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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Was operiert der Urologe in Auslandseinsätzen der Bundeswehr? Lessons learned aus Afghanistan

Meeting Abstract

  • Justine Schoch - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
  • C. Ruf - Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • C. Matthies - Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
  • H. Heidenreich - Bundeswehrkrankenhaus Berlin
  • J. Diehm - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
  • H. Schmelz - Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
  • T. Nestler - Universitätsklinikum Köln

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV12.6

doi: 10.3205/23swdgu115, urn:nbn:de:0183-23swdgu1155

Veröffentlicht: 20. Juni 2023

© 2023 Schoch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der modernen Kriegsführung sind Schrapnell- und Sprengverletzungen typische Mechanismen, die zu urogenitalen Verwundungen führen können und im Inland selten auftreten. Diese Studie analysiert die operativen Herausforderungen, welche dem Bundeswehr-Urologen im Auslandseinsatz begegnen können.

Methode: Über einen Zeitraum von 5 Jahren wurden die urologischen Operationsdaten aus dem U.S.-amerikanisch geführten Militärkrankenhaus in Bagram, Afghanistan, analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 314 chirurgische Eingriffe durchgeführt. Die Eingriffe wurden kategorisiert in gefechtsassoziierte Interventionen (BRI, n=169, 53,8%) und nicht gefechtsassoziierte Interventionen (non-BRI, n=145, 46,2%). In der BRI-Gruppe wurden hauptsächlich Eingriffe am äußeren Genital durchgeführt (n=67, 39,6%, non-BRI: n=27, 17,9%, p<0,001), wohingegen in der non-BRI Gruppe die endourologischen Eingriffe (non-BRI: n=109, 75,2%; BRI: n=41, 24,2%, p<0,001) überwogen. Zusätzlich war in der BRI-Gruppe der Anteil an Laparotomien, Abdomen– und Beckeneingriffen höherer (n= 51, 30,2%; non-BRI: n=3, 2,1%, p<0,001). Weiterhin unterschieden sich die Eingriffe am äußeren Genital in beiden Gruppen signifikant: Während in der BRI-Gruppe skrotale Explorationen zumeist nach Hodentrauma (58,2%, n=39, non-BRI n=0, p<0,001) durchgeführt wurden, wurden skrotale Hodenfreilegungen in der non-BRI Gruppe hauptsächlich bei vermuteter Hodentorsion (50%, n=13, BRI: n=1, p<0,001) oder zur Hydrozelenresektion (19,2%, n=5, BRI: n=0, p<0,001) durchgeführt.

Schlussfolgerung: Gefechtsassoziierte Verwundungen des Urogenitaltrakts gehören in die Hände operativ erfahrener Urologen. Besonders Augenmerk ist hier auf die Expertise in abdomineller und retroperitonealer Urochirurgie zu legen. Nur durch die regelmäßige Durchführung der großen uroonkologischen Operationen im Inland kann eine gute Vorbereitung auf den Auslandseinsatz gewährleistet werden. Weiterhin werden auch grundlegende Kenntnisse in der rekonstruktiven- und plastischen Versorgung bei Verwundung des äußeren Genitales benötigt, um eine Grundlage für gute funktionelle und kosmetisch adäquate Ergebnisse erzielen zu können, die dann üblicherweise im Heimatland zu Ende geführt werden.