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Guideline-Adhärenz deutschsprachiger Urologen bezüglich der EAU Guideline-Empfehlungen zur systemischen Therapie des Peniskarzinoms
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2020 |
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Einleitung: Ziel der Studie war die Evaluation der Adhärenz von Urologen zu den Chemotherapie-Empfehlungen der Guidelines der European Association of Urology (EAU) für das Peniskarzinom (PeK). Diese basieren hauptsächlich auf retrospektiven Studien mit einem niedrigen Evidenzlevel.
Material und Methoden: Ein 14 Items umfassender Fragebogen zur Therapie des PeK wurde entwickelt und einmalig an Urologen in 45 deutschsprachigen Kliniken in Deutschland (n=34), Österreich (n=8), der Schweiz (n=2) und Italien/Südtirol (n=1) versandt. Insgesamt waren nach vorher definiertem Qualitätsstandard 557 Fragebögen auswertbar (mediane Rücklaufquote 85,7%, IQR 75–94%), die in 43,5%, 19,3% bzw. 37,2% der Fälle von Assistenzärzten in Weiterbildung, von Fachärzten bzw. von Ärzten in Führungspositionen ausgefüllt worden waren. Drei der 14 Fragen adressierten klinische Therapieentscheidungen zur neoadjuvanten, adjuvanten und palliativen Chemotherapie. Die Ergebnisse dieses Surveys wurden mit einem Bootstrap-korrigierten multivariaten logistischen Regressionsmodell analysiert, um so Prädiktoren für Guideline-konforme Chemotherapie-Empfehlungen zu identifizieren.
Ergebnisse: Neoadjuvante, adjuvante und palliative Chemotherapie-Empfehlungen wurden in 21%, 26% bzw. 48% der Fälle in Übereinstimmung mit den EAU Guidelines abgegeben. Bei der neoadjuvanten Chemotherapie zeigte sich eine höhere Guideline-Adhärenz unter den Ärzten in Führungspositionen und bei Urologen, die die Chemotherapie selbstständig durchführen (OR 1,85 bzw. 1,92 mit p(bootstrap) = 0,007 bzw. 0,003). 23% der Studienteilnehmer gaben an, Hilfsmittel wie z. B. Guidelines oder sonstige Fachliteratur beim Ausfüllen des Fragebogens genutzt zu haben. Für diese Teilnehmer konnte eine signifikant höhere Übereinstimmung der abgegebenen Empfehlungen mit den EAU Guidelines bezüglich aller drei klinischen Szenarien gezeigt werden (p(bootstrap) = 0,010– 0,001). Die Anzahl der urologischen Klinikbetten und der Status einer Universitätsklinik waren dagegen für alle drei Endpunkte keine signifikanten Prädiktoren.
Schlussfolgerung: In dieser Studie zeigte sich eine sehr niedrige Übereinstimmungsrate zwischen den Empfehlungen der teilnehmenden Urologen und den EAU Guidelines bei der systemischen Therapie des PeK. Weitere Untersuchungen müssen in Zukunft klären, ob diese geringe Adhärenz auf geringe individuelle Kenntnisse oder auf das insgesamt niedrige Evidenzlevel der Guidelines zurückzuführen ist.