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43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Wie kann man das Blasenschmerzsyndrom "bladder pain syndrome" / Interstitielle Cystitis (BPS/IC) von der überaktiven Reizblase (OAB) unterscheiden?

Meeting Abstract

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  • S. Regauer - Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie, Graz, Österreich
  • M. Gamper - Kantonsspital Frauenfeld, Urogynäkologie, Frauenfeld, Schweiz
  • V. Viereck - Kantonsspital Frauenfeld, Urogynäkologie, Frauenfeld, Schweiz

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu083

doi: 10.3205/17oegu083, urn:nbn:de:0183-17oegu0831

Veröffentlicht: 3. April 2017

© 2017 Regauer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Klinische Symptome Schmerz und Drang können nicht sicher zwischen „bladder pain syndrome“ / Interstitielle Cystitis (BPS/IC) und Reizblase (OAB) unterscheiden. Zystoskopisch kann nur BPS/IC mit Hunner Läsionen diagnostiziert werden. Eine Biopsie zur Unterscheidung von BPS/IC ohne Hunner Läsionen von OAB wird kontrovers diskutiert, obwohl erhöhte Mastzellen im Detrusormuskel als diagnostisches Kriterium für BPS/IC gewertet werden. Wir untersuchten Harnblasenbiopsate, ob sensorische Hyperinnervierung, Neurotropin-Rezeptor-Expression und die Verteilung von Mastzellen zusammen mit den histologischen Charakteristika Patientinnen mit BPS/IC ohne Hunner Läsionen und OAB unterscheiden kann. Außerdem wurde der Nervenwachstumsfaktor (NGF) im Urin der Patientinnen quantifiziert.

Methodik: Blasenbiopsien und Urin von 27 Patientinnen mit BPS/IC (12 Frauen mit und 19 Frauen ohne Hunner Läsionen), 13 OAB Patientinnen und 12 gesunden Frauen wurden untersucht. Patientinnen wurden aufgrund klinischer Symptome und zystoskopischer Befunde in Gruppen eingeteilt. Zusätzlich zur Hämatoxylin-Eosin Färbung wurden Biopsien immunhistochemisch mit Antikörper (AK) gegen Mastzelltryptase, AK gegen PGP9.5 für sensorische Innervierung, und AK gegen p75NTR (low-affinity neurotropin receptor) analysiert. Die NGF Konzentration im Urin wurde mittels ELISA-Experimente gemessen.

Ergebnis: Biopsien von BPS/IC mit Hunner Läsionen waren ulzeriert oder hatten ausgedehnte Urotheldefekte, die von BPS/IC ohne Hunner Läsionen zeigten oberflächliche Urothel-Defekte (97% Sensitivität; 76% Spezifität). Ein dichtes Entzündungsinfiltrat mit Lymphfollikel (90% Sensitivität; 80% Spezifität) wie auch subepitheliale sensorische Hyperinnervierung und p75NTR-Färbung in basalen Urothelzellen (97% Sensitivität; 76% Spezifität) wurde bei BPS/IC Patientinnen mit und ohne Hunner Läsionen gefunden. Eine subepitheliale Mastzellerhöhung war typisch für BPS/IC. Biopsien von OAB Patientinnen hatten intaktes Urothel, kein nennenswertes Entzündungsinfiltrat, keine subepithelialen Mastzellen und keine Hyperinnervierung. NGF im Urin konnte bei keiner Patientin nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Histologische Kriterien Lymphozyteninfiltrate und Urotheldefekte, wie auch subepithelial erhöhte Mastzellen und sensorische Hyperinnervierung erlauben die Unterscheidung von OAB und BPS/IC - auch in Abwesenheit von Hunner Läsionen - und auch Identifizierung von Frühstadien von BPS/IC und asymptomatischen Patientinnen.