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Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren – die Situation in Deutschland in 2010
Dealing with open access publication fees – the situation in Germany in 2010
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Published: | July 5, 2012 |
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Zusammenfassung
Mit der dynamischen Entwicklung von Open Access gewinnt die Diskussion um den Umgang mit Gebühren, die für Open-Access-Publikationen anfallen, an Bedeutung. Die deutschen Wissenschaftsorganisationen widmen sich dieser Diskussion, seit 2008 auch im Rahmen der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“. Im Jahr 2010 wurde in einer Umfrage unter Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstitutionen die Praxis im Umgang mit diesen Publikationsgebühren unter die Lupe genommen. Dabei wurde deutlich, dass sich die Wissenschaftsorganisationen des Themas annehmen und bestrebt sind, Mechanismen zu entwickeln, um ihren Angehörigen die Veröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften, die sich durch Publikationsgebühren finanzieren, unkompliziert zu ermöglichen. Darüber hinaus zeigt der Blick auf die Open-Access-Strategien der Organisationen, dass diese die Transformation von einem subskriptionsbasierten hin zu einem Open-Access-basierten Publikationssystem vorantreiben. Die Ergebnisse der Umfrage machen jedoch auch die Herausforderungen deutlich. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Landschaft der Open-Access-Zeitschriften, beschreibt die Aktivitäten und Entwicklungen in den Wissenschaftsorganisationen und stellt die Ergebnisse der Erhebung unter wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland vor.
Abstract
Along with the dynamic development of open access, the question of how to handle open access publication charges is increasingly discussed. German research organisations have been involved in this discussion as part of their activities within the Priority Initiative “Digital Information” of the “Alliance of German Science Organisations” since 2008. In 2010 they commissioned a survey among universities and research institutions, focusing on their practice in dealing with publication charges. As a result, it became clear that these organisations are aware of the issue. For their members, they seek to develop mechanisms to facilitate publishing in author fee-based open access journals. In general, an overview of the open access strategies of the organisations shows an ongoing transformation process from a subscription-based towards an open access publishing system. However, the survey results also point to challenges.
The article gives an overview of open-access related activities and developments in German research organisations and presents the results of the survey on handling of open access publication charges among academic institutions in Germany.
1 Einleitung
Mit der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“ im Jahr 2003 haben die deutschen Wissenschaftsorganisationen sich des Themas Open Access angenommen (http://oa.mpg.de/lang/de/berlin-prozess/berliner-erklarung/). Im Fokus der Anstrengungen steht, wissenschaftliche Veröffentlichungen im Internet frei zugänglich zu machen. Gemäß diesem Anliegen sind, zumeist ausgehend von wissenschaftlichen Institutionen, weltweit vielfältige Initiativen entstanden.
In Deutschland werden die Open-Access-Aktivitäten durch verschieden Akteure geprägt. Ab 2003 sind es insbesondere die Aktivitäten rund um die Open Archive Initiative (OAI, http://www.openarchives.org), die unter dem Dach der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI, http://www.dini.de) gebündelt werden. Bis Mai 2012 entstanden an Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstitutionen über 170 Repositorien (http://www.dini.de/dini-zertifikat/liste-der-repositorien), auf denen Publikationen als Zweitveröffentlichungen (Pre- und Postprints) frei zugänglich gemacht werden (sog. Grüner Weg des Open Access).
Komplementär zu diesen Aktivitäten beginnen Verlage und wissenschaftliche Institutionen wissenschaftliche Publikationen als Erstveröffentlichungen im Open Access zu publizieren (sog. Goldener Weg). Pioniere dieser Entwicklung sind die Open-Access-Verlage BioMed Central und Public Library of Science (PLoS), die um 2000 gegründet werden. In Deutschland entstehen an wissenschaftlichen Institutionen Open-Access-Verlage und -Publikationsportale wie z.B. Digital Peer Publishing (DiPP), Copernicus Publications oder German Medical Science (GMS) [1].
Im Fokus des Goldenen Weges steht der in vielen Disziplinen dominierende Publikationstyp Zeitschrift. Zur Förderung von Open Access werden hier hauptsächlich zwei Wege verfolgt: Zum Einen werden Zeitschriften, die bisher auf Basis des subskriptions-basierten Finanzierungsmodells betrieben wurden, zu Open Access migriert. Zum Anderen werden neue Zeitschriften gegründet, die mit vielfältigen Finanzierungsmodellen betrieben werden. Zumeist wird dabei die Finanzierung der Publikation vom Subskribenten zum Autor oder Herausgeber verlagert [2].
Wissenschaftliche Autoren stehen Open Access positiv gegenüber. Im Rahmen des EU-Projektes Study of Open Access Publishing (SOAP) beteiligten sich 2010 38.000 Wissenschaftler an einer umfassenden Bestandsaufnahme des Open-Access-Publizierens. Dabei konnte eine deutliche Zustimmung zu Open Access festgestellt werden: 89% der weltweit Befragten bewerteten Open Access positiv [3]. In Deutschland stehen 90% der Befragten Open Access positiv gegenüber [4].
Im Mai 2012 erscheinen bereits etwa 7.680 Open-Access-Zeitschriften (Anzahl basierend auf den Angaben des Directory of Open Access Journals – DOAJ –, http://www.doaj.org) in etwa 2.500 Verlagen (Anzahl basierend auf den Angaben der SOAP-Studie aus 2009 [2]). Laut Björk et al. (2010) wurden 2009 8,5% der weltweit erscheinenden wissenschaftlichen Artikel in Open-Access-Zeitschriften publiziert [5]. Weitere 11,9% werden auf Repositorien und Webseiten wissenschaftlicher Institutionen auf dem so genannten „Grünen Weg“ zugänglich gemacht. Die Entwicklung des Open-Access-Zeitschriftenmarkts beeindruckt: Die durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr, seit 2000, beträgt im Bereich der Zeitschriften 18%, im Bereich der Artikel sogar 30% [6].
Der Übergang vom subskriptionsbasierten System zu Open Access stellt Verlage und wissenschaftliche Institutionen weltweit vor Herausforderungen. Spätestens seit 2009 gewinnt die internationale Diskussion über die systematische Beschreitung des „Goldenen Wegs“ an Bedeutung. Hintergrund sind zum einen die wachsende Anzahl an Open-Access-Zeitschriften und zum anderen die zunehmende Bereitschaft wissenschaftlicher Institutionen, das Finanzierungsmodell der artikelbasierten Publikationsgebühren zu unterstützen. Dieses Modell entwickelt sich insbesondere im STM-Bereich (STM: Science, Technology, Medicine) zum Standard. Die Höhe dieser Gebühr variiert je nach Zeitschrift und Verlag zwischen 8 und 3.900 US-Dollar [7]. Um Wissenschaftlern das Publizieren in Open-Access-Zeitschriften zu ermöglichen, muss der Umgang mit den anfallenden Artikel-Publikationsgebühren geklärt werden. Teilweise stellen Forschungsförderer wie z.B. die Europäische Kommission [8] bereits Mittel für Publikationskosten, die im Rahmen geförderter Projekte entstehen, bereit. Daneben entwickelten sich weitere Finanzierungsmodelle, bei denen z.B. Institutionen oder Fachgesellschaften die Kosten für die Publikation einer Zeitschrift übernehmen [9].
Nach dem Ergebnis der SOAP-Studie bewerten 54% der befragten Wissenschaftler weltweit und 41,3% in Deutschland die Finanzierung der Publikationsgebühren als schwierig. Fehlende Mittel oder fehlende Kenntnis über die Mechanismen der Mittelübernahme sind zentrale Faktoren, die die Entwicklung von Open Access auf Seite der Wissenschaft behindern. Diese Unsicherheit wirkt auf das Publikationsverhalten und damit auch auf die verlagsseitige Entwicklung von Open-Access-Zeitschriften.
Dies zeigt, dass die Etablierung von transparenten Finanzierungs- und Budgetierungsstrukturen in den Forschungsorganisationen eine notwendige Voraussetzung ist, um das Publizieren im Open Access zu fördern. Diese Strukturen müssen sowohl klare Zuständigkeiten und Abläufe als auch einheitliche Vergabekriterien und ein transparentes Monitoring umfassen.
Vor diesem Hintergrund rief die Open Access Scholarly Publishers Association (OASPA) 2009 Förderer und wissenschaftliche Institutionen auf, ihre Politik bezüglich der Übernahme von Publikationsgebühren transparenter zu gestalten [10]. Diesem Anliegen kamen im September 2009 fünf US-Universitäten mit der Verabschiedung des „Compact for Open Access Publishing Equity (COPE)“ nach (http://www.oacompact.org). In diesem verpflichten sich Hochschulen wie das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard University, dauerhafte Mechanismen zur Finanzierung von Open-Access-Publikationsgebühren zu etablieren. Weitere Institutionen haben sich durch Unterzeichnung von COPE seither diesen Aktivitäten angeschlossen.
Dem als „Übergangsmodell“ geschaffenen Konzept der hybriden Zeitschriften begegnen wissenschaftliche Institutionen mit Zurückhaltung. Prominente Beispiele für hybride Open-Access-Modelle sind die Programme Sponsored Articles (Elsevier) und OpenChoice (Springer). Dabei sind innerhalb einer ansonsten subskriptionsbasierten Zeitschrift einzelne Artikel nach Zahlung einer Publikationsgebühr frei zugänglich. Hybride Zeitschriften bergen die Gefahr der „Doppelfinanzierung“ (Double Dipping), da die Kosten für das „Freikaufen“ von einzelnen Aufsätzen meist zusätzlich zu den Kosten für das Abonnement entstehen. Eine Publikation in einer hybriden Zeitschrift erscheint ökonomisch generell nur dann sinnvoll, wenn die Subskriptionsgebühr dieser Zeitschrift entsprechend dem zunehmenden Anteil an Open-Access-Inhalten sinkt.
Im Herbst 2009 veröffentlichte der Wellcome Trust, einer der größten Forschungsförderer im Bereich der Medizin, eine Forderung nach einer transparenten Gestaltung von Open-Access-Publikationsgebühren. Mark Walport, Direktor des Wellcome Trust, betont die Notwendigkeit einer transparenten Kostenstruktur: „We would like to see a commitment from publishers to show the uptake of their open access option and to adjust their subscription rates to reflect increases in income from open access fees […]. Some publishers, for example Oxford University Press, have already done this and we would like to see all publishers behave the same way.“ [11]. Die von Walport angesprochene nachhaltige Gestaltung der Umschichtung des subskriptionsbasierten Systems zu Open Access ist eine zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre.
Mit der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ haben sich Alexander von Humboldt-Stiftung, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Deutscher Akademischer Austausch Dienst (DAAD), Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Wissenschaftsrat auf eine von 2008 bis 2012 laufende gemeinsame Initiative zur Verbesserung der Informationsversorgung in Forschung und Lehre verständigt (http://www.allianz-initiative.de). Eines der Arbeitsfelder dieser Schwerpunktinitiative ist Open Access. Damit gehen die Wissenschaftsorganisationen ihr Ziel, Wissenschaftlern das Publizieren in Open-Access-Zeitschriften unkompliziert zu ermöglichen, gemeinsam an: Im Rahmen einer Arbeitsgruppe werden der Dialog unter den Wissenschaftsorganisationen gefördert und Aktivitäten koordiniert. Ein Schwerpunkt liegt in der Analyse, Begleitung und Steuerung des Transformationsprozesses zu Open Access. Der Schaffung von transparenten und nachhaltigen Finanzierungsmodellen kommt dabei eine essenzielle Bedeutung zu. Insbesondere für Open-Access-Publikationen, die nicht durch Drittmittelgeber finanziert werden können, müssen geeignete Finanzierungsstrategien an Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstitutionen entwickelt werden. Hierzu werden an einigen wissenschaftlichen Institutionen bereits so genannte Open-Access-Publikationsfonds aufgebaut. Folgende Definition beschreibt die Funktion eines Open-Access-Publikationsfonds: „An open-access fund is a pool of money set aside by an institution or other research-sponsoring entity specifically to defray or cover processing fees for articles published by members of the institution in open-access journals. While open-access funds are administered in a variety of fashions with a wide array of policy distinctions, they share a common goal of encouraging researchers to make their work open to the public.“ [12]. Ein prominentes Beispiel eines Open-Access-Fonds existiert an der Harvard University: Unter dem Titel „Harvard Open-Access Publishing Equity (HOPE)“ (http://osc.hul.harvard.edu/hope) stehen Wissenschaftlern Mittel für Open-Access-Publikationen zur Verfügung.
Die Umsetzung solcher Fonds bringt vielfältige Herausforderungen für wissenschaftliche Institutionen mit sich. Die Grundfrage beim Aufbau eines Publikationsfonds ist die Finanzierung dieses Instrumentes, d.h. die Bereitstellung der benötigten Mittel im Sinne eines Etats. Darüber hinaus müssen Kriterien geschaffen werden, die festlegen, welche Publikationen durch den Fonds finanziert werden können. Während in der Vergangenheit Strukturen und Mechanismen zum Umgang mit Subskriptionsgebühren etabliert und durch Erwerbungsabteilungen an Bibliotheken sowie Konsortien professionalisiert wurden, stehen diese für Publikationsgebühren häufig noch aus.
Die Arbeitsgruppe „Open Access“ der Allianz der Wissenschaftsorganisationen widmet sich diesem Thema. Diese Aktivität steht im Einklang mit dem Leitbild der Initiative, das die „Weiterentwicklung von Geschäfts- und Fördermodellen und deren gemeinschaftliche Finanzierung“ von Open-Access-Publikationen beinhaltet. Mit Blick auf die dynamische Entwicklungen und die vielfältigen Herausforderungen hat die Arbeitsgruppe „Open Access“ im Jahr 2010 eine Umfrage unter den großen Wissenschaftsorganisationen durchgeführt. Beteiligt waren die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft sowie Mitgliedshochschulen der Hochschulrektorenkonferenz. Die Ergebnisse dieser Erhebung werden in Abschnitt 3 beschrieben. Zunächst wird jedoch im folgenden Abschnitt 2 ein Überblick über die zentralen Aktivitäten einiger Allianz-Partnerorganisationen im Bereich der Open-Access-Zeitschriften gegeben. (Diese Texte wurden den Autoren freundlicherweise durch die jeweiligen Organisationen zur Verfügung gestellt.)
2 Stand und Entwicklung in den Wissenschaftsorganisationen
2.1 Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
In vielen DFG-geförderten Projekten wurden und werden der Ausbau und die Vernetzung von institutionellen und disziplinspezifischen Repositorien vorangetrieben. Zudem stehen mit den Programmen „Elektronische Publikationen“ und „Wissenschaftliche Zeitschriften“ zwei Instrumente zur Verfügung, in denen – bei unterschiedlicher Akzentuierung der Förderzielsetzung – auch Open-Access-Zeitschriften etabliert werden können. Im Kontext dieses Artikels kommt allerdings dem 2009 eingerichteten Programm „Open Access Publizieren“ besondere Relevanz zu: Hier können wissenschaftliche Hochschulen bei der DFG Mittel zum Aufbau eines Publikationsfonds einwerben, um ihre Autoren bei der Finanzierung von Artikel-Publikationsgebühren zu unterstützen. Bewilligte Mittel können dazu eingesetzt werden, Publikationskosten für Beiträge in reinen Open-Access-Zeitschriften mit fachlich anerkannten Review-Verfahren bis zu einer Höhe von 2.000 Euro zu übernehmen. Von der Förderung sollen gezielt Impulse für die Umschichtung bestehender Budgets hin zu einem Etat, aus dem künftig Open-Access-Publikationsgebühren finanziert werden, ausgehen. Daher müssen antragstellende Hochschulen ein Viertel des prognostizierten Mittelbedarfs aus dem eigenen Forschungs- oder Bibliotheksbudget speisen.
In den Jahren 2010 und 2011 profitierten insgesamt 19 Universitäten, denen Mittel in Höhe von insgesamt 1,18 Mio. Euro bewilligt werden konnten, von dem neuen Förderinstrument. In der Begutachtung wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die hochschulinternen Verfahren zur Übernahme der Open-Access-Publikationskosten als echter Service für die schreibenden Wissenschaftler konzipiert sind. Nutznießer sind bislang in erster Linie Autoren aus den Lebenswissenschaften, aus der Physik und aus den Umweltwissenschaften und somit aus Fächern, in denen sich renommierte Open-Access-Zeitschriften etablieren konnten.
Der Wert der Förderung geht deutlich über die finanzielle Zuwendung hinaus. Schon die Antragstellung, erst recht die Durchführung der bewilligten Vorhaben bedingten eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Open Access, zu dem die antragstellenden Hochschulen sich auch strategisch zu positionieren wussten. Das zeigt sich nicht zuletzt an den zwischenzeitlich von einigen der projektnehmenden Hochschulen verabschiedeten Open-Access-Policies (http://roarmap.eprints.org/view/geoname/geoname=5F2=5FDE.html). Wichtiger noch als die hochschulpolitische Positionierung sind die für Autoren entwickelten Services. In aller Regel können Wissenschaftler sich an – oft im Zuge der Projektdurchführung ernannte – Open-Access-Beauftragte wenden, um dort Beratung und konkrete Unterstützung einzufordern. Umgekehrt profitierten die Hochschulen vielfach davon, dass sie die aus dem Open-Access-Fonds finanzierten Artikel zugleich über ihre Repositorien verfügbar machen, womit dieser Teil des intellektuellen Outputs der Institution noch besser sichtbar wird.
Außerdem können Wissenschaftler die mit DFG-Anträgen in der Einzelförderung oder in koordinierten Verfahren eingeworbene Publikationspauschale dazu nutzen, Gebühren für die Veröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften zu finanzieren. Allerdings dürfen Projektnehmer diese Mittel auch einsetzen, um andere Publikationskosten wie etwa „Submission fees“, „Page charges“ oder „Color charges“ für Veröffentlichungen in subskriptionspflichtigen Zeitschriften zu bestreiten.
2.2 Fraunhofer-Gesellschaft
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat sich 2003 mit der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“ dazu verpflichtet, Open Access, im Sinne des freien Zugangs zu Forschungsergebnissen, in der Fraunhofer-Gesellschaft nachhaltig zu fördern. Zu diesem Zweck ist eine Vielzahl von Initiativen ins Leben gerufen worden: Zwei elementare Schritte waren dabei die Einrichtung des Fraunhofer-Publikationssupports 2006, der das Thema Open Access zentral betreut, und die Einrichtung des Open-Access-Förderfonds im Jahr 2009. Um die Idee des freien Zugangs zu Wissen noch bekannter zu machen und das eventuell bestehende Hemmnis der Publikationskosten zu überwinden, hat die Fraunhofer-Gesellschaft diesen Fonds bereitgestellt, der Publikationen von Fraunhofer-Forschern in Open-Access-Zeitschriften finanziell unterstützt. Pro Publikation können maximal 1.500 Euro beantragt werden. Die Kosten der Publikation, maximal jedoch 1.500 Euro, werden den Instituten erstattet.
Zur Genehmigung müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Alle Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft können sich mit Publikationen, die aus ihrem Arbeitskontext stammen, bewerben. Gefördert werden Publikationen, die in einer reinen Open-Access-Zeitschrift erscheinen. Nicht gefördert werden „Open-Access-Optionen“ konventioneller Zeitschriften (nach dem Hybrid-Modell wie z.B. das „Open-Choice-Modell“ des Springer Verlags), bei der man das Recht der Zweitveröffentlichung „zurückkaufen“ muss. Die Open-Access-Zeitschrift muss ein Qualitätssicherungsverfahren haben, bereits mindestens drei Jahre bestehen und regelmäßig neue Artikel publizieren. Damit wird sichergestellt, dass die Veröffentlichung den wissenschaftlichen Standards entspricht. Es wird besonders dazu aufgefordert, in Zeitschriften zu publizieren, die durch spezielle Lizenzen (z.B. Creative Commons-Lizenzen) die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung der veröffentlichten Artikel unterstützen.
Die Fraunhofer-Gesellschaft unterhält außerdem eine institutionelle Mitgliedschaft bei BioMed Central/Springer. Diese Mitgliedschaft wird von der zentralen Stelle für Open Access betreut und erleichtert dem Fraunhofer-Wissenschaftler den Publikationsprozess. Weitere Mitgliedschaften sind in Planung.
Im Jahr 2009 hat der Fraunhofer-Verlag seine Arbeit aufgenommen. Publikationen des Fraunhofer Verlages werden im Regelfall parallel zur gedruckten Version auch im Repositorium Fraunhofer-ePrints als Open-Access-Veröffentlichung bereitgestellt. Diese hybride Form des Publizierens verbindet die Vorteile des gedruckten Buches mit der direkten Zugänglichmachung als elektronische Veröffentlichung.
2.3 Helmholtz-Gemeinschaft
Entsprechend der Mission der Helmholtz-Gemeinschaft, Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu leisten, hat das Thema Open Access eine signifikante Bedeutung für die Helmholtz-Zentren. Die Mitgliederversammlung der Helmholtz-Gemeinschaft hat 2004 einen Beschluss über die Umsetzung der „Berliner Erklärung“ in der Helmholtz-Gemeinschaft gefasst. Darin heißt es: „Publikationen aus der Helmholtz-Gemeinschaft sollen künftig ohne Ausnahme kostenlos zugänglich sein, soweit nicht ausdrückliche Vereinbarungen mit Verlagen und anderen dem entgegenstehen.“ Dieser Beschluss ist Grundlage der Open-Access-Aktivitäten der Helmholtz-Gemeinschaft. Zur Umsetzung des Open Access in der Helmholtz-Gemeinschaft wurde 2005 ein Koordinationsbüro eingerichtet, das im Rahmen einer offenen Projektarbeit mit den Zentren Open Access fördert.
Die Aktivitäten der 18 Zentren im Bereich des Open-Access-Publizierens sind vielfältig. Wissenschaftler sind als Herausgeber von Open-Access-Zeitschriften aktiv und veröffentlichen verstärkt in Open-Access-Zeitschriften. Darüber hinaus betreiben mehrere Zentren eigene Verlage, die im Open Access publizieren, so z.B. das Forschungszentrum Jülich (http://www2.fz-juelich.de/zb/verlag/) oder das Karlsruher Institut für Technologie (KIT, http://www.uvka.de). Weiter werden an der Mehrheit der Zentren Schriftenreihen frei zugänglich gemacht. Auch ist die Helmholtz-Gemeinschaft Partner im „Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics“ (SCOAP3).
2010 hat der Arbeitskreis Open Access in der Helmholtz-Gemeinschaft ein Positionspapier zum Umgang mit Publikationsgebühren verabschiedet. Anliegen des Gremiums, das die Entwicklung und Umsetzung von Open Access in der Helmholtz-Gemeinschaft betreut, ist es, Wissenschaftlern die Publikation in Open-Access-Zeitschriften zu erleichtern. Um den Umgang mit Publikationsgebühren transparent und nachhaltig zu organisieren, wurden 2011 „Kriterien zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren“ erarbeitet. Diese sind Grundlage der Publikationsfonds, die an den Zentren aufgebaut und weiterentwickelt werden. Die Kriterien empfehlen z.B. die Veröffentlichung der Publikation unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung“ (Attribution) [13]. Im Dezember 2011 haben die Forschungszentren in der Helmholtz-Gemeinschaft erklärt, dass sie den „Compact for Open-Access Publishing Equity (COPE)“ unterstützen. Zuvor hatte bereits das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als erste deutsche Forschungseinrichtung COPE unterzeichnet. Der Aufbau eines Open-Access-Publikationsfonds am KIT ist ein Beispiel für die Aktivitäten der Helmholtz-Gemeinschaft zur Umsetzung von COPE.
Seit 2010 werden institutionelle Mitgliedschaften in Open-Access-Programmen im Rahmen von Konsortialverträgen über den Arbeitskreis Bibliotheks- und Informationsmanagement verhandelt. 2010 wurde ein Vertrag mit Springer über die Programme BioMed Central und SpringerOpen abgeschlossen, 2011 mit IOP Publishing über das New Journal of Physics. Weitere Verträge sind angestrebt.
2.4 Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch eine große Bandbreite der in ihren Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus, welche auch den Brückenschlag zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften ermöglicht. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den freien Austausch qualitätsgeprüfter und begutachteter Forschungsergebnisse in digitaler Form im Sinne des Open Access zu fördern. Der schnelle und direkte Zugang zu dieser Information – jederzeit, überall, für die Nutzer kostenlos und ohne Barrieren – erhöht die Forschungseffizienz, unterstützt internationale und interdisziplinäre Kooperation, verstärkt die Sichtbarkeit und Zitierhäufigkeit von Publikationen und maximiert den Nutzen öffentlich geförderter Forschung.
Durch die Unterzeichnung der „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ hat sich die Leibniz-Gemeinschaft verpflichtet, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies geschieht in Abstimmung mit anderen Wissenschaftsorganisationen, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und internationalen Initiativen wie der UNESCO und Science Europe. Nach Unterzeichnung der Berliner Erklärung folgten die Gründung eines Arbeitskreises Open Access im September 2005 und die Verabschiedung der Open-Access-Leitlinie 2007 (http://www.wgl.de/download.php?fileid=194). In die Praxis umgesetzt wird diese Leitlinie durch vielfältige Aktivitäten.
Mit LeibnizOpen (http://www.leibnizopen.de), dem Open-Access-Portal der Leibniz-Gemeinschaft, wird ein zentraler Zugang zu den frei verfügbaren elektronischen Publikationen der Wissenschaftler der Leibniz-Gemeinschaft geschaffen. LeibnizOpen wird kooperativ betrieben und inhaltlich, organisatorisch und technisch von Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft betreut. Neben den drei Forschungsbibliotheken, der Technischen Informationsbibliothek (TIB), der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) und der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft engagieren sich GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID), sowie – als einer der technischen Betreiber – FIZ Karlsruhe – Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur.
Neben LeibnizOpen als übergreifendem Angebot betreibt eine Reihe von Leibniz-Instituten fachspezifische Angebote, um Wissenschaftlern das Publizieren im Open Access zu ermöglichen. Zum Einen werden Fachrepositorien des Grünen Wegs aufgebaut und betrieben (z.B. EconStor von der ZBW, SSOAR von GESIS, pedocs vom DIPF), zum Anderen Publikationsplattformen des Goldenen Wegs etabliert (z.B. German Medical Science von der ZB MED, Economics von IfW und ZBW). Die TIB arbeitet im Rahmen eines DFG-geförderten Projekts mit an der Entwicklung des „Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics“ (SCOAP3), um wichtige Zeitschriften der Hochenergiephysik vom Subskriptions- auf ein Open-Access-Geschäftsmodell zu überführen.
Die Einrichtung zentraler Open-Access-Finanzierungswege (z.B. Open-Access-Publikationsfonds oder Verträge mit Verlagen) wird innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft als dringendes Zukunftsdesiderat angesehen und ihre Realisierung diskutiert. Des Weiteren ist eine Open-Access-Policy im Gespräch, nach der aus Mitteln der Leibniz-Gemeinschaft finanzierte Publikationen im Open Access zur Verfügung stehen sollen.
2.5 Hochschulrektorenkonferenz
Entsprechend den von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 2002 verabschiedeten „Empfehlungen zur Neuausrichtung des Informations- und Publikationssystems“ sowie der Unterzeichnung der „Berliner Erklärung“ 2003 sieht die HRK Open Access als eine ihrer zentralen strategischen Herausforderungen an.
Angesichts rasanter Preisentwicklung und stagnierender Hochschulbudgets hat die HRK verschiedene Ansätze von Open-Access-Hochschulstrategien diskutiert: Hochschulstrategien können auf hochschuleigene Repositorien ausgerichtet sein, die den Hochschulen Chancen im Rahmen der sich in der Hochschullandschaft intensivierenden Profilbildung bieten. Tatsächlich haben sehr viele Hochschulen bereits Hochschulschriftenserver geschaffen, ausbaubedürftig ist jedoch die Anzahl der Publikationen, die in diese Repositorien eingestellt werden.
Einige Hochschulen haben sich zu Open Access öffentlichkeitswirksam positioniert, wie u.a. durch „Policies“, Erklärungen, Resolutionen oder Beschlüsse. Ergänzt wird dies durch interne Informationsschreiben der Hochschulleitungen an ihre Wissenschaftler. Darin wird auf den höheren Impact von Open-Access-Publikationen sowie die schon bestehenden rechtlichen Möglichkeiten der Selbstarchivierung hingewiesen. Es wird weitergehend nachdrücklich empfohlen, die Publikationen als Pre- oder Postprints auf den Repositorien abzulegen und auch bei der Zusammenarbeit mit Verlagen deren Open-Access-Politik zu berücksichtigen.
Auch ermöglichen eigene Hochschulverlage Open-Access-Veröffentlichungen. Darüber hinaus wurden Publikationsfonds mit dem Zweck der teilweisen oder vollständigen Übernahme von Autorengebühren eingerichtet. Zudem werden Wissenschaftler bei der Herausgabe eigener Open-Access-Zeitschriften unterstützt. Andere Hochschulen haben Arbeitsgruppen zum Thema „Open Access“ eingerichtet und fächerübergreifende Vortragsreihen organisiert. In Ergänzung hierzu wurden auch Serviceangebote geschaffen, die die Wissenschaftler im Zusammenhang mit der Umsetzung von Open Access unterstützen.
2.6 Max-Planck-Gesellschaft
Für den Open-Access-Gedanken hat sich die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) als gemeinnützige Forschungsorganisation schon früh eingesetzt. So initiierte sie unter anderem 2003 die „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ gemeinsam mit deutschen und internationalen Partnerorganisationen.
Auf dieser Basis und auch schon davor haben sich an den einzelnen Max-Planck-Instituten verschiedene Open-Access-Publikationsprojekte entwickelt. So hat beispielsweise das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik eine Plattform für innovative Review-Zeitschriften aufgebaut (Living Reviews) und gibt selbst auch eine Zeitschrift in dieser Zeitschriftenfamilie (http://www.livingreviews.org/) heraus. Einen weiteren innovativen Ansatz verfolgen auch mehrere Max-Planck-Institute unter der Federführung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte mit der „Edition Open Access“ (http://www.edition-open-access.de/), welche sowohl klassische Publikationen als auch Quellen, Tagungsbände und Essays publiziert. Neben der frei zugänglichen Online-Version können gedruckte Fassungen im Print-on-Demand-Verfahren für ein geringes Entgelt erworben werden. Daneben engagieren sich Max-Planck-Wissenschaftler als Herausgeber oder Editoren von Open-Access-Zeitschriften, wie z.B. dem New Journal of Physics.
In der Max Planck Digital Library (MPDL), der zentralen Serviceeinrichtung für die wissenschaftliche Informationsversorgung der MPG, steht ein zentrales Budget sowohl zum Erwerb von Subskriptionen als auch für Publikationsgebühren zur Verfügung. Auf dieser Grundlage werden seit 2003 zentrale Verträge für die MPG mit Open-Access-Verlagen ausgehandelt. Diese beinhalten eine zentrale Abrechnung, welche die Wissenschaftler, aber auch die einzelnen Max-Planck-Institute organisatorisch und finanziell entlastet. Das Vertragsportfolio wird von der MPDL kontinuierlich ausgeweitet und hat im Jahr 2010 die Kostenübernahme von etwa 350 Publikationen abgedeckt. Daneben werden in unbekannter Höhe auch Open-Access-Publikationsgebühren von einzelnen Max-Planck-Instituten bezahlt.
Die MPDL war von Anfang an am „Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics“ (SCOAP3) beteiligt und ist sowohl in der Planung als auch der konkreten Umsetzung aktiv. In den Jahren 2008 und 2009 führte die MPDL mit Springer ein weltweit beachtetes Pilotprojekt zu deren hybridem OpenChoice-Model durch.
Insgesamt prüft die MPG Szenarien für eine möglichst weitgehende Umstellung der Finanzierungsmodelle von Subskriptionen zu Publikationsgebühren. 2010 wurde vom Präsidenten eine Arbeitsgruppe eingesetzt und damit beauftragt, mögliche Bedingungen für eine solche Umstellung im Dialog mit Wissenschaftsverlagen zu eruieren und diesbezügliche Regelungen für den Umgang mit Publikationsgebühren in der MPG zu erarbeiten.
3 Umfrage zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren
3.1 Zielstellung und Motivation
Anliegen der Umfrage war es, ausgehend vom eingangs begründeten Bedarf einer abgestimmten Etablierung von Mechanismen beim Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren, ein umfassendes Bild des Umgangs mit diesen Gebühren zu erhalten. Es sollte beleuchtet werden, in welcher Art und Weise und mit welchen Finanzvolumina wissenschaftliche Einrichtungen ihre Angehörigen bei der Publikation in Open-Access-Zeitschriften, die sich über Publikationsgebühren finanzieren, unterstützen und wie die Mittelverteilung praktisch gehandhabt wird. Weiter sollte identifiziert werden, welche Rahmenbedingungen den gegenwärtigen Zustand bestimmen. Die Ergebnisse der Umfrage können für zukünftige strategische Überlegungen der Wissenschaftsorganisationen betreffend Open Access herangezogen werden.
3.2 Methodik
Die Umfrage war als Online-Umfrage konzipiert, zu der alle Mitgliedsinstitutionen der Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Hochschulrektorenkonferenz eingeladen wurden. Aus jedem Institut oder jeder Hochschule sollte jeweils eine für das Thema kompetente Person die Umfrage beantworten.
Der von der Arbeitsgruppe erstellte Fragenkatalog gliederte sich in einen allgemeinen Teil zur institutionellen Unterstützung von Open Access sowie einen speziellen Teil zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren, in dem insbesondere Verantwortlichkeiten, Kriterien und Workflows für die Mittelvergabe abgefragt wurden. Die Umfrage wurde anonym durchgeführt, um eine hohe Rücklaufquote und Qualität der Antworten zu erreichen. Da zu erwarten war, dass die Antworten Rückschlüsse auf die Befragten zulassen, wurde das Einverständnis der Befragten für die Veröffentlichung der Einzeldatensätze nicht eingeholt. Aus diesem Grund können hier nur aggregierte Daten beschrieben werden, nicht jedoch die Rohdaten der Umfrage verfügbar gemacht werden.
Zuständig für die methodische Beratung, Einrichtung, Durchführung und Auswertung der Umfrage war die Abteilung „Survey Design & Methodology“ von GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.
Vor dem Start der eigentlichen Umfrage wurde ein Pretest durchgeführt: Zehn Personen wurden zu einer vorläufigen Version der Online-Umfrage eingeladen. Drei dieser Personen haben den Fragebogen als Real-Tester bearbeitet, sieben Personen stand zusätzlich ein Kommentarfeld im Fragebogen zur Verfügung. Im Rahmen dieses Pretests sollten eventuelle Probleme der Fragenformulierung und der Fragenlogik aufgedeckt werden. Pretester waren Personen, die auch unter Normalbedingungen die Umfrage bearbeiten sollten, zumeist Bibliothekspersonal aus den genannten Organisationen.
Nach Finalisierung des Fragebogens wurde jeweils eine für das Thema kompetente, von den Mitgliedsinstitutionen benannte Person per E-Mail zur Teilnahme an der Hauptumfrage eingeladen (80 Max-Planck-, 89 Leibniz-, ca. 80 Fraunhofer-Institute sowie 16 Helmholtz-Zentren (davon zwei Zentren zugleich auch MPI bzw. Universität), 375 Universitäten und Hochschulen). Um diese Personen zu identifizieren, wurde im Vorfeld ein erstes Einladungs-Schreiben per E-Mail an die Leitungen der Institute und Hochschulen versandt. Diese wurden gebeten, den jeweils kompetenten Ansprechpartner zu identifizieren, wofür ihnen der Fragebogen vorab zur Verfügung gestellt wurde. Die so identifizierten Personen konnten sich über ein Web-Formular zur Teilnahme an der Umfrage anmelden und bekamen daraufhin einen Teilnehmer-Zugang (URL) zur Umfrage zugeschickt.
Die Umfrage war von Anfang August bis Ende September 2010 geöffnet. Nach Ende der Umfrage wurden die Ergebnisdaten in Form von Tabellenbänden für jede Organisation mit statistischen Auswertungen zu allen Fragen zusammengestellt.
Da das Umfrageverhalten je nach Organisation stark variierte, wurde auf eine vergleichende Analyse der Antworten nach Organisation verzichtet. Generell hat sich gezeigt, dass eine organisationsübergreifende Umfrage zu einer komplexen Fragestellung wie dieser methodische Schwierigkeiten mit sich bringt (siehe auch Abschnitt 3.3.1). Daraus resultiert eine relativ geringe Rücklaufquote, sodass die Umfrageergebnisse nicht als repräsentativ betrachtet werden können.
3.3 Ergebnisse
Von 562 angeschriebenen Institutionen beantworteten 139 die Umfrage.
Nach ihrer eigenen Funktion in der Institution befragt, gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, die Leitung der Bibliothek innezuhaben. Weitere genannte Funktion (ca. ein Drittel der Befragten) können meistens dem Tätigkeitsfeld „Publikationssupport“ zugeordnet werden. Einige davon gaben explizit an, für Open Access zuständig zu sein.
3.3.1 Vorbemerkungen: Organisationsspezifika in der Beantwortung
Das im vorigen Abschnitt erwähnte stark variierende Antwortverhalten zwischen den Organisationen war insbesondere durch die Spezifika der organisatorischen Einbettung der an der Umfrage teilnehmenden Institutionen begründet. Die Komplexität der Verhältnisse bei den Institutionen in Bezug auf das zu eruierende Thema war zwar bereits beim Erstellen des Fragebogens antizipiert worden, jedoch durch die gewählte Fragenmethodik nicht immer hinreichend abbildbar.
Zusätzlich führte der verschieden hohe Zentralisierungsgrad der Open-Access-Aktivitäten zu einem abweichenden Antwortverhalten. So gab es aus der Fraunhofer-Gesellschaft nur eine Antwort, gegeben vom zentralen Publikationssupport, da die Kompetenz über Strukturen, Zuständigkeiten und Abläufe in Sachen Open Access dort an zentraler Stelle gebündelt ist. Aus den Max-Planck-Instituten gab es mehrere Antworten; zusätzlich gab es eine zentrale Antwort von der MPDL, die zusammen mit dem Anschreiben an die Institute verschickt worden war. Bei Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft sowie den Hochschulen wurde der Fragebogen auf Ebene der Einzelinstitutionen beantwortet. Bei der Ergebnisdarstellung im folgenden Abschnitt wird, falls nicht anders vermerkt, nur auf die Antworten der befragten Einzelinstitutionen Bezug genommen, um ein möglichst differenziertes Bild zu ermöglichen.
3.3.2 Leitfragen und ihre Beantwortung
Im Folgenden werden die Ergebnisse auf Basis einer Reihe von Leitfragen dargestellt. Stärker als die einzelnen Fragen der Umfrage spiegeln diese Leitfragen das Erkenntnisinteresse der Erhebenden wider. Sie bündeln mehrere Einzelfragen.
1. Zeigt sich eine generelle Unterstützung des Open Access? Wie verbreitet sind Open-Access-Leitlinien?
Es wurde nach der Unterzeichnung maßgeblicher Erklärungen wie der „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ und der „Budapest Open Access Initiative“ gefragt (Mehrfachnennung war möglich). Aus allen Organisationen haben Mitglieder angegeben, eine oder mehrere solcher Erklärungen unterzeichnet zu haben, mindestens jedoch die „Berliner Erklärung“, die insgesamt deutlich dominiert. Bei den Hochschulen fällt zudem die vergleichsweise hohe Zahl der Unterzeichner der „Göttinger Erklärung zum Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“ auf (fast gleichauf mit der „Berliner Erklärung“).
Des Weiteren wurde gefragt, ob die Institution eine offizielle Open-Access-Leitlinie verabschiedet hat, also eine Regelung, ob und wie Publikationen frei zugänglich gemacht werden sollen. Nur 16% der befragten Einzelinstitutionen beantworteten diese Frage mit ja. Falls die Frage negativ beantwortet wurde, wurde nach den Gründen gefragt. Negative Antworten wurden am häufigsten mit „anderen Prioritäten“ begründet. Eine Reihe von Befragten gab an, dass die Verabschiedung einer Open-Access-Leitlinie angestrebt ist.
Weiter wurde gefragt, ob die Institution Angehörige dabei unterstützt, ihre Publikationen über Open-Access-Repositorien zugänglich zu machen und ob ein Repositorium oder ein eigener Verlag mit Open-Access-Publikationsmöglichkeit betrieben wird. Falls kein Repositorium betrieben wird, wurde nach den Gründen gefragt (Mehrfachnennung war möglich).
93% der befragten Einzelinstitutionen gaben an, generelle Unterstützung für Open Access anzubieten. 59% gaben an, ein Repositorium zu betreiben. Diejenigen ohne Repositorium begründeten dies mit „mangelnde Ressourcen“ (46%), „anderen Prioritäten“ (40%), „unzureichender Kenntnis über Open Access“ (18%) und „Skepsis gegenüber Open Access“ (12%). Einige der Befragten gaben an, der Aufbau eines Repositoriums befinde sich zum Zeitpunkt der Beantwortung der Umfrage in Diskussion oder bereits in Planung.
Einen Verlag mit Open-Access-Publikationsmöglichkeit betreiben nur 12% der antwortenden Einzelinstitutionen. Auch wurde gefragt, ob Eigenpublikationen im Open Access veröffentlicht werden (Abschlussarbeiten, Forschungs- und Jahresberichte). Diese Frage wurde von den Befragten fast durchgängig positiv beantwortet.
Darüber hinaus wurde nach der Existenz von Beratungs- und Informationsangeboten in Form zentraler Ansprechpartner oder Informationsveranstaltungen für Open Access gefragt. An mehr als der Hälfte aller befragten Institutionen existiert bereits ein zentraler Ansprechpartner für Open Access. 46% der befragten Einzelinstitutionen gaben an, Informations- und Diskussionsveranstaltungen zum Thema durchzuführen, z.B. im Rahmen der jährlichen internationalen Aktionswoche „Open Access Week“ (http://www.openaccessweek.org).
2. Ist die finanzielle Unterstützung des Goldenen Wegs bereits verbreitet? Sind Pläne erkennbar, wenn ja welche?
In einem weiteren Fragekomplex wurde abgefragt, ob die Institution Publikationsgebühren für die Open-Access-Veröffentlichung wissenschaftlicher Publikationen übernimmt. Falls dies noch nicht der Fall ist, wurde nach den Planungen für die zukünftige Übernahme von Publikationsgebühren gefragt.
Hier sollte zunächst – unabhängig von den Mechanismen der Finanzierung – ermittelt werden, ob überhaupt bereits Wege für die Finanzierung von Open-Access-Publikationsgebühren beschritten werden. In allen Wissenschaftsorganisationen ist dies der Fall, jedoch kommt hier der Grad der Zentralisierung deutlich zum Tragen: Die eher dezentral geprägten Organisationen (wie z.B. die Leibniz-Gemeinschaft) haben auf Ebene der Einzelinstitutionen tendenziell weniger häufig Finanzierungsstrategien etabliert als die eher zentralen (wie z.B. die Max-Planck-Gesellschaft). Die Befragten, die diese Frage negativ beantwortet haben, äußern gleichzeitig nur sehr zurückhaltend die Prognose, dass sich dies ändern könne. Die meisten rechnen mit einer Einrichtung von Open-Access-Finanzierungsinstrumenten nicht innerhalb der nächsten Monate (35%), sondern eher innerhalb der nächsten Jahre (65%).
3. Welche Entscheidungskriterien bestimmen die Mittelvergabe?
Es wurde gefragt, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit Open-Access-Publikationsgebühren von der Institution übernommen werden (z.B. nur bei reinen Open-Access-Zeitschriften, nur bei Open-Access-kompatibler Lizenz; Mehrfachnennung war möglich). Ergebnis: Der Hinweis auf „fachliche Kriterien“ (31%) und die Aussagen, dass es „keine Kriterien“ gibt (31%), überwiegen. Immerhin 25% der befragten Einzelinstitute geben an, dass die Gebühren nur bei Veröffentlichung in „reinen Open-Access-Zeitschriften“ übernommen werden. Der „Impact Factor“ einer Zeitschrift scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. So geben nur 3% der Einzelinstitute an, Open-Access-Publikationsgebühren nur für Aufsätze in Journals ab einem bestimmten Mindestwert des „Impact Factors“ zu übernehmen. Dies ist u.a. auch durch die unterschiedliche Relevanz des „Impact Factors“ in den Disziplinen zu erklären. Auch institutionsspezifische Entscheidungskriterien wurden genannt (z.B. Abstimmung mit dem Fachbereich).
4. Sind klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten innerhalb der Institution erkennbar? (Zuweisung des Budgets, Entscheidung über Mittelverwendung)
Es wurde gefragt, ob es eine klare personelle Verantwortlichkeit für die Zuteilung von Open-Access-Publikationsgebühren gibt. Hier zeigt sich ein sehr unscharfes Bild. 53% weisen auf klare Verantwortlichkeiten hin, 47% verneinen diese. Wenn die Frage positiv beantwortet wurde, wurde gefragt, auf welcher Ebene über die Zuteilung entschieden wird, d.h. wer die Zuteilung der Mittel verantwortet. Die Angaben können wegen der geringen Zahl der Antworten nicht gegenübergestellt werden, es wurden die „Bibliotheksleitung“, „Institutsleitung“ sowie ein „Ansprechpartner für das Publikationswesen“ genannt.
5. Gibt es bestimmte Mechanismen zur Übernahme von Open-Access-Publikationsgebühren, die weit verbreitet oder sogar Standard sind?
Es wurde gefragt, an wen die Erstattung von Open-Access-Publikationsgebühren erfolgt. Hier scheint zunächst keine der vorgegebenen Antwortoptionen (Autoren; Projekt- oder Arbeitsgruppen; Fakultäten, Teilinstitute oder Institute) die Praxis abzubilden. Die Freitextantworten lassen jedoch vermuten, dass in der Mehrheit die Erstattung an die Autoren direkt erfolgt. Es wurde deutlich, dass diese Praxis durch die Abrechnungsmodalitäten der Verlage, die dem korrespondierenden Autor die Gebühren häufig direkt in Rechnung stellen bedingt ist.
Darüber hinaus wurde gefragt, nach welchem Schlüssel die Erstattung von Open-Access-Publikationsgebühren jeweils erfolgt (z.B. auf individuellen Antrag oder nach dem „Gießkannenprinzip“). Hier war wegen der zu geringen Zahl an Antworten keine aussagekräftige Auswertung möglich.
Weiter wurde gefragt, in welcher Form Publikationsgebühren für die Veröffentlichung in reinen Open-Access-Zeitschriften übernommen werden (auf Basis einzelner Publikationen oder über Einzelverträge des Instituts oder Konsortialverträge; Mehrfachnennung war möglich). Meistens werden die Kosten auf Basis von Einzelrechnungen eines Verlags übernommen. Es wurden aber auch die institutionellen Mitgliedschaften sichtbar: So haben bereits 32% der antwortenden Einzelinstitutionen Verträge mit Verlagen über Open-Access-Publikationsgebühren abgeschlossen.
Weiter wurde gefragt, durch welche Organisationseinheit die Zuteilung praktisch umgesetzt wird, an wen sich z.B. ein Autor wenden muss, um die Erstattung von Publikationsgebühren zu beantragen. Dabei wurde nach der Existenz eines standardisierten Ablaufs zur Abrechnung von Open-Access-Publikationsgebühren gefragt. Am häufigsten genannt wurden hier die Bibliotheksleitung, ein Bibliotheksmitarbeiter oder ein wissenschaftliche Abteilungsleiter, seltener dagegen ein zentraler Ansprechpartner für das Publikationswesen oder das Dekanat, vereinzelt auch Verwaltungsabteilungen.
6. Gibt es festgelegte Budgets? Gibt es ein Monitoring? Wie hoch sind die gezielt in Open-Access-Publikationsgebühren investierten Beträge?
In diesem Themenkomplex wurde nach der Existenz eines festgelegten Budgets und eines Monitorings der Kosten für Open-Access-Publikationsgebühren sowie nach der Höhe der Ausgaben gefragt. Nur 22% der befragten Einzelinstitutionen gaben an, ein Budget für Open-Access-Publikationsgebühren festgesetzt zu haben. 33% der Einzelinstitutionen gaben an, dass es ein Monitoring der Ausgaben gäbe. Bei der Frage nach der Höhe der Ausgaben war die Antwortbereitschaft und entsprechend die Zahl der konkreten Angaben nur sehr gering, die Angaben liegen oft im vier- bis fünfstelligen Bereich pro Einzelinstitution.
Weiter wurde gefragt, ob abrechnungstechnisch zwischen Subskriptionsgebühren und Open-Access-Publikationsgebühren getrennt wird. Dies ist laut den Antworten der Befragten bei den meisten Institutionen der Fall.
7. Welche externen Finanzierungsquellen werden genutzt?
Es wurde nach der Nutzung externer Finanzierungsmöglichkeiten für Open-Access-Publikationsgebühren gefragt. Falls negativ, wurde nach den Gründen gefragt.
45% der befragten Einzelinstitutionen nutzen externe Finanzierungsquellen. Diese nutzen sowohl den projektgebundenen Publikationskostenzuschuss als auch das Programm „Open Access Publizieren“ der DFG, das ausschließlich wissenschaftlichen Hochschulen offen steht. Darüber hinaus wurden neben Fördermitteln eines Landesministeriums keine weiteren genutzten Quellen genannt. Diejenigen, die angaben, keine externen Quellen zu nutzen, begründeten dies überwiegend damit, dass ihnen keine geeigneten Finanzierungsquellen bekannt seien.
3.3.3 Diskussion der Herausforderungen anhand offener Fragen
Institutionen können nach dem Stand ihrer Entwicklung beim Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren in drei Kategorien eingeteilt werden: (1) Institutionen mit ablehnender Haltung, (2) abwartende, jedoch einen Bedarf anerkennende Institutionen sowie (3) Institutionen, die bereits Erfahrungen gesammelt haben.
Aufgrund der Analyse der Umfrageergebnisse im vorhergehenden Abschnitt ist festzuhalten, dass die Mehrzahl der antwortenden Institutionen der zweiten Gruppe zugeordnet werden kann: Einrichtungen, die einen hohen Handlungs- und Beratungsbedarf erkennt und auf der Suche nach Lösungen zur Förderung des Open-Access-Publizieren sind. Insgesamt, so zeigen die Antworten, gab es zum Zeitpunkt der Umfrage jedoch kaum standardisierte Verfahren des Umgangs mit Open-Access-Publikationsgebühren.
Ergänzend zu den in Abschnitt 3.3.2 nach Leitfragen dokumentierten Antworten sollen im Folgenden die Antworten auf die offenen Fragen der Erhebung dokumentiert und diskutiert werden. Für dieses Anliegen waren besonders die Antworten auf die Frage, warum keine Übernahme von Open-Access-Publikationsgebühren erfolgt, sowie die allgemeinen Kommentare, die die Befragten am Ende der Umfrage hinterlassen konnten, aufschlussreich.
In der Analyse dieser offenen Fragen wurden zwei Faktoren identifiziert, die zum Zeitpunkt der Erhebung die Übernahme von Open-Access-Publikationsgebühren durch wissenschaftliche Einrichtungen beeinträchtigen: fehlende praktische Maßnahmen und finanzielle Unsicherheiten.
a) Fehlende praktische Maßnahmen: In den Antworten auf die offenen Fragen wurde deutlich, dass die Entwicklung von Open Access durch fehlende praktische Maßnahmen zur Übernahmen von Publikationsgebühren erschwert wird. So scheinen zum Zeitpunkt der Umfrage nur an wenigen Institutionen zentrale Ansprechpartner für den Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren etabliert zu sein. Folgende Antworten seien hierzu dokumentiert:
Auch wird von einigen Umfrageteilnehmern generell ein geringer Bedarf für die Förderung von Open Access konstatiert, was möglicherweise zum Teil disziplinär bedingt ist, möglicherweise aber auch auf die fehlenden praktischen Maßnahmen zurückzuführen ist. Siehe hierzu die folgenden Kommentare:
Darüber hinaus wurden in einigen Antworten auch fehlende Kenntnisse über die institutionellen Praktiken im Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren deutlich:
b) Finanzielle Unsicherheiten: Ein weiterer häufig genannter Faktor, der auf den Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren wirkt, sind finanzielle Unsicherheiten. An dieser Stelle sei nochmals betont, dass die Finanzierung von Open-Access-Publikationsmodellen durch Publikationsgebühren nicht in allen Fachgebieten gleichermaßen relevant ist. Insbesondere dem Geschäftsmodell der hybriden Open-Access-Zeitschriften wird eine prinzipielle Skepsis entgegengebracht. In vielen Kommentaren wurde die Gefahr des „Double Dipping“ (siehe dazu auch Abschnitt 1) thematisiert und die Forderung nach Transparenz deutlich:
Über diese beiden zentralen Punkte hinaus wurden weitere Faktoren benannt, die aus Sicht einiger Antwortenden auf die Entwicklung von Open Access wirken und damit auch den Umgang mit Publikationsgebühren tangieren. Deutlich wurde zum Beispiel die hohe Bedeutung von Evaluations- und Reputationsmechanismen, die aus dem „Print-Zeitalter“ stammen und das Potenzial der digitalen Wissenschaftskommunikation nur bedingt berücksichtigen. So wurde die „unklare künftige Relevanz“ von Open Access im Rahmen von Evaluationen von einigen Antwortenden bemängelt. Weiter wurde auf die mangelnde Förderung von Open Access durch Leitungsebenen wissenschaftlicher Einrichtungen hingewiesen. Anzumerken ist hier, dass die Nennung dieses Punktes, mit Blick auf die Antwortenden, wenig überraschend ist. Wie in Abschnitt 3.3 beschrieben, sind viele der Antwortenden Personen, die für die Umsetzung von Open Access zuständig sind. Natürlich ist es diesen ein Anliegen, eine möglichst breite Unterstützung auf Leitungsebene zu haben. Ein weiteres Hemmnis, dass jedoch weitaus seltener als die vorhergehenden Punkte genannt wurde, ist die Unsicherheit der mit dem Thema befassten Personen zu rechtlichen Fragen des Open Access.
Deutlich wurde in den offenen Fragen jedoch auch, dass an vielen Institutionen Aktivitäten geplant sind, die kurz vor der Umsetzung stehen. Siehe hierzu die folgenden exemplarischen Aussagen:
Weiter wurde in den Antworten auf die offenen Fragen deutlich, dass an den Institutionen, an denen bisher kein zentraler Publikationsfonds existiert, der pragmatische Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren dominiert:
Insgesamt ergibt sich der Eindruck, dass die Mehrheit der Institute und Hochschulen, die sich an der Befragung beteiligt haben, Open Access gegenüber positiv eingestellt ist. Dieses Bild ist sicherlich dadurch zu relativieren, dass die Bereitschaft zur Umfrageteilnahme bei Institutionen, die Open Access gegenüber ohnehin positiv eingestellt sind, vermutlich höher war als bei weniger Open-Access-affinen Institutionen.
Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass viele der Antwortenden das Thema Open-Access-Publikationsgebühren mit Interesse verfolgen. Die Umfrage zeigt einen Bedarf an organisatorischen Praktiken. Die Bereitschaft, solche Praktiken mit zu entwickeln und anzuwenden, scheint hoch. Auch gibt es, charakteristisch für dieses relativ frühe Entwicklungsstadium, einen großen Informations- und Austauschbedarf.
Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass – so die Einschätzung der Autoren – seit der Durchführung der Umfrage eine deutliche Entwicklung in diesem Feld festzustellen ist. Dies zeigt sich beispielsweise an der großen Bedeutung des Themas auf Fachkonferenzen wie den jährlichen Open-Access-Tagen (http://open-access.net/de/aktivitaeten/open_access_tage/archiv/open_access_tage_2011/sessions/ Session 3).
4 Fazit
Viele Autoren stehen dem Goldenen Weg des Open Access positiv gegenüber, stoßen aber bei der Realisierung im Alltag noch vielfach auf Barrieren. Gleichzeitig ist das Angebot, im Open Access zu publizieren, so groß wie nie zuvor. Ein Transformationsprozess vom subskriptionsbasierten Publikationssystem hin zu Open Access ist zu beobachten, der sich in einer dynamischen Entwicklung befindet. Der Blick auf die Aktivitäten der Wissenschaftsorganisationen zeigt, dass dieser Prozess sowohl kooperativ auf organisationsübergreifender Ebene als auch auf institutioneller Ebene begleitet und gefördert wird.
Auf der organisationsübergreifenden Ebene stehen der Dialog und das abgestimmte Handeln im Rahmen der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ im Mittelpunkt. Eingebettet sind diese Aktivitäten in internationale Initiativen, z.B. auf europäischer Ebene im Rahmen von „Science Europe“ (http://www.scienceeurope.org/), einer Vereinigung europäischer Forschungs- und Forschungsförderorganisationen, und der Initiative „Knowledge Exchange“ (http://www.knowledge-exchange.info/), einem Netzwerk verschiedener europäischer Förderorganisationen. Die Wissenschaftsorganisationen sind bestrebt, die tiefgreifenden Herausforderungen bei der Förderung von Open Access kooperativ und im Sinne von Best-Practice-Lösungen umzusetzen. So soll der Übergangsprozess hin zu Open Access nachhaltig und transparent gestaltet werden.
Auf der institutionellen Ebene sind alle Organisationen bestrebt, funktionierende Mechanismen zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ziel dieser Aktivitäten ist es, Wissenschaftlern die Veröffentlichungen in Open-Access-Zeitschriften, die sich durch Publikationsgebühren finanzieren, so einfach wie möglich zu machen. Darüber hinaus soll den Wissenschaftsverlagen dadurch die Bereitschaft signalisiert werden, publikationsgebührenfinanzierte Open-Access-Modelle mitzutragen.
Mit dem zunehmenden Angebot an Open-Access-Zeitschriften muss die Entwicklung von institutionellen Praktiken rund um die Finanzierung von Publikationsgebühren vorangetrieben werden. Open-Access-Publikationsfonds sind hier ein wichtiges Instrument, um Mittel für Publikationsgebühren zur Verfügung zu stellen, aber auch zu verwalten und zu überwachen. Die Entwicklung solcher Praktiken bringt in der Transformationsphase vielfältige Herausforderungen mit sich: Während sich der Umgang mit Subskriptionsgebühren über viele Jahre professionalisiert hat, sind im Bereich des Open-Access-Publizierens noch vielfältige Herausforderungen zu bewältigen, vorangetrieben nicht zuletzt durch technologische Entwicklungen, die auf den Zeitschriftenmarkt wirken.
So müssen aktuell beispielsweise organisatorische und inhaltliche Grundsätze geschaffen werden, die den Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren regeln: Aus Sicht einer Hochschule ist beispielsweise sicherzustellen, dass Drittmittel, die im Rahmen der Forschungsförderung für Publikationsgebühren in Anspruch genommen werden können, auch abgerufen werden und nicht durch lokale Publikationsfonds getragen werden. Darüber hinaus muss geklärt werden, nach welchen Bedingungen einzelne Organisationseinheiten, wie z.B. Fachbereiche auf die Mittel zugreifen können. Weiter gilt es inhaltliche Kriterien zu schaffen, beispielsweise um sicherzustellen, dass eine Nachnutzung („re-use“) der Inhalte für digitale Arbeitstechniken möglich ist.
Die Wissenschaftsorganisationen nehmen sich dieser Aufgaben kooperativ an, um die an und durch ihre Organisationen entstehenden Erkenntnisse einer möglichst großen Öffentlichkeit in Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zugänglich und darüber hinaus auch nachnutzbar zu machen.
Anmerkungen
Widmung
Die Autoren widmen diesen Beitrag ihrem Kollegen Herrn Dr. Maximilian Stempfhuber, der im April 2011 plötzlich gestorben ist. Maximilian Stempfhuber hat die Open-Access-Aktivitäten in Deutschland, im Rahmen seiner Tätigkeiten für GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und die RWTH Aachen, geprägt und entscheidend vorangetrieben. Sein Tod ist für die Mitglieder der Arbeitsgruppe Open Access der Wissenschaftsorganisationen ein tiefer Verlust.
Interessenkonflikte
Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.
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