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Zurück zur Praxis, aber wie? Orthopädische Fälle als Wiederannäherung an das anwendungsbezogene Peer Teaching
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Veröffentlicht: | 15. März 2023 |
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Hintergrund: Während der pandemischen Lage musste der Präsenzunterricht, inklusive der studentischen Lehre orthopädisch praktischer Fertigkeiten, stark reduziert werden. Im Lernzentrum der Charité wird seit März 2020 ein studentisches Tutorium angeboten, in dem online unter Zuhilfenahme von selbsterstellten Videos die Untersuchungstechniken zu Schulter, Hüfte und Knie vermittelt werden. Obwohl die Evaluationen sehr positiv ausfielen, kann ein Online-Angebot die praktische Lehre, v.a. von Untersuchungstechniken nicht ersetzen. Eine vollständige Umkehr zu Präsenztutorien ist aber angesichts der Pandemie eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund wurde das Tutorium „Ortho-Fälle“ entwickelt, um sowohl in einem Online- als auch im Präsenzformat Praxisbezug zu vermitteln.
Methoden: Zur Entwicklung des Tutoriums wurden 6 am Zyklus für Curriculumsentwicklung nach Kern [1] orientierte Entwicklungsschritte verfolgt. Zunächst wurde auf Basis der Evaluation und dem mündlichen Feedback der Online-Tutorien eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Im folgenden Schritt wurden in Abgleich mit dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog (NKLM) [https://www.nklm.de] Lernziele für ausgewählt. Daran anknüpfend wurden die zu behandelnden Fälle bestimmt und inhaltlich entwickelt. Nach Prüfung durch den sogenannten „Clusterarzt“ auf Qualität wurde der Entwurf „vorgetanzt“, d.h. das Tutorium wurde mit Tutor*innen des Lernzentrums als Teilnehmenden durchgeführt. Nach dem Peer-Feedback wurde das Tutorium über die Buchungsplattform angeboten und nach jedem Termin evaluiert.
Ergebnisse: Die Bedarfsanalyse zeigte, dass sich das bis dahin angebotene Orthopädie-Tutorium kognitive Lernziele (Kenntnisse zu den Schritten der Untersuchungstechniken) abdeckte, wohingegen die Anwendung dieses Wissens eingeschränkt war. Im NKLM wurden 12 Lernziele identifiziert, von denen 5 wegen ihrer höheren klinischen Relevanz ausgewählt wurden. Darauf basierend wurden folgende Fallbeispiele ausgesucht: Unhappy Triad (Knie), Rotatorenmanschettenläsion und Humeruskopfluxation (Schulter) und Morbus Perthes (Hüfte). Als Anregung zu interdisziplinärem Denken wurde mit dem Fall der Humeruskopfluxation eine Schnittstelle zur Neurologie geschaffen und zusätzlich die Krankheit „Rheumatoide Arthritis“ wegen des breiten Spektrums der Differentialdiagnosen ausgewählt.
Für das Online-Format wurden Fallvignetten und für die Präsenzlehre Patienteninformationen für die Rollenspiele vorbereitet. Der Clusterarzt hat das Tutorium in der Qualität bestätigt. Nach dem „Vortanzen“ wurde das Tutorium angeboten und seit Oktober 2021 6 mal online angeboten. Die Evaluationen zeigen eine allgemeine Zufriedenheit von über 90% (91,7%, n=12 Teilnehmende).
Schlussfolgerung: Das Feedback der Teilnehmenden lässt eine hohe Zufriedenheit mit dem Tutorium erkennen. Das Tutorium „Ortho-Fälle“ erlaubt einen Transfer und damit eine Flexibilisierung des Wissens über Untersuchungstechniken auf unterschiedliche, z.T. interdisziplinäre Fälle.