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Hintergrund: Ein 63-jähriger Patient stellte sich im Februar 2023 mit Keratokunjunktivitis und V.a. Fettgewebsprolaps rechts in unserer Ambulanz vor. Der Patient klagte lediglich über eine Sehverschlechterung auf dem rechten Auge; die Lidschwellung verursachte keine Beschwerden. Bei der Untersuchung zeigte sich eine injizierte Bindehaut mit Teleangiektasien auf dem rechten Auge bei sonst altersgerechtem ophthalmologischem Befund. Der Visus betrug bestkorrigiert 0,6 rechts und 1,0 links. In der Perimetrie zeigten sich keine Gesichtsfelddefekte. Bei persistierender derber Unterlidschwellung wurde nach der bildgebenden Diagnostik eine Orbitabiopsie geplant.

Ergebnisse: Der Patient stellte sich in der Zwischenzeit bei intermittierendem Schwitzen, aber keiner klassischer B-Symptomatik beim Hämatologen vor. Hier wurde die Erstdiagnose eines lymphoplasmozytischen Lymphoms im Sinne eines Immunozytoms (Morbus Waldenström) gestellt. Da der Patient asymptomatisch war (keine B-Symptomatik, keine Splenomegalie, keine Lymphadenopathie, keine hämatopoetische Insuffizienz oder Hyperviskositätszeichen), erfolgte bis zur Wiedervorstellung keine Chemotherapie. Bei der Vorbereitung auf die Orbitabiopsie zeigte sich eine Lidschwellung auf beiden Augen. Der Visus betrug bestkorrigiert 0,6 rechts und 1,0 links. Funduskopisch sahen wir beidseits multiple Fleck- und Punktblutungen sowie zahlreiche Cotton-wool-Herden im Sinne einer venösen Stase und infolgedessen beginnender hämorrhagischer Retinopathie. Die Orbitabiopsie rechts zeigte ein B-Zell-Lymphom, als weitere Manifestation des bekannten lymphoplasmozytischen Lymphoms.

Schlussfolgerung: Eine präseptale Lid- oder eine konjunktivale Infiltration können die Erstmanifestation einer hämatologischen Erkrankung, in unserem Fall Morbus Waldenström, bei sonst asymptomatischen Patienten sein. Bei auftretenden Beschwerden ist der Augenbefall der entscheidende Grund für die Einleitung einer systemischen Chemotherapie