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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Kann Nykturie durch vaginalen Prolaps verursacht werden?

Meeting Abstract

  • G. Brüwer - Urologische Klinik Planegg, Zentrum für Rekonstruktive Urogenitalchirurgie, München-Planegg, Deutschland
  • M. Himmler - Universitätsmedizin Mannheim, Urologische Klinik, Mannheim, Deutschland
  • M. Witczak - Urologische Klinik Planegg, Beckenbodenzentrum Planegg, München-Planegg, Deutschland
  • A. Greis - Urologische Klinik Planegg, München-Planegg, Deutschland
  • B. Liedl - Urologische Klinik Planegg, Zentrum für Rekonstruktive Urogenitalchirurgie, München-Planegg, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay084

doi: 10.3205/20urobay084, urn:nbn:de:0183-20urobay0840

Veröffentlicht: 30. Juli 2020

© 2020 Brüwer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: 1997 postulierte P. Petros, dass Nykturie durch vaginalen Prolaps verursacht sein kann. Durch adäquate vaginale Prolapskorrektur konnte er die Nykturie in 80 % heilen. Diese Assoziation wird in vielen neuen Publikationen zur Nykturie nicht erwähnt, obwohl bekannt ist, dass Nykturie auch ohne nächtliche Polyurie bei ansonsten normaler Blase auftreten kann. Wir analysierten die Rohdaten der Propel-Studie (ClinicalTrials.gov-Identifier:NCT00638235) zur Frage einer prolapsbedingten Nykturie.

Methode: In dieser multizentrischen (10 US, 6 EU), prospektiven Studie unterzogen sich 281 Frauen mit 2.–4. gradigem Prolaps einer netzgestützten vaginalen Prolapskorrektur mit Elevate anterior/apikal oder posterior/apikal. Präoperativ, 6, 12 und 24 Monate postoperativ erfolgten POP-Q-Messungen, die Frauen beantworteten die Pelvic Floor Disorder Inventory (PFDI)- Fragebögen (u. a. Frage nach nächtlichem Wasserlassen) hinsichtllich der Symptombelästigung: Nein – Ja, überhaupt nicht – gering – mäßig - stark).

Ergebnisse: Von den 277 auswertbaren Fällen gaben 27,8 % starke, 20,9 % mäßige und 18,6 % geringe nykturische Beschwerden an. Frauen mit 2. gradigem Prolaps wiesen ähnlich häufige Beschwerden auf als Frauen mit 3.-4. Gradigem Prolaps. Ein posterior/apikaler Prolaps führte zu ähnlichen nykturischen Beschwerden wir ein anterior/apikaler Prolaps. Insgesamt und in allen Subgruppen zeigten sich 6 Monate, 12 und 24 Monate postoperativ signifikant geringere Häufigkeiten von mäßigen und starken nykturischen Beschwerden. Diejenigen Frauen, die langfristig zu jedem postoperativen Zeitpunkt eine gute Rekonstruktion (POP-Q 0-1) in allen Kompartimenten aufwiesen, hatten langanhaltende Heilungsraten von ca 90 %.

Schlussfolgerung: Frauen mit vaginalem Prolaps 2. – 4. Grades leiden häufig an Nykturie. Symptome von Nykturie können durch posterior/apikale und anterior/apikale vaginale netzgestützte Prolapskorrektur – auch bei 2. gradigem Prolaps – signifikant gebessert/geheilt werden, langfristig bis 24 Monate postoperativ. Frauen mit guter Rekonstruktion (Responder) haben signifikant bessere Heilungsraten (ca. 90 %) als diejenigen mit weniger guter Rekonstruktion. Diese Daten legen eine Induzierung des Symptoms durch vaginalen Prolaps nahe. Frauen mit Nykturie sollten hinsichtlich der Korrektur eines vaginalen Prolaps (auch 2. Grades) untersucht und beraten werden. Bei der Indikationsstellung zur Prolapskorrektur sind simulierte Operationen hilfreich.