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Akute Abduzensparese mit inkompletter Okulomotoriusparese beidseits – warum?
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Veröffentlicht: | 15. Dezember 2020 |
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Gliederung
Text
Anamnese/Fallbeschreibung: An einem Freitagabend habe der Patient (m, 26 Jahre, keine Grunderkrankung, keine Allergien, berufstätig, wohnt bei seiner Mutter) sich lediglich ein Eishockeyspiel angeschaut. Nachdem er dann am Samstagmorgen aufgewacht sei (12:00 Uhr) habe er eine Abweichung der Augäpfel nach außen bemerkt, sodass er zur Mitte hin nichts mehr sehen könne. Außerdem könne er jetzt nur unsicher laufen, habe eine Fallneigung nach rechts und könne nur verlangsamt sprechen. Die Einnahme von Alkohol oder sonstigen Drogen wurde verneint. In letzter Zeit schwitze er aber nachts sehr stark und habe eine allgemeine Schwäche und Müdigkeit bemerkt. Er wurde stationär in der Neurologie zur Schlaganfallabklärung aufgenommen.
Befunde: Orthoptischer Status mit Video (verkürzt): R/L: Abduzensparese mit inkompletter Okulomotoriusparese. Fernvisus: RA: sc=0,5. LA: sc=0,6. Vorderabschnitt: R/L: o.B., Pupillomotorik regelrecht, kein RAPD, Stellwag links positiv, Gräfe-Zeichen positiv. Fundus: R/L: o.B.
Bildgebung: CT-Schädel nativ: o.B., MRT mit KM des Neurokraniums/HWS: Singuläre, flaue Läsion rechts postzentral mit kleiner Einblutung im Methämoglobinstadium (z.B. durch chronisch entzündliche ZNS-Erkrankung, Liquorbefund?). Flaue Läsion im Pons dorsal mediolateral links bis in die Medulla oblongata reichend mit punktuellen schrankengestörten Anteilen.
Labor: Campylobacter-Infektion (IgA): negativ, Gangliosid-Auto-AK (IgM, IgG): negativ.
Neurologische Untersuchung: Patient deutlich verlangsamt, Dysarthrie, Fazialismundastschwäche rechts, Ptosis rechts, Fallneigung nach rechts, Gangprüfung aufgrund des Drehschwindels nicht möglich. MER mittellebhaft auslösbar. Kein Hinweis auf einen segmentalen Leitungsblock zu beiden Armen und zu den Beinen. Harnverhalt mit Pressen ohne Wasserlassen. Lumbalpunktion: unauffällige Zellzahl, keine zytalbuminäre Dissoziation,
Erweiterte Diagnostik: positiv auf oligoklonale Banden.
Therapie: I.V. Immunglobuine 0,4 mg/kg KG über 5 Tage, Prednisolon 100 mg 1 x tgl. sehr langsam ausschleichen. Zur Vermeidung binokularer Doppelbilder: RA abgedeckt lassen.
Befund 1 Woche später: Orthoptischer Status (verkürzt): R/L: inkomplette Okulomotoriusparese (in Rückbildung). Fernvisus: RA: sc=1,0. LA: sc=1,0. Vorderabschnitt: R/L: o.B., Fundus: R/L: o.B.