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Rezidivierende Harnröhrenstriktur nach Rekonstruktion mittels Gewebetransfer End zu End oder erneuter Gewebeersatz
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Veröffentlicht: | 3. April 2017 |
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Langstreckige Harnröhrenstrikturen erfordern die Korrektur mittels Gewebetransfer, meist Mundschleimhaut (BMG). Bei Rezidiven ist in der Regel eine erneute offene Korrektur notwendig. Dabei stellt sich die Frage, ob ein erneuter Gewebetransfer erforderlich ist oder ob bei scheinbar kurzstreckiger Striktur eine End-zu-End-Anastomose durchgeführt werden kann.
Material und Methodik: Wir berichten über einen 55-jährigen Patienten, bei dem nach drei erfolglosen Urethrotomien eine Rekonstruktion mittels Präputialgraft und bei erneuter Rezidivstriktur eine End-zu-End-Anastomose auswärts durchgeführt worden war.
Das Rezidiv nach End-zu-End-Anastomose trat unmittelbar nach der Operation auf. Bei der Vorstellung in unserer Klinik beklagte der Patient eine erektile Dysfunktion seit bereits einem Jahr nach der letzten Operation sowie eine Harnstrahlabschwächung und ziehende Schmerzen im Hodensack. Im Urethrogramm fand sich eine drei cm lange, bulbäre Rezidivstriktur, der maximale Flow lag bei 15 ml/s.
Es erfolgte die Rekonstruktion der Harnröhrenstriktur mittels BMG (5 cm lang, 1 cm distal des Sphinkters beginnend). Der postoperative maximale Flow vor der Entlassung lag bei 23 ml/sec, die Harnblase kann restharnfrei entleert werden. Der Patient hat 4 Monaten nach der Operation keinerlei Beschwerden bei der Miktion und kann die Harnblase restharnfrei mit kräftigem Harnstrahl entleeren. Er berichtet über persistierende neuropathische Schmerzen im Skrotum, so wie bereits präoperativ.
Diskussion: Die Rezidivrate nach primärer Urethrotomie liegt zwischen 30 - 100 %. Eine erneute Urethrotomie ist in nahezu allen Fällen erfolglos. Die Urethrographie unterschätzt die Ausdehnung der Striktur regelhaft, sodass eine End-zu-End-Anastomose nach der Rekonstruktion mittels Gewebetransfer in der Regel nicht möglich ist da die Anastomosierung im schlecht vaskularisierten Urethraldrittel erfolgt. Rezidivstrikturen nach Rekonstruktion langstreckiger Strikturen mittels Gewebeersatz erfordern eine Korrektur mittels Graft wobei die Implantation sowohl nach proximal als auch nach distal bis in den gesunden Harnröhrenanteil erfolgen muss. Die erneute Verwendung eines Grafts ist gegenüber der End-zu End-Anastomose auch mit weniger Störungen der Sexualität verbunden.