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How To: Jede Punktion ein Treffer – alternative Zugangs- und Applikationswege als Tutorium
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Veröffentlicht: | 4. Juni 2025 |
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Hintergrund: Im ärztlichen Alltag hat die Applikation von Medikamenten eine zentrale Bedeutung und umfasst neben der intravenösen, u.a. auch die intramuskuläre, intranasale, rektale und subkutane Applikation. Die Kompetenz der selbstständigen und situationsadäquaten Durchführung wird von Medizinstudierenden zu Beginn des Praktischen Jahres erwartet [https://nklm.de/zend/menu]. Trotz häufiger Anwendung im klinischen Alltag stellt die Etablierung eines intravenösen Zugangs eine Herausforderung dar – insbesondere bei schwierigen Punktionsbedingungen [1]. Daher ist es essenziell, Hilfsmittel wie die Sonographie effektiv einsetzen zu können und alternative Zugangswege zu beherrschen. Da diese Verfahren in der curricularen Lehre oft unterrepräsentiert sind [https://nklm.de/zend/menu], wurde von studentischen Tutor*innen des STÄPS (Studentisches Trainingszentrum Ärztlicher Praxis und Simulation, UMG) ein Tutorium zur Schulung dieser Fertigkeiten etabliert.
Methoden: Die Tutor*innen entwickelten unter ärztlicher und didaktischer Supervision ein dreistündiges Tutorium. In Kleingruppen erhalten Studierende einen ganzheitlichen Überblick über Applikationswege und erlernen die Anwendung von alternativen Applikationswegen. Die ultraschallgestützte Venenpunktion sowie die Anlage eines intraossären Zugangs werden theoretisch erläutert und praktisch am Modell geübt. Didaktisch finden mehrere Methoden Anwendung, darunter Kurzvorträge, Lehrgespräche, Demonstrationen und praktische Übungen. In zwei aufeinanderfolgenden Semestern wurde das Tutorium durch die Teilnehmenden anhand verschiedener Fragebögen evaluiert.
Ergebnisse: Im Sommersemester 2024 bewerteten 22 Studierende das Tutorium anhand einer 6-Punkt Likert-Skala (1=„trifft voll zu“ bis 6=„trifft nicht zu“). Die Teilnahme am Tutorium steigerte die selbsteingeschätzten Fertigkeiten deutlich (M1Prä=5, M2Prä=5,6; M1Post=1,9, M2Post=1,7). Die Relevanz für kommende Prüfungen (M=2,2) und die spätere ärztliche Tätigkeit (M=1,1) wurde als hoch eingeschätzt. Im Wintersemester 2024/25 zeigten die vorläufigen Evaluationen eine hohe primäre Erfolgsrate der praktischen Maßnahmen. Die Studierenden berichteten eine erhöhte Handlungssicherheit im Umgang mit alternativen Applikationswegen und eine hohe Zufriedenheit mit der Umsetzung des Tutoriums.
Relevanz: Die venöse Punktion findet fächerübergreifend Anwendung und stellt eine häufige Herausforderung dar [1]. Daher sind Strategien zur Verbesserung der Punktionsbedingungen elementar. Durch die zunehmende Verfügbarkeit von Ultraschallgeräten etabliert sich diese Methode als wertvolle Ergänzung der ärztlichen Routine. Ebenso unterstreicht die breite Indikationsstellung des intraossären Zugangs in Notfallsituationen [2] die Wichtigkeit dieser Technik. Die hohe Einschätzung der Relevanz durch Studierende sowie die steile Lernkurve dieser Verfahren bestätigen ihren zentralen Stellenwert in der medizinischen Ausbildung.
Schlussfolgerung: Bereits die Teilnahme am Tutorium steigert die Handlungssicherheit der Studierenden im Bereich alternativer Applikationswege deutlich. Das Tutorium zeichnet sich neben der hohen Erfolgsrate am Modell durch eine hohe Akzeptanz, Praktikabilität und didaktische Wirksamkeit aus und bietet ein wertvolles Vorbild für die standortübergreifende Integration in die medizinische Ausbildung.
Literatur
- 1.
- Van Loon FH, Van Hooff LW, De Boer HD, Koopmann SS, Buise MP, Korsten HH, Dierick-van Daele AT, Bouwman AR. The Modified A-DIVA Scale as a Predictive Tool for Prospective Identification of Adult Patients at Risk of a Difficult Intravenous Access: A Multicenter Validation Study. J Clin Med. 2019;8(2):144. DOI: 10.3390/jcm8020144
- 2.
- Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), editor. S1-Leitlinie: Die intraossäre Infusion in der Notfallmedizin. AWMF-Registernummer 001-042. Zugänglich unter/available from: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-042