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Die Rolle des Urologen beim Antibiotic Stewardship – Ergebnisse der deutschen Fragebogenstudie MR2
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Veröffentlicht: | 3. April 2017 |
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Hintergrund: Es liegen derzeit keine Ergebnisse darüber vor, welches Wissen bei Urologen im Vergleich mit Nicht-Urologen über multiresistente Erreger und den rationalen Einsatz von Antibiotika besteht.
Methodik: Im Rahmen der MR2 (Multiinstitutional Reconnaissance of practice with MultiResistant bacteria - a survey focussing on german hospitals)- Studie wurde ein Fragebogen mit 4 + 35 Items in 18 deutschen Krankenhäusern bei Chirurgen, Internisten, Gynäkologen und Urologen verteilt. Mit multivariaten logistischen Regressionsmodellen wurde der Einfluss der Fachrichtung auf verschiedene prädeterminierte Endpunkte geprüft.
Ergebnisse: Es konnten 456 auswertbare Fragebögen analysiert werden, wobei sich die Rücklaufquote bei Urologen (135/176; 76,7%) und Nicht-Urologen (321/885; 36,3%) signifikant unterschied (p< 0,001). Urologen verordneten in den dem Survey zurückliegenden 7 Arbeitstagen signifikant häufiger bei >5 Patienten ein Antibiotikum als Nicht-Urologen (50,7 vs. 24,3%; p< 0,001). Urologen fühlten sich bei der Dosierung, Frequenz und Dauer einer Antibiotikaverordnung (p=0,038) und bei der Interpretation von Antibiogrammen signifikant sicherer (p< 0,001). Urologen als auch Nicht-Urologen weisen geringe Kenntnisse zum Antibiotic Stewardship auf. Urologen glauben im Vergleich, die Erregerresistenzstatistiken ihrer Klinik besser zu kennen (p< 0,001). Konkret wurde jedoch die lokale E. coli-Resistenz gegen Ciprofloxacin nur von 36,3% der Urologen und 31,2% der Nicht-Urologen einer richtigen Kategorie zugeordnet (p=0,168). Urologen bewerteten signifikant häufiger als Nicht-Urologen den Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika als ein Problem, welches zur Zunahme der multiresistenten Erreger führt (p=0,036). Andererseits würde von 31,5% und 30,7% (p=0,424) der Urologen bzw. Nicht-Urologen eine Patientin mit unkomplizierter Harnwegsinfektion mit einem Breitspektrum-Antibiotikum behandelt werden. Gemäß der multivariaten Modelle besuchten Urologen im Vergleich zu Nicht-Urologen in den letzten 12 Monaten nicht häufiger eine Weiterbildungsveranstaltung zum Thema der multiresistenten Erreger/Antibiotikaverordnung und gaben auch keine bessere Qualität der Klinikepikrisen hinsichtlich der exakten Auflistung von multiresistenten Erregern an.
Schlussfolgerung: Es besteht ein erheblicher Weiterbildungsbedarf zum Thema der multiresistenten Erreger und des Antibiotic Stewardship unabhängig der Fachrichtung des Kollegen.