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GMS Infectious Diseases

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e.V. (PEG) (PEG)

ISSN 2195-8831

Prof. Dr. med. Uwe Ullmann † 01.01.2013

Nachruf

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GMS Infect Dis 2013;1:Doc02

doi: 10.3205/id000002, urn:nbn:de:0183-id0000020

Published: January 29, 2013

© 2013 Dalhoff et al.
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Nachruf

Am 1. Januar 2013 verstarb Prof. Dr. med. Uwe Ullmann im Alter von 73 Jahren. Sein Wirken ist in dreifacher Weise mit dem Namen Paul Ehrlich verbunden: Uwe Ullmann war von 1982 bis 1986 Mitglied des Beirates und von 1994 bis 1997 Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. In dieser Eigenschaft gründete er die Stiftung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, deren Vorsitzender er bis 2007 war. Weiterhin war er von 1983 bis 1991 Mitglied, und von 1992 bis 2005 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen bei Frankfurt. Professor Ullmann hat in seiner 22-jährigen Beiratsmitgliedschaft das PEI durch bewegte Zeiten begleitet. Unter seinem Vorsitz wurde das PEI für Blut und Blutprodukte zuständig. Die Übertragung der Zuständigkeit für Gentransfer-Arzneimittel, somatische Zelltherapeutika und xenogene Zelltherapeutika auf das Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 2004 ist in besonderem Maße der Initiative und der aktiven Unterstützung des Wissenschaftlichen Beirats unter seiner Leitung zu verdanken. Er war stets bereit, das PEI auch bei schwierigen Fragestellungen gegenüber Politik und Fachwelt aktiv zu unterstützen.

Zudem war er mehrere Jahre Vorsitzender der Sektion Medizinische Mikrobiologie und Immunologie der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und im Jahr 1989 Vizepräsident dieser Fachgesellschaft. Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten waren die Leitung des Fachbereichs „Medizinische Mikrobiologie“ im Normenausschuss Medizin des Deutschen Instituts für Normung, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer und Mitglied des „WHO Expert Advisory Panel on Acute Bacterial Diseases“. Diese vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten spiegeln die profunde fachliche Kompetenz, seine zugewandte und integrierende Art im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kolleginnen und Kollegen, und sein Organisationstalent wider. Sein breites Fachwissen und seine Lehrbegabung fanden auch ihren Niederschlag in der Mitherausgeber- und Coautorenschaft des Lehrbuches „Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie“ sowie der Publikation von mehr als 300 Originalarbeiten, Übersichtartikeln und weiteren Buchbeiträgen.

Prof. Ullmann studierte Medizin in Saarbrücken, Homburg und Heidelberg. In den Jahren 1962–1965 erhielt er ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Schwerpunktprogramm Biochemie. Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin (summa cum laude) mit der Arbeit „Untersuchungen über die Struktur normaler und pathologischer Makroglobuline“ im Jahre 1967 und der Approbation als Arzt 1968 entschied er sich für eine medizinisch-mikrobiologische Spezialisierung am Hygiene-Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen bei Professor Bader. Nach verschiedenen beruflichen Stationen in Dortmund, Reutlingen und Tübingen habilitierte er sich 1974 für das Fach Medizinische Mikrobiologie mit der Arbeit „Bakteriologische, biochemische und serologische Untersuchungen an vier Vibrio-fetus-Stämmen“ und erhielt die venia legendi für das Fach Medizinische Mikrobiologie. In den Jahren 1975 und 1976 war er Prodekan und Dekan des Fachbereichs Theoretische Medizin der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Von 1980 bis 2005 leitete Prof. Ullmann 25 Jahre lang das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie (jetzt: Institut für Infektionsmedizin) der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität und des Universitätsklinikums Kiel bzw. des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.

Die wissenschaftliche Tätigkeit von Prof. Uwe Ullmann hatte ihre Schwerpunkte in der Campylobacter-Typisierung, in der metabolischen Schnelldifferenzierung anaerober Bakterien, in der experimentellen antiinfektiven Chemotherapie und im Studium von Klebsiellen, die nicht nur bei Infektionen, sondern auch bei Autoimmunkrankheiten eine wesentliche Rolle spielen können. Er etablierte am Institut das Konsiliarlabor für Klebsiellen. Besonders widmete sich Prof. Ullmann 1980–1999 als Beauftragter des Sozialministers des Landes Schleswig-Holstein der systematischen Bekämpfung übertragbarer Krankheiten und den Fragestellungen des öffentlichen Seuchen- und Infektionsschutzes. In der Folge erweiterte er diese Aufgaben um die Einrichtung des Kompetenzzentrums für das Meldewesen übertragbarer Krankheiten für das Land Schleswig-Holstein am Institut.

Ein besonderes Anliegen war ihm die fachliche, aber auch persönliche Betreuung seiner Studenten und Mitarbeiter. Mehr als 100 Doktorarbeiten und fünf Habilitationen wurden von ihm betreut.

Die Christian-Albrechts-Universität verliert einen hoch geschätzten Kollegen, Lehrer und Institutsdirektor. Er bleibt seinen vielen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Kollegen in dankbarer Erinnerung.

Wir sind sehr dankbar für seine Zeit und Energie, die Prof. Ullmann unseren Projekten und unserer Arbeit in der PEG gewidmet hat.

Axel Dalhoff
Bernd Wiedemann