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Etablierung eines Kurses zur praktischen Vorbereitung auf den ersten Notdienst in der Kleintierpraxis: Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Wahlpflichtfach „Fit für den ersten Nachtdienst in der Kleintierpraxis. Teil 1 ‚Basics‘: Notfälle richtig managen – praktische Übungen im Skills Lab“
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Veröffentlicht: | 4. Juni 2025 |
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Hintergrund & Motivation: Tierärzt*innen in der Praxis sehen sich mit einer Vielzahl von Notfällen konfrontiert, die schnelles und effektives Handeln erfordern. Notfallsituationen sind typischerweise stressige Situationen, in denen der Lehransatz „see one, do one“ nicht umgesetzt werden kann. Die notwendigen Fertigkeiten können mittels Vorlesungen oder Videos nicht hinreichend vermittelt werden [1]. Wiederholungen sind nicht möglich und im Sinne des Tierwohles unter Beachtung des 3R-Prinzipes nicht umsetzbar.
Ziel war die Etablierung eines Wahlpflichtfaches, das sich unter Berücksichtigung der Day One Competences [2] auf die Vorbereitung von Studierenden auf ihren ersten Notdienst in der Kleintierpraxis konzentriert und die Übung praktischer Fertigkeiten sowie den Umgang mit emotionalen, kommunikativen und organisatorischen Herausforderungen beinhaltet.
Beschreibung des Projekts & Konzepts: Der Kurs wurde als fakultativ wählbares Wahlpflichtfach im Skills Lab der Tierärztlichen Fakultät (LMU München) im Wintersemester 2019/20 etabliert. Seitdem wurde es 8mal gehalten und von 96 Studierenden ab dem 5.Semester besucht. Er findet geblockt statt, besteht aus 6 Modulen mit einem Umfang von jeweils 4 Stunden. Die Veranstaltung wird von approbierten Tierärzt*innen geleitet und von studentischen Tutor*innen unterstützt.
Die Studierenden werden im allgemeinen Notdienstmanagement geschult und verbessern ihre praktischen Fertigkeiten in Übungen zu typischen Notfällen. Die behandelten Spezies umfassen Hund, Katze, Kleinsäuger, Reptilien und Vögel. Die theoretischen Inhalte werden mittels unterschiedlicher – meist interaktiver – Methoden vermittelt, die praktischen Übungen werden unter Anleitung studentischer Tutor*innen durchgeführt.
Dem Kurs liegt der Ansatz zugrunde nicht alleine die reinen notfallmedizinischen einzelnen Fertigkeiten zu schulen (z.B. Intubieren, Venenkatheter), sondern den Notdienst im Gesamten zu betrachten. Die Studierenden werden auf den Ablauf und die Aufgaben im Notdienst genauso vorbereitet wie auf den Umgang mit Stress oder Kommunikationsmöglichkeiten in schwierigen Situationen. Sie lernen strukturiertes Arbeiten, Vorgehensweisen bei Ahnungslosigkeit sowie die Relevanz einer vorbereiteten Umgebung.
Kritische Reflexion: Die Veranstaltung wurde regelmäßig quantitativ evaluiert (n=90) und von den Studierenden als sehr gut bewertet (1,0-1,8). Das Feedback der Studierenden wurde in die folgenden Veranstaltungen eingearbeitet.
Die Verwendung von diversen didaktischen Lehrmethoden in Verbindung mit den praktischen Übungen ermöglicht einen möglichst hohen Wissenszuwachs. Die Unterstützung durch studentische Tutor*innen fördert das Lernen in Kleingruppen und ermöglicht eine individuelle Betreuung. Dieses sichere Lernumfeld wurde positiv von den Studierenden in den Evaluationen hervorgehoben.
Die Einbeziehung von verschiedenen Spezies ist wichtig, da sie die Studierenden auf die Vielfalt der Fälle vorbereitet, die sie in der Praxis erwarten. Der Fokus auf das grundsätzliche Vorgehen im Notdienst gibt den Studierenden allgemeines Rüstwerkzeug an die Hand.
Durch die strukturierte Möglichkeit, praktische Fertigkeiten für Notfallsituationen in einem sicheren Umfeld zu erlernen und ihnen ein umfassendes Verständnis zu vermitteln, wird die berufliche Kompetenz der angehenden Tierärzt*innen gestärkt, was zu einer höheren Patientensicherheit und besseren Versorgungsqualität führt.
Ausblick: Das Wahlpflichtfach wurde um einen zweiten Teil ergänzt. Es wäre wünschenswert das Wahlpflichtfach noch einem größeren Anteil der Studierenden zukommen zu lassen.
Literatur
- 1.
- Hansen BD. An alternative model for teaching emergency procedures. J Vet Med Educ. 2003;30(3):270-273. DOI: 10.3138/jvme.30.3.270
- 2.
- European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE); Federation of Veterinarians of Europe (FVE). ESEVT SOP 2023: European System of Evaluation of Veterinary Training (ESEVT), Standard Operating Procedure 2023. Vienna: EAEVE; 2023. Zugänglich unter/available from: https://www.eaeve.org/fileadmin/downloads/SOP/ESEVT_SOP_2023_adopted_by_the_36th_GA_in_Leipzig_on_8_June_2023.pdf