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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Arterioureterale Fisteln

Meeting Abstract

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  • Rebecca Fehrenbach - Lahn Dill Kliniken
  • M. Gans - Lahn Dill Kliniken
  • V. Garlonta - Lahn Dill Kliniken

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV12.5

doi: 10.3205/23swdgu114, urn:nbn:de:0183-23swdgu1148

Veröffentlicht: 20. Juni 2023

© 2023 Fehrenbach et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Arterioureterale Fisteln sind ein seltenes, jedoch potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild über welches zunehmend berichtet wird. Meist zeigt sich eine pathologische Verbindung zwischen Ureter und Beckengefäßen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine Harnleiterschienendauerversorgung, eine onkologische Vorgeschichte, vorhergegangene operative Eingriffe oder Bestrahlung im kleinen Becken und Gefäßpathologien. Das häufigste Symptom ist eine Hämaturie.

Methoden: Literaturrecherche und retrospektive Fallanalyse der letzten 2 Jahre.

Ergebnisse: Wir berichten von 4 Patienten (3 Männer, eine Frau), die in den letzten 2 Jahren in unserem Krankenhaus mit arterioureteraler Fistel behandelt wurden. Alle wiesen eine starke Hb-relevante Makrohämaturie auf. Alle vier Patienten waren im kleinen Becken voroperiert; zwei Patienten mit Bestrahlung in der Vorgeschichte. In drei Fällen waren die Patienten Harnleiterschienen dauerversorgt Die Diagnose wurde immer radiologisch gesichert. Die Versorgung erfolgte endovaskulär und in einem Fall offen chirurgisch. Ein Patient wies eine Fistel zwischen Harnleiter und aortoiliakalem Pseudoaneurysma auf. Zwei Patienten zeigten nach Zystektomie eine ureteroiliakale Fistel, eine davon im Bereich der Anastomose der Wallace-Platte zum Ileum-Conduit. Zuletzt stellte sich im speziellen Fall ein 85-jähriger Mann zum wiederholten Mal in der Notaufnahme vor mit seit 2 Wochen persistierender Makrohämaturie und zusätzlicher Bildung einer organisierten Harnblasentamponade. Vor über zehn Jahren erfolgte bei dem Patienten bei Adenokarzinom des Rektums eine neoadjuvante Radiochemotherapie mit anschließender Rektumextirpation und beidseitiger Harnleiterschienendauerversorgung. Wir führten zunächst notfallmäßig eine Urethrozystoskopie mit Tamponadenausräumung und Harnleiterschienenwechsel durch. Bei postoperativ weiterhin spülpflichtiger Makrohämaturie erfolgte eine CT-Angiografie, bei liegender Harnleiterschiene jedoch ohne Fistelnachweis. Als nächster Schritt erfolgte die retrograde Ureterografie mit Darstellung eines Kontrastmittelübertritts in die Arteria iliaca externa. Daraufhin wurde notfallmäßig eine Angiografie der Beckenarterie durchgeführt. Die arterioureterale Fistel konnte erst nach intrainterventioneller Entfernung der rechten Harnleiterschiene identifiziert und mittels Gefäß-Stent versorgt werden. Postinterventionell sistierte die Hämaturie prompt.

Schlussfolgerung: Unsere Patienten wiesen alle die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer arterioureteralen Fistel sowie eine Makrohämaturie auf. Um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden empfiehlt sich eine schnelle Diagnostik und Therapie, die aus Angiografie unter Entfernung der Harnleiterschiene und endovaskulärem Stenting der Gefäßleckage bestehen kann. Durch radikalere Behandlungsmethoden im kleinen Becken und mehr Patienten mit längerer Harnleiterschienendauerversorgung sollte mit einem häufigeren Auftreten von arterioureteralen Fisteln gerechnet und im Rahmen einer Makrohämaturie-Diagnostik und entsprechendem Risikoprofil der Patienten daran gedacht werden.