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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Die offene radikale operative Therapie bei einem Patienten mit Herztransplantation und lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom der Harnblase

Meeting Abstract

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  • Josef Heringer - Lahn-Dill-Kliniken Wetzlar
  • V. Garlonta - Lahn-Dill-Kliniken Wetzlar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV8.9

doi: 10.3205/23swdgu078, urn:nbn:de:0183-23swdgu0785

Veröffentlicht: 20. Juni 2023

© 2023 Heringer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die radikale Zystektomie ist die etablierte Therapieform bei Patienten mit muskelinvasivem Harnblasenkarzinom (≥pT2). Die durch jeden Patienten individuell mitgebrachten Voraussetzungen stellen dabei ein entscheidendes Kriterium für den Therapieerfolg dar. Am Beispiel einer radikalen Zystektomie/kompletter Exenteration bei einem Patienten mit Zustand nach Herztransplantation soll der Zusammenhang zwischen einer immunsuppressiven Therapie, dem postoperativen Outcome und die möglichen adjuvanten/neoadjuvanten Therapien beleuchtet werden.

Methoden: Therapeutische Möglichkeiten der Patienten unter Immunsuppressiva bei Z.n. Organtransplantation und Betrachtung der Ergebnisse in einem Fallbeispiel.

Ergebnisse: Die immunsuppressive Therapie stellt ein zunehmend größer werdendes Therapiefeld der modernen Medizin dar. Dies führt zu der Frage zum perioperativen Umgang mit Immuntherapeutikern und der Durchführbarkeit einer Operation unter immunsuppressiver Therapie. Zusätzlich steigt das Risiko für ein Malignom, sodass die Vorsorge bei diesen Patienten von hoher Bedeutung ist. Bei einem 71-jährigen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und Z.n. Herztransplantation vor 12 Jahren mit weiterhin laufender immunsuppressiver Therapie mit Tacrolimus, Mycophenolat und Prednisolon diagnostizierten wir nach transurethraler Resektion ein muskelinvasives Urothelkarzinom mindestens pT2a cN0 cM0 R1. Die kardiologische Kontrolle zeigte keine wesentlichen Einschränkungen der OP-Fähigkeit und wir planten die offene radikale Zystektomie mit Anlage eines Ileum-Conduits. Notfallmäßig erfolgte bei Dickdarmilus bei stenosierend infiltrierendem Harnblasentumor eine laparoskopische Transversostomaanlage. Bei einem T4 Befund wurde eine offene komplette Exenteration mit extendierter pelviner Lymphadenektomie und Omentumplastik sowie Anlage eines Colon-Conduits durchgeführt. Die Immunsuppression wurde unter Rücksprache mit der Kardiochirurgie und unter Kontrolle des Tacorlimus Talspiegels fortgesetzt. Die postoperative TNM-Klassifikation war pT4b pN3 (16/30) R1 (multifokal). Der weitere stationäre Verlauf war komplikationslos. Der stationäre Aufenthalt betrug 24 Tage. Die Möglichkeit einer adjuvanten Chemo-/Immuntherapie war bei chronischer Niereninsuffizienz und immunsuppressiven Therapie nicht gegeben.

Schlussfolgerung: Auch unter immunsuppressiver Therapie sind große operative Eingriffe wie die radikale Zystektomie/offene Exenteration ohne größere Komplikationen durchführbar und häufig als einzige Therapieform verfügbar. Eine neoadjuvante/adjuvante Chemo-/Immuntherapie ist bei dieser Patientengruppe öfters nicht möglich. Wichtig für den Therapieerfolg ist ein gutes Zusammenspiel der unterschiedlichen beteiligten Fachdisziplinen sowie eine gute präoperative Vorbereitung. Die regelmäßige urologische Tumorvorsorge sollte ein wichtiger Bestandteil der Patientenverfolgung nach Transplantation sein.