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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

CT graphische Zeichen als Hinweis auf eine infizierte Hydronephrose bei Notfallpatienten

Meeting Abstract

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  • Axel John - Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie
  • J. Fricke - Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie
  • T. Martini - Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV10.10

doi: 10.3205/23swdgu099, urn:nbn:de:0183-23swdgu0994

Veröffentlicht: 20. Juni 2023

© 2023 John et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Klinische- und Laborparameter sowie Urinschnelltests können nicht immer das Vorliegen einer infizierten Hydronephrose bei Notfallpatienten sicher anzeigen. Diese Patienten haben jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Urosepsis und bedürfen einer zeitnahen operativen Harnableitung mittels Mono-/Doppel-J-Harnleiterschiene (MJ/DJ) oder Perkutaner Nephrostomie (PCN). Weitere rasch verfügbare Indikatoren für einen bevorstehenden gravierenden Krankheitsverlauf sind daher erforderlich. Gegenstand der Studie ist, CT-Bilder nach bestimmten Hinweiszeichen zu untersuchen, die mit dem Vorliegen einer bakteriellen Infektion des oberen Harntraktes korrelieren.

Methode: Es wurden retrospektiv 309 Patienten der urologischen Universitätsklinik Ulm ausgewertet. Die Patienten erhielten alle eine MJ-, DJ- oder PCN-Einlage bei symptomatischer Hydronephrose sowie eine Abdomen CT im Zeitraum von 2 Wochen vor der Intervention. Patienten mit infizierter Hydronephrose (Keimnachweis im oberen Harntrakt, positiver Blutkultur oder CRP ≥ 30 mg/l) galten als Untersuchungsgruppe, Patienten ohne Infektzeichen und steriler Kultur als Kontrollgruppe. Die Auswertung der CT-Bilder erfolgte nach: Imbibierung des perirenalen Fetts (PFS), Nierenbeckenwandverdickung (NBWD), Soft tissue rim sign (STR), Grad der Hydronephrose im CT, CT graphischer Abszessverdacht und CT graphischer Verdacht auf Fornixruptur. Im Anschluss wurden die CT-graphischen Zeichen und verschiedene klinische Variablen (Leukozytenzahl, Fieber, Alter, BMI u.a.m.) mit dem Vorliegen einer infizierten Hydronephrose korreliert.

Ergebnisse: In der multivariaten Analyse konnte unser Regressionsmodell einen Gesamtprozentsatz von 76,5% korrekter Klassifikationen bei einer Sensitivität von 68,7% und einer Spezifität von 82,8% erreichen (Nagelkerkes R²: 0,5). Statistisch signifikant (p < 0,05) mit dem Vorliegen einer infizierten Hydronephrose korrelierten PFS, NBWD, Fieber, Nierenversagen, Keimnachweis im Blasenurin und der Hb. Dabei erreichte ein kräftiges PFS die höchste Odds ratio (OR) mit 9,5, gefolgt von Fieber > 38,0°C (OR 5,1), NBWD (OR 3,9) und leichtem PFS (OR 3,3).

Schlussfolgerung: Neben etablierten Sepsis Scores und Laborparametern könnten CT-graphische Zeichen möglicherweise die Notwendigkeit einer frühzeitigen operativen Intervention bei Notfallpatienten mit Hydronephrose anzeigen. Wir konnten vor allem das PFS und die NBWD als signifikant mit dem Vorliegen einer infizierten Hydronephrose korrelierte radiologische Veränderungen nachweisen. Kliniker sollten diese Warnzeichen im Rahmen der Auswertung von Notfall CTs bei Patienten mit akuter Hydronephrose beachten.