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Mikrochirurgisches Nähen am Luftballon – eine kostengünstige Alternative
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Veröffentlicht: | 4. Juni 2025 |
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Hintergrund: Seit vielen Jahren bieten wir unsere Naht und Knoten Kurse an und häufig wünschen sich Studierende, die bereits mehrere Kurse besucht haben oder einem höheren Semester angehören, eine neue Herausforderung. Im Studium werden für gewöhnlich nur grundlegende Nahtkenntnisse vermittelt [https://nklm.de/zend/objective/list/orderBy/@objectivePosition/lve/210236].
Kurse zu fortgeschritteneren Techniken wie z.B. einer mikrochirurgischen Gefäßnaht sind an wenigen Standorten etabliert und meist sehr kostspielig, was für Studierende und junge Assistenzärzt*innen schwer zu bezahlen ist [https://www.usz.ch/veranstaltung/mikrochirurgie-kurs-zuerich-2025/].
Auf der Suche nach einer breit einsetzbaren Alternative zu den gängigen Modellen erstellten wir eine aus Luftballons und den bereits vorhandenen Naht Pads konstruierte Möglichkeit, vielen Studenten einen ersten Einblick in mikrochirurgische Techniken zu geben. Wie eine Studie aus Mainz zeigen konnte, erhöht die Teilnahme an praktischen Übungen das Interesse der Studierenden an entsprechenden Fachrichtungen [1].
Ziel: Das Ziel unseres Workshops ist die Vorstellung eines Kurskonzeptes zum Erlernen einer fortlaufenden, mikrochirurgischen Gefäßnaht am Luftballon Model.
Methodik: Teilnehmer unseres Kurses sind ausschließlich Medizinstudierende des klinischen Abschnittes, die bereits sicher eine einfache, sowie fortlaufende Hautnaht beherrschen.
Zuerst erfolgt eine gemeinsame Wiederholung der wichtigsten Schritte sowie eine Einführung in die Prinzipien einer fortlaufenden Gefäßnaht, gefolgt von der Vorstellung des mikrochirurgischen Nahttrainers. Hierzu wird an gängigen Nahtpads ein mittig durchtrennter Luftballon befestigt und mit Stecknadeln fixiert. Die Durchführung des Nahttrainings erfolgt mit Hilfe von handelsüblichen Binokulare am Kopfband, die auf jede Kopfform individuell eingestellt werden können [https://www.heine.com/de/produkte/lupen-und-kopfleuchten/loupes/detail/23633-heine-hrp-high-resolution-prismatic-binokularlupen%20-%20HEINE-C-000.32.840].
Ergebnisse: Zur Implementierung des Formates erfolgte zunächst die interne Evaluation des Kurses durch studentische Tutor*innen mit ausgeprägten und geringen Vorkenntnissen der Chirurgischen Basisfertigkeiten. Studierende mit grundlegenden Vorkenntnissen war es ohne Probleme möglich, dem Kursformat zu folgen.
Daraufhin haben wir, um das so erlernte Wissen anzuwenden, mit den gleichen Instrumenten und Techniken an Gefäßen vom Schwein genäht, um sicherzustellen, dass die erlernten Fähigkeiten auch auf natürliches Gewebe übertragbar sind. Sowohl in der Festigkeit als auch der Dicke sind die von uns gewählten Luftballons vergleichbar.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses günstige und in wenigen Minuten herstellbare Modell eine sehr gute Alternative zu den käuflich erwerblichen Modellen oder auch dem immer häufiger kritisierten tierischen Gewebe darstellt.
Relevanz/Schlussfolgerung: Um das Interesse an chirurgischen Fächern zu steigern, werden wir diesen Kurs ab dem kommenden Semester fest in unsere Veranstaltungen aufnehmen und somit Studierenden komplexe Nahttechniken näher zu bringen.
Aus den Übungen mit unseren Tutor*innen konnten wir mitnehmen, dass ausreichend Routine und Geschick bei der Durchführung einfacher Nähte zwingend notwendig für einen ausreichenden Lernerfolg sind.
Wenn die Teilnehmer*innen diese allerdings mitbringen, kann durch unser Modell und entsprechende Erläuterungen innerhalb von wenigen Stunden ein lehrreicher Einstieg in das mikrochirurgische Nähen gelingen.
Literatur
- 1.
- Müller A, Pfeiffer N, Schmidt F, Prokosch V. Ein mikrochirurgisches Wetlab für Studierende steigert das Interesse an der Augenheilkunde [A microsurgical wet lab for medical students increases interest in ophthalmology]. Ophthalmologe. 2020;117(11):1087-1091. DOI: 10.1007/s00347-020-01079-5