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46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14.05. - 16.05.2020, Nürnberg

Das ISAR-Screening in der Urologie: Ist ein geriatrisches Eingangsscreening bei der Charakterisierung hochbetagter Patienten hilfreich?

Meeting Abstract

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  • A. Wiedemann - Ev. Krankenhaus Witten gGmbH, Urologie, Witten, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Geriatrie, Witten, Deutschland
  • J. Püttmann - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Geriatrie, Witten, Deutschland
  • H.-J. Heppner - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Geriatrie, Witten, Deutschland; Helios-Klinikum Schwelm, Geriatrie und geriatrische Tagesklinik, Schwelm, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 46. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Nürnberg, 14.-16.05.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20urobay054

doi: 10.3205/20urobay054, urn:nbn:de:0183-20urobay0544

Veröffentlicht: 30. Juli 2020

© 2020 Wiedemann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Seit 2015 ist mit dem ISAR-Screening (Identification of seniors at risk, McCusker J, 1999) ein geriatrisches Eingangsscreening bei allen über 75jährigen Krankenhauspatienten in NRW vorgeschrieben. Unklar ist bisher, wie die so als „mit geriatrischem Handlungsbedarf“ identifizierten Patienten in der Urologie weiter charakterisiert sind und wie die hier enthaltenen Informationen in den klinischen Alltag einfließen könnten.

Methoden: Es wurden die Daten der weitergehenden Assessments der „ISAR-neg.“ den „ISAR-pos.“ Patienten im Zeitraum 7/2015 – 12/ 2015 gegenübergestellt.

Ergebnisse: Von 377 im Untersuchungszeitraum aufgenommenen über 75jährigen Patienten wurden 102 „ISAR-positiv“ getestet (mittlerer Punktwert 3,95). Diese Patienten waren signifikant älter als „ISAR-negative“ Patienten (83,01 vs. 80,98 Jahre, p = 0,002), sie wiesen ein signifikant höheres Sturzrisiko (hohes Sturzrisiko bei 79,01 % vs. 37,03 %, p = 0,001), höheres Decubitusrisiko (Punktwert Decubitusscala 16,84 vs. 21,25, p = 001) und höheres Risiko einer Mangelernährung (Punktwert 2 vs. 1,38, p = 0,001) auf und gelangten häufiger per Notfalleinweisung in das Krankenhaus. ISAR-positive Patienten wiesen als Ausdruck der Multimorbidität signifikant mehr Diagnosen im DRG-Satz auf (16,06 vs. 11,07, p = 0,001) – es dominierten urologische Malignome und entzündliche Erkrankungen des Harntraktes.

Schlussfolgerung: Das ISAR-Screening beschreibt den vulnerablen, multimorbiden und von Chronifizierung und Autonomieverlust bedrohten „geriatrischen“ Patienten in der Urologie schon zutreffend in der Aufnahmesituation. Die Herausforderung der Zukunft wird sein, diese systematische Herangehensweise mit Screening und Assessments in die klinische urologische Routine zu implementieren und die Abläufe im Hinblick auf die Personalknappheit zu bündeln und zu straffen. Ein erster konkreter Schritt in der eigenen Abteilung ist die Aufnahme des ISAR-Status in die Kurvendokumentation, den Arztbrief und die MDK-Kommunikation.