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Der Einfluss von perioperativen Komplikationen auf das Outcome nach primärer Implantation eines AMS800 artifiziellen Sphinkters: Ergebnisse einer Multi-Center-Studie
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Veröffentlicht: | 3. April 2017 |
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Hintergrund: Der artifizielle Sphinkter (AUS) ist der Goldstandard zur operativen Therapie einer mittel- bis hochgradigen Belastungsharninkontinenz (SUI) bei Männern, ist jedoch mit hohen peri- und postoperativen Komplikationsraten behaftet. Bisher gibt es kaum Evidenz, inwiefern sich die Komplikationsraten auf die Ergebnisse nach primärer AUS Implantation auswirken.
Methodik: Die Einschlusskriterien umfassten: Nicht-neurogene SUI, primäre AUS-Implantation zwischen 2010 und 2012 in einem high-volume-Zentrum (>200 Implantationen), mittel- bis hochgradige SUI (≥3 Vorlagen pro Tag). Komplikationen wurden anhand der Clavien-Dindo-Skala klassifiziert. Lebensqualität (QOL) wurde mit dem validierten IQOL Score gemessen, die Kontinenz mittels ICIQ-SF Fragebogen und täglichem Vorlageverbrauch. Die subjektive Patientenzufriedenheit wurde erfasst. Primäre Endpunkte waren QOL, Patientenzufriednheit und Kontinenz (max. 1 Sicherheitsvorlage). Statistische Analyse umfasste Mann-Whitney-U-Test, Chi2-Test und Spearman's Rangkorrelation (p< 0.05).
Ergebnisse: 105 Patienten (47,6% perineale Implantation, 52,4% penoskrotal) aus 3 Zentren erfüllten die Einschlusskriterien. Der AUS wurde in 25 (23,8%) der Fälle wieder explantiert, 4 (3,8%) Patienten waren verstorben. Die Rücklaufquote betrug 68,4% [medianes Follow-up: 38 (25-58) Monate]. Eine postoperative Blutung trat bei 5,0% auf, Wundheilungsstörungen (WHST) bei 4,8%, Harnretention bei 9,5%, Harnwegsinfektion (HWI) bei 7,6%. Der mittlere Vorlagenverbrauch lag bei 1,2±1,1, der mittlere IQOL bei 84,8±22,5, der mittlere ICIQ-SF bei 7,7±5,0. 23 (48,9) Patienten waren kontinent. Die subjektive Zufriedenheitsrate betrug 91,3%. Postoperative Komplikationen hatten keinen signifikanten Einfluss auf Kontinenzerfolg [p=0,489 (Blutung), p=0,596 (WHST), p=0,489 (Harnretention), p=0,543 (HWI)], Patientenzufriedenheit (p=0,913, 0,863, 0,913, 0,552), Schmerzraten (p=0,389, 0,389, 0,637, 0,160) und QOL (p=0,522). Die Dauer der perioperativen Antibiotikagabe hatte einen signifikanten negativen Einfluss auf die Zufriedenheitsraten (p=0,007) und korrelierte signifikant mit niedrigerer QOL (R= -0,531, p< 0,001).
Schlussfolgerung: Dies ist die erste Studie, die die Langzeiteffekte von perioperativen Komplikationen auf multiple Outcomeparameter nach AUS-Implantation untersucht. Hierbei konnte gezeigt werden, dass perioperative Morbidität nicht zu signifikant schlechteren Langzeitergebnissen führt, wenn eine Explantation vermieden werden kann.