Artikel
Metastasengerichtete Therapie bei rezidiviertem Nierenzellkarzinom – retrospektive unizentrische Analyse der letzten zehn Jahre
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 20. Juni 2023 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die aktuellen Leitlinien geben eine schwache Empfehlung für die Durchführung einer metastasengerichteten Therapie (MDT) bei Patienten mit rezidiviertem oder oligometastasiertem Nierenzellkarzinom (RCC) mit dem Ziel der Symptomkontrolle und einer möglichen Verzögerung der systemischen Therapie. Ziel unserer Studie war es, zu untersuchen, welche Patienten am meisten von der MDT profitieren. Die untersuchten Endpunkte waren die Zeit bis zum Beginn einer Systemtherapie und das progressionsfreie Überleben (PFS).
Material und Methoden: Wir führten eine retrospektive und monozentrische Datenerhebung durch. Eingeschlossen wurden Patienten mit rezidivierender Erkrankung des Nierenzellkarzinoms nach initialer partieller oder radikaler Nephrektomie, die sich zwischen 05/2004–02/2022 einer metastasengerichteten Therapie am Universitätsklinikum Freiburg unterzogen. Die Auswertung erfolgte mittels linearer Regressionsanalyse.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 92 Patienten eingeschlossen. Das mittlere Alter (IQR) betrug 64,6 (58,5–72,3) zum Zeitpunkt der ersten MDT. 87% der Patienten hatten eine metachrone metastatische Erkrankung. Der größte Anteil der Metastasen fand sich pulmonal, lymphonodal, in der Nierenloge bzw. ossär: 38%, 15,2%, 14,1% bzw. 13,1%. Bei der ersten MDT wiesen 76,1% der Kohorte ein singuläres Metastasierungsmuster auf. Die mediane Zeit bis zum Beginn der Systemtherapie betrug 279 Tage mit einer sehr breiten Spanne von 31 bis 6.693 Tagen. In unserer Kohorte konnten wir keinen statistisch signifikanten klinischen Faktor für eine Verzögerung der systemischen Therapie feststellen. Wir konnten allerdings nachweisen, dass das Alter der Patienten einen signifikanten Einfluss auf das PFS nach MDT hatte (p=0,026; OR 17,052; 95% CI 2,13–32,0). Darüber hinaus weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass die günstige Risikokategorie nach dem IMDC-Risikoscore ein prädiktiver Faktor für das PFS ist.
Schlussfolgerung: Wir stellen eine große Kohorte von Patienten vor, die in den letzten zehn Jahren in unserer Einrichtung wegen eines rezidivierenden Nierenzellkarzinoms einer MDT unterzogen wurden. Mit den Einschränkungen einer retrospektiven unizentrischen Analyse unterstützen unsere Ergebnisse das Konzept der MDT bei rezidivierender Erkrankung, insbesondere bei jungen Patienten mit günstigem Risiko für eine Verlängerung des PFS. Es sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die klinisch-pathologischen Parameter besser zu definieren, die für eine patientenzentrierte Entscheidungsfindung hilfreich sein könnten.