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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Häufigkeit von Überbehandlungen bei symptomatischen Harnwegsinfektionen von Frauen im gebärfähigen Alter

Meeting Abstract

  • S. Manseck - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • W. Otto - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • M. J. Schnabel - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • S. Denzinger - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • M. Burger - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • P. J. Spachmann - Klinik für Urologie, Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg, Lehrstuhl für Urologie der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay078

doi: 10.3205/20urobay078, urn:nbn:de:0183-20urobay0787

Veröffentlicht: 30. Juli 2020

© 2020 Manseck et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Notfallambulanzen von großen Versorgungskrankenhäusern werden zunehmend von Patientinnen mit Harnwegsinfekten in Anspruch genommen. Aspekte der Sicherheitsmedizin mit der Sorge des Behandlers vor juristischen Konsequenzen einer konservativ ausgerichteten Therapie führen nicht selten zur Übertherapie. Die S3 Leitlinie zur Harnwegsinfekten (AWMF-Register-Nr. 043/044) sieht die konservative Therapie nach Absprache mit den betroffenen Patientinnen als gute Therapieoption. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, diese Aspekte in der Therapie bei weiblichen Harnwegsinfekten zu untersuchen.

Material und Methoden: Anhand eines digitalen Patientenarchivs wurden retrospektiv alle Patientinnen und Patienten identifiziert, die wegen eines Harnweginfekts im Zeitraum von 01.01.2016 bis 31.12.2017 in der Hochschulambulanz behandelt wurden. 1599 Patienten hatten die Aufnahme-Diagnosen „N30“ und „N39“. Davon wurden 405 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit symptomatischen Harnwegsbeschwerden und ambulanter Behandlung, jedoch ohne antibiotische Vorbehandlung und ohne Fremdkörper im Urogenitaltrakt, identifiziert und im Rahmen dieser Analyse gesondert untersucht.

Ergebnisse: 24 von 405 Patientinnen wurden rein symptomatisch behandelt (6%), 381 Patientinnen wurden mit unterschiedlichen Antibiotika therapiert (94%). Unter der Annahme, dass bei Nitrit-positivem Urinstatus eine Therapie prinzipiell indiziert ist, wurde eine Untergruppe von 342 Patientinnen mit Nitrit-negativem Befund gesondert untersucht. Von dieser Nitrit-negativen Untergruppe hatten 137 (40%) retrospektiv auch kulturell keinen Keimnachweis, 119 davon wurden dennoch kalkuliert antibiotisch therapiert. Von den restlichen 205 Nitrit-negativen Patientinnen mit einem Keimnachweis erfolgte die kalkulierte Therapie in 42 Fällen mit einem Antibiotikum bei retrospektiv resistenter Keimlage. Rein mikrobiologisch betrachtet wurden damit 161 von 342 Patientinnen (47%) mit Nitrit-negativem Urinbefund einer überflüssigen oder nicht resistenzgerechten Antibiose zugeführt.

Diskussion: Bei Frauen im gebärfähigen Alter mit Nitrit-negativen symptomatischen Harnwegsbeschwerden sollte die symptomatische Therapie als Therapiealternative konsequenter angeboten werden. Voraussetzung ist die ausreichende Aufklärung, als auch das Angebot der konsequenten Nachuntersuchung. Damit hätte bei nahezu der Hälfte dieser Patientinnen (47,1%) eine retrospektiv unangebrachte Therapie vermieden werden können.