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7. Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien e. V.

Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien e. V. (WFKT)

14.11. - 15.11.2024, Alfter/Bonn

Live-Musiktherapie in Kombination mit Körperkontakt bei Frühgeborenen reduziert die psychische Stressbelastung der Eltern

Meeting Abstract

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  • Susann Kobus - Universitätsmedizin Essen, Klinik für Kinderheilkunde I, Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien e.V.. 7. Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien (WFKT) 2024. Alfter/Bonn, 14.-15.11.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc24wfkt09

doi: 10.3205/24wfkt09, urn:nbn:de:0183-24wfkt091

Veröffentlicht: 21. März 2025

© 2025 Kobus.
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Gliederung

Text

Eltern von Frühgeborenen sind mit einem belastenden Lebensereignis konfrontiert, das langfristige Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung sowie auf die Entwicklung des frühgeborenen Kindes haben kann. Sowohl Musiktherapie (MT) als auch Körperkontakt (KK) sind stressreduzierende Interventionen für Eltern und Frühgeborene auf der neonatologischen Intensivstation (NICU). Mittlerweile gilt in den meisten neonatologischen Intensivstationen die besonders engmaschige KK-Pflege als Standardversorgung (SV). Allerdings wurde die Wirkung einer kombinierten Live-MT mit KK auf die subjektive Stressbelastung von den Eltern und die Cortisolausschüttung bisher unzureichend untersucht. Wir stellten die Hypothese auf, dass die kombinierte Intervention von MT mit KK im Vergleich zu SV bei Eltern von Frühgeborenen in den ersten vier Wochen nach der Geburt zu einer geringeren psychischen Stressbelastung und einer niedrigeren Cortisolkonzentration im Speichel führt. An der randomisierten kontrollierten Studie nahmen die Eltern von 99 Frühgeborenen (MT n = 50, SV n = 49) teil, die auf einer neonatologischen Intensivstation Level I geboren wurden. Die Frühgeborenen erhielten entweder MT mit KK oder SV. Die subjektive Stressbelastung wurde mit dem PSQ-20 Fragebogen nach der Geburt und vier Wochen später erfasst. Die Cortisolkonzentration im Speichel wurde wöchentlich über die vier Wochen gemessen. 42 Mütter (Durchschnittsalter = 33,6 Jahre) und 8 Väter (Durchschnittsalter = 35,6 Jahre) der Interventionsgruppe (MT mit KK) sowie 43 Mütter (Durchschnittsalter = 33,6 Jahre) und 6 Väter (Durchschnittsalter = 34,7 Jahre) der Kontrollgruppe (SV) wurden in die Studie eingeschlossen. Die Cortisolkonzentration im Speichel war in den ersten vier Wochen nach der Geburt bei den Eltern der Interventionsgruppe [Mütter 7,3 (Konfidenz Intervall (KI) 6,7–7,9); Väter 6,2 (KI 5,0–7,4)] im Vergleich zur Kontrollgruppe [Mütter 11,4 (KI 10,0–12,0); Väter 12,4 (KI 10,5–14,3)] signifikant reduziert. Der allgemein empfundene Stress reduzierte sich bei den Eltern der Interventionsgruppe (Mütter –17,6; Väter –12,6) und stieg bei den Eltern der Kontrollgruppe (Mütter +6,1; Väter +21,4) an. Eine live durchgeführte MT bei Frühgeborenen in Kombination mit KK könnte eine wirksame, nicht-invasive Intervention zur Reduktion der psychischen und körperlichen Stressbelastung der Eltern sein. Zukünftige Studien sollten die langfristigen Auswirkungen dieser kombinierten Intervention auf die Eltern-Kind-Beziehung sowie auf die Entwicklung der Frühgeborenen untersuchen.