden Jahren als Problempunkte herauskristallisiert haben, wie z.B.: Nutzerfreundlichkeit der angebotenen Formate; Digital Rights Management; kaum Wahlmöglichkeit zwischen Kauf- und Lizenzmodellen und nur wenig differenzierte Preisangebote; oft keine Wahlmöglichkeit zwischen Einzelkauf und dem Erwerb von Paketen; uneinheitliche Nutzungsstatistiken; Möglichkeit der Ausleihe von E-Books und der Nutzung für Semesterapparate; Schutz der Privatsphäre der Nutzer.

Die Erklärung ist als Positionsbestimmung der medizinischen Bibliotheken gedacht und soll als Grundlage für einen intensivierten Dialog mit den Verlagen dienen.

Die Publikation systematischer Übersichtsarbeiten oder das Erstellen von Leitlinien erfordern eine umfassende und professionelle Literatursuche. „Systematische Recherchen als Dienstleistung für Ärzte und Wissenschaftler“ war daher das Thema für den von Iris Reimann moderierten Treffpunkt.

Vor allem Medizinbibliothekare an Hochschulen tauschten sich aus: Wie kann solch ein Service aufgebaut werden? Erfolgt eine Beratung, wird die Suchstrategie gemeinsam erarbeitet oder wird die Recherche von Bibliotheksmitarbeitern durchgeführt? Sollten systematische Recherchen kostenpflichtig angeboten werden? Welche Datenbanken und Studienregister sind geeignet? Welche Fortbildungsmöglichkeiten können genutzt werden?

Weitere Treffpunkt-Themen waren: „MEDPILOT im Einsatz: Offene Fragen und Erfahrungsaustausch“; „Systematische Recherchen für Nutzer kleinerer Bibliotheken“; „Mögliche Social Media-Strategien für Bibliotheken“; „Informationskompetenz in der Medizin: zwischen Ansprüchen und Wirklichkeiten – Erfahrungsaustausch“; „Open Access revisited; CaRLO – ein Discovery-System eröffnet neue Suchwege.“


Workshops

Drei Firmen nutzten die Möglichkeit zu einer ausführlichen Vorstellung ihrer Produkte im Vorprogramm der Tagung.

Elsevier stellte die „mediscript Lernwelt“ sowie „Schnelle und zuverlässige Antworten auf Fragen des klinischen Alltags mit ClinicalKey“ vor.

Adept Scientific präsentierte „EndNote in der Medizin – unverzichtbar!“.

Und Wolters Kluwer Health/Ovid, der langjährige Hauptsponsor der Tagung, stellte ein neues Produkt vor: „Evidenzbasierte Ressourcen des Joanna Briggs Institute“.

Zwei Workshops wurden wiederum von Kollegen für Kollegen veranstaltet:

Matti Stöhr von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin beschäftigte sich mit „Literaturverwaltung im Fokus – Softwaretypen, bibliothekarische Services und mehr“.

Und Maria-Inti Metzendorf aus der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg verriet ihren Zuhörern Tipps & Tricks für die Nutzung von „PubMed, PubMed Health und der Cochrane Library“.


Poster Session

Unter dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“ wurden auf acht Postern interessante Projekte anschaulich vorgestellt. Die Auswahl der Preisträger fiel nicht leicht.

Der 1. Platz ging an Dr. Christian Vogel aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, Medizinische Bibliothek der Vinzenz Gruppe, mit dem Thema „Online-Zugänge und Pricing im Krankenhaus“. Die Plätze 2 und 3 belegten die Poster „Von Studenten für Studenten – Bestandsaufbau in der Fachbibliothek Medizin Mainz“ von Sabine Hoyer sowie „Statistische und bibliometrische Auswertungen der Hochschulbibliographie der Medizinischen Hochschule Hannover“ von Markus Schmiel (Abbildung 5 [Abb. 5]).

Weitere Posterthemen waren „Das unbekannte Wesen: Befragung und Interviews mit Bibliotheks(nicht)nutzern an der UB Würzburg“, ein „Entsäuerungsprojekt an der Ärztlichen Zentralbibliothek Hamburg“, „CaRLO – Cancer Research Library Online“ des DKFZ Heidelberg, die „Literaturversorgung in der BG-Unfallklinik Murnau“ und „Conduit Medizin – Toolbar für Firefox“ der Universitätsbibliothek Kiel.


Rahmenprogramm

Zusätzlich zu den Vorträgen und zahlreichen sonstigen Veranstaltungen gab es auch in Aachen wieder ein sehr abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Dazu gehörten eine sehr interessante und kurzweilige Stadtführung, eine Besichtigung des Touristen aus aller Welt anziehenden Aachener Doms sowie Führungen durch die Hochschulbibliothek der RWTH. Ein weiterer Höhepunkt war der traditionelle Gesellschaftsabend zum Abschluss des zweiten Tagungstags, der im Casinopavillon Lenné des Aachener Spielcasinos stattfand. „Casinobesuch im Anschluss möglich“, hieß es dazu augenzwinkernd im Programm.


Schlusswort

Auf der abschließenden Session verabschiedete die AGMB die bereits oben erwähnte „Aachener Erklärung: Sechs Thesen zum Erwerb von elektronischen Büchern“, die zwischenzeitlich auch auf der AGMB-Homepage veröffentlicht wurde.

Weiterhin standen die Berichte über die AGMB-Treffpunkte, die Prämierung der besten Poster, die Verlosung des Preises zu einem GMS-Quiz und die Einladung zur nächsten AGMB-Tagung 2013 in Berlin auf dem Programm.

Der Vorsitzende des AGMB-Vorstands Eike Hentschel bedankte sich bei allen Referenten für die interessanten Vorträge sowie bei den Verlagen und Sponsoren, die ebenfalls mit ihrer Teilnahme zum erfolgreichen Verlauf der Tagung beigetragen haben.

Ganz besonders herzlichen Dank sprach er den Mitgliedern des Ortskomitees der Hochschulbibliothek und der Medizinischen Bibliothek der RWTH Aachen aus. Sie und ihre Kollegen sorgten im Vorfeld und während der Tagung für einen reibungslosen Ablauf, gingen stets freundlich und hilfsbereit auf die Fragen oder Wünsche der Teilnehmer ein und sorgten so für einen rundum angenehmen Aufenthalt in Aachen.


Anmerkungen

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel haben.

Geschlechtsunspezifische Formulierung

*Der Verzicht auf die gleichzeitige Nennung der weiblichen und männlichen Schreibweise erfolgt lediglich aus Gründen der besseren Lesbarkeit des Textes.