Artikel
Feedback und Feedforward für eine longitudinale Skillsentwicklung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 27. Mai 2024 |
---|
Gliederung
Text
Problem: Feedback (dt. Rückkopplung) beinhaltet Rückmeldung über verschiedene Aspekte eines Verhaltens zu erhalten bzw. zu geben, um eine etwaige Diskrepanz zwischen Handlungsergebnis (IST) und Handlungsziel (SOLL) aufzuzeigen. Skillsentwicklung erfordert Praxisreflektion, d.h. Nachdenken über die eigene Handlung. Das Einbeziehen erhaltener Rückmeldung in diese Metakognitionen scheint intuitiv sinnvoll, wird von Lernenden und Lehrenden aber als emotional belastend erlebt, obwohl es das Lernen beschleunigt [1]. Der Beitrag beleuchtet warum Rückmeldung einer IST-SOLL-Diskrepanz emotional belastend erlebt wird, warum etablierte Gesprächsstrategien für Rückmeldegespräche diese Belastung nur bedingt reduzieren können und präsentiert Feedforward (dt. Vorwärtskopplung) sowie lernförderliche Glaubenssätze als Ansätze, um Praxisreflektion positiv erlebbar zu machen.
Hohe emotionale Beteiligung bei IST-SOLL-Diskrepanz: Die metakognitive Verarbeitung einer Handlung aktiviert selbstbezogene Metakognitionen zur Frage des „WARUM“ des Handelns was bei Misserfolg zu negativen Emotionen führt. Diese sog. Lageorientierung ist belastend. Um handlungsorientiert das „WIE“ des Handelns im Einklang mit dem persönlichen Leistungsstandard zu optimieren, müssen negative Emotionen herabreguliert werden (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) [2]. Die emotionale Reaktion auf ein Handlungsergebnis und auf externe Rückmeldung hängt davon ab wie gut Lage- und Handlungsorientierung bzw. Vermeidungs- und Annäherungsorientierung im zeitlichen Verlauf der Praxisreflektion balanciert werden.
Kommunikation von Rückmeldung: Strategien für Rückmeldegespräche zielen darauf ab möglichst wenig selbstbezogene Metakognitionen zu aktivieren, um die emotionale Belastung gering zu halten, sind jedoch nur bedingt erfolgreich. Lehrende assoziieren vor allem negative Emotionen zum Begriff Feedback, obwohl sie es nützlich zur Handlungsoptimierung sehen.
Positives Lernerleben in der Praxisreflektion: Ein Feedforward Gespräch [3] exploriert ausgehend von einem positiven Lernerlebnis dessen Entstehungsbedingungen gemeinsam mit der Frage was geschehen müsste, um diese Bedingungen zukünftig wieder zu erleben. Das Pflegen lernförderlicher persönlicher Überzeugungen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]) hilft negativer Emotionen bei der Praxisreflektion zu vermeiden.
Ausblick: Förderung von positivem Erleben der Praxisreflektion in einem longitudinalen Skillscurriculum hat das Potential, das Wohlbefinden von Lernenden und Lehrenden zu erhöhen.
Anmerkung: Ein Video des Keynote-Vortrags ist unter https://vimeo.com/932883507 verfügbar.
Literatur
- 1.
- Eskreis-Winkler L, Fishbach A. You Think Failure Is Hard? So Is Learning From It. Perspect Psychol Sci. 2022;17(6):1511-1524. DOI: 10.1177/17456916211059817
- 2.
- Kuhl J, Beckmann J. Volition and Personality: Action Versus State Orientation. Seattle: Hogrefe & Huber; 1994.
- 3.
- Kluger AN, Van Dijk D. Feedback, the various tasks of the doctor, and the feedforward alternative. Med Educ. 2010;44(12):1166-1174. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2010.03849.x