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45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

09.05. - 11.5.2019, Wien, Österreich

Organ-erhaltende trimodale Therapie mit Vinorelbine beim muskelinvasiven Blasenkarzinom – eine Alternative für Cisplatin-unfitte Patienten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Gert Schachtner - Med. Univ. Innsbruck, Urologie
  • Andrea Katharina Lindner - Med. Univ. Innsbruck, Urologie
  • Josef Fritz - Med. Univ. Innsbruck, Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie
  • Christoph Arnold - Med. Univ. Innsbruck, Radioonkologie – Strahlentherapie
  • Wolfgang Horninger - Med. Univ. Innsbruck, Urologie
  • Ute Ganswindt - Med. Univ. Innsbruck, Radioonkologie – Strahlentherapie
  • Sergej Skvortsov - Med. Univ. Innsbruck, Radioonkologie – Strahlentherapie
  • Renate Pichler - Med. Univ. Innsbruck, Urologie

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 09.-11.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19oegu076

doi: 10.3205/19oegu076, urn:nbn:de:0183-19oegu0767

Veröffentlicht: 8. April 2019

© 2019 Schachtner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die trimodale primär organ-erhaltende Therapie des lokalisierten muskelinvasiven Urothelkarzinoms, bestehend aus transurethraler Tumorresektion gefolgt von platinhaltiger Radiochemotherapie, ist eine etablierte Alternative zur radikalen Zystektomie. Zu Cisplatin-unfitten Patienten besteht eine unzureichende Datenlage. Ziel der Studie ist der Vergleich des onkologischen Überlebens von Cisplatin-unfitten Patienten nach Erhalt von Radiotherapie (RT) mit Vinorelbine oder alleiniger RT verglichen mit platin-haltiger Radiochemotherapie.

Methodik: In einer retrospektiven Datenanalyse erhielten 62 Patienten im Zeitraum von 2005-2015 mit einem cT2a - cT4a muskelinvasivem Urothelkarzinom eine primär organerhaltende, trimodale Therapie. Systematische Re-Biopsien wurden 6 Wochen nach Abschluss der RT entnommen. Patienten ohne Therapieansprechen oder einem muskelinvasiven Rezidiv erhielten eine Salvagezystektomie.

Ergebnisse: Das 2 und 5-Jahresgesamtüberleben präsentierte sich mit 66.1% und 30.4%, das krankheitsspezifische Überleben mit 74.6% und 45.8%. Unter den Cisplatin-unfitten Patienten zeigte sich die Gruppe mit erhaltener alleiniger RT mit signifikant höherem Alter verglichen mit der Vinorelbine-erhaltenden Gruppe (p=0.01). Keine Hydronephrose zeigte sich als positiv prädiktiver Faktor der kompletten Remission (p=0.001). 45 (72.6%) Patienten präsentierten eine komplette Remission nach Radiochemotherapie. 49 (79%) Patienten, ungeeignet für Cisplatin-haltige Therapie, erhielten Vinorelbine in oraler Dosis mit RT (n=33) oder alleinige RT (n=16). Salvagezystektomie wurde in 19.3% der Patienten durchgeführt. 77.4% hatten nach zwei Jahren kein Lokalrezidiv. Multivariate Analyse zeigte, dass fehlende komplette Remission nach RT ein ungünstiger Prognosefaktor bezüglich Gesamtüberleben (p<0.001), krankheitsspezifischem Überleben (p=0.001) und lokaler Rezidivrate (p=0.001) ist. Vinorelbine erhaltende Patienten hatten ein medianes Gesamtüberleben von 33.9 Monaten, ein medianes krankheitsspezifisches Überleben von 34.1 Monaten und durchschnittlich 20.5 Monate rezidivfreies Überleben, verglichen mit erhaltener alleiniger RT mit jeweils 11.3, 18.8 und 23.1 Monaten.

Diskussion: Cisplatin-unfitte Patienten zeigten nach Erhalt einer RT mit Vinorelbine kein signifikant längeres Überleben verglichen mit alleiniger RT. Komplette Remission nach RT ist der einzige günstige unabhängige prognostische Faktor für das Langzeitüberleben.