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Urologische Komplikationen nach Radiotherapie: Eine therapeutische Herausforderung
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Veröffentlicht: | 20. Juni 2023 |
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Einleitung: Eine Radiotherapie (RT) wird oft aufgrund geringerer Komorbiditäten empfohlen und durch die Patienten aus Angst vor postoperativen Komplikationen bevorzugt. Die vorliegende Arbeit wertet die Komplikationen einer Bestrahlung innerhalb von vier Jahren an einer urologischen Klinik aus.
Methoden: Es wurden Patienten eingeschlossen, die zwischen März 2018 und März 2022 in der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums des Saarlandes behandelt wurden und über eine vorangegangene RT berichteten. Folgende Daten wurden dabei erfasst: Alter; Geschlecht; Grunderkrankung, die eine Strahlentherapie erforderte; Zeitpunkt der Bestrahlung; Zeitpunkt des Auftretens der Komplikationen; Therapie inkl. stationärer Verweildauer; relevante Vordiagnosen und Medikamente.
Ergebnisse: In die Analyse wurden 105 Patienten (m: 65; w: 40) eingeschleust, bei denen ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der RT und der urologischen Symptomatik vorlag. Diese wurden im Hinblick auf die Primärdiagnose, die zur Radiotherapie führte, in 4 Gruppen eingeteilt: Prostatakarzinom (n=44), kolorektales Karzinom (n=23), gynäkologisches Malignom (n=24) und andere Diagnosen (n=14). Im Durchschnitt beträgt die Zeitspanne 7,9 J. (Range 1–42 J.) zwischen der Strahlentherapie und den urologischen Komplikationen, die ebenfalls 4 Gruppen bilden: Radiogene Zystitis (n=28) die bei transfusionspflichtiger (125 EK (5,7 pro Pat. [2–14]) Makrohämaturie in 26 Fällen eine Zystektomie erforderte, urogenitale Stenosen (n=54), Fisteln (n=16) und Zweitkarzinome (n=19). Die stationären Aufenthalte (n=71) dauerten im Schnitt 17,8 T. (Range 2–50 T.) und nur in 5 Fällen war eine konservative Therapie ausreichend. Insgesamt waren 128 Interventionen in der untersuchten Gruppe notwendig. Dazu zählen 36 transurethrale Eingriffe; 5 Nephrektomien und 4 Harnleiterneuimplantationen.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Arbeit präsentiert ein heterogenes Spektrum der radiogenen Spätkomplikationen, die oft therapierefraktär und lebensbedrohlich sind. Sie führen damit nicht nur zu hohem Leidensdruck der Patienten sondern auch zur Belastung des Gesundheitssystems. Deswegen sollen bei der Entscheidung über die Durchführung einer Radiotherapie solche Faktoren wie Lebenserwartung, Alter, Komorbiditäten, Medikation (orale Antikoagulanzien) und Patientenwunsch nach einer ausführlichen Aufklärung durch den behandelnden Arzt berücksichtigt werden.