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45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

09.05. - 11.5.2019, Wien, Österreich

Blasentumor – was nun?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Hussein Kaddouh - Helios Klinik Blankenhain, Urologie
  • Georgi Atanassov - Helios Klinik Blankenhain, Urologie
  • Xaver Krah - Helios Klinik Blankenhain, Urologie

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 09.-11.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19oegu105

doi: 10.3205/19oegu105, urn:nbn:de:0183-19oegu1055

Veröffentlicht: 8. April 2019

© 2019 Kaddouh et al.
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Gliederung

Text

Das Urothelkarzinom der Harnblase ist mit 16000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland der zweithäufigste Urogenitaltumor insgesamt und der häufigste bei Frauen. Oberflächliche Tumore können transurethral therapiert werden. Bei Nachweis einer Muskelinvasion ist dann jedoch eine radikal-chirurgischen Therapie im Regelfall notwendig.

Im Februar 2018 stellte sich eine 68-jährige Patientin mit blutig-gelblichem genitalen Ausfluss zur Abklärung vor. Im Dezember 2017 sei bereits auswärts eine endoskopische Blasentumorresektion ohne Malignitätsnachweis durchgeführt worden. In einer aktuellen CT-Abdomen zeigte sich am Blasenboden eine große girlandenförmige, solide Läsion mit zentraler Nekrose bei einer Größe von 5,5 x 3,5 cm. Differentialdiagnostisch ergab sich der dringende Verdacht auf Harnblasenkarzinom mit Urethrainfiltration. In der daraufhin durchgeführten TUR-Blase zeigte sich histologisch lediglich eine chronische, erosiv-ulzerierende, unspezifische Entzündung des Harnblasenauslasses und der Urethra ohne Malignitätsnachweis bzw. Hinweis auf eine spezifische granulomatöse Entzündung. Nach interdisziplinärer Fallbesprechung erbrachte auch eine transvaginale Tumorbiopsie nur den Nachweis einer unspezifischen abszedierenden und nekrotisierenden Entzündung, eine Tbc wurde mittels PCR ausgeschlossen. Bei mittlerweile destruierender Urethritis mit Fistelbildung nach vaginal und erneuter interdisziplinärer Besprechung führten wir schließlich eine vordere Exenteration und Ileumkonduitanlage durch. Die Entlassung konnte komplikationslos am 5. Tag postoperativ erfolgen. Histologisch zeigte sich im Bereich des Harnblasenbodens eine ausgedehnte hochgradige chronisch fibrosierende, granulierende, hochgradig akut eitrig-abszedierte, nekrotisierende Entzündung mit Übergreifen auf das paravaginale Bindegewebes und den Becken-boden. In der kompletten pathologischen Aufarbeitung wurden ein epithelialer und mesenchymaler Tumor, ein Lymphom und eine Mykose ausgeschlossen.

Dieser Fall demonstriert die Komplexität tumoröser Erkrankungen des Urogenitaltraktes. Damit wird einmal mehr die dringende Notwendigkeit einer interdisziplinären Patientenbetreuung veranschaulicht.