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FORCE – Fokussierte abdominelle Physiotherapie zur Reduktion des postoperativen Ileus nach radikaler Zystektomie
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Veröffentlicht: | 20. Juni 2023 |
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Einleitung: Die Prävention des paralytischen Ileus stellt eine klinische Herausforderung nach radikaler Zystektomie (RZ) dar. Eine abdominelle Physiotherapie kann bei Patienten mit chronischer Obstipation die Darmtätigkeit anregen. Die Anwendung im Kontext eines perioperativen Maßnahmen-Protokolls (z.B. ERAS) nach RZ ist bisher nicht untersucht.
Methode: Patient*Innen mit RZ bei Harnblasenkarzinom konnten in diese randomisiert-kontrollierte Pilotstudie eingeschlossen werden. Es erfolgte eine Stratifizierung nach Geschlecht und Harnableitung. Die Intervention beinhaltete eine fokussierte abdominelle Massage und Atemübungen durch zertifizierte Physiotherapeut*Innen. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum ersten Stuhlgang, sekundäre Endpunkte waren die allgemeine Lebensqualität (EQ5D Fragebogen) und die subjektive gastrointestinale Funktion (GSRS-IBS Fragebogen). Explorative Analysen wurden zur Beurteilung des Einflusses der Intervention auf postoperative Parameter durchgeführt.
Ergebnisse: 119 Patient*Innen wurden randomisiert (Beobachtungsgruppe n = 59). Die Patientencharakteristika unterschiedenen sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Die Zeit bis zum 1. Stuhlgang betrug in der Interventionsgruppe 72,2 und 77,9 Stunden in der Beobachtungsgruppe (p = 0,4). Patienten der Interventionsgruppe zeigten in der allgemeinen Lebensqualität eine signifikant bessere Selbstversorgung, weniger Schmerzen und Angst (p < 0,05). Bei der Lebensqualität bezogen auf die gastrointestinalen Beschwerden zeigten sich signifikant bessere Scores für die Domänen Verstopfung und Diarrhoe (p < 0,05). In der explorativen Analyse zeigte die Gesamtkomplikationsrate, gemessen am Comprehensive Complication Index, eine geringere Rate an Komplikationen in der Interventionstruppe (20,6 vs. 27,5; p = 0,04).
Schlussfolgerung: Eine abdominelle Physiotherapie nach radikaler Zystektomie scheint einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität und gastrointestinale Funktion zu haben. Die Zeit bis zum ersten Stuhlgang kann im Gesamtkontext eines perioperativen Protokolls möglicherweise reduziert werden. Um diesen potenziellen Effekt nachzuweisen wäre eine deutliche Erhöhung der Patientenzahl notwendig.