Artikel
Mit Augenmass! Erweiterung eines Fundoskopie-Simulators um Kunstaugen zur Darstellung von Pathologien des vorderen Augenabschnittes
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. März 2023 |
---|
Gliederung
Text
Das Angebot kommerziell erhältlicher Simulatoren mit Relevanz für das Medizinstudium ist begrenzt [1]. Dies gilt insbesondere für Simulatoren, die eine Integration eigener Befunde zulassen, was gerade im Kontext von Prüfungen wichtig ist. Als Workaround wird dann oft auf andere Medien wie Fotografien zurückgegriffen. Dies bedeutet jedoch einen Medienwechsel, was die Immersion ins Szenario negativ beeinflusst und das Engagement mit der Simulation beeinträchtigen kann. Um dem entgegenzuwirken und um auch im Prüfungskontext Pathologien des Auges qualitativ hochwertig darstellen zu können, erweitern wir einen käuflichen Fundoskopie-Simulator durch Kunstaugen zur Darstellung von Pathologien des vorderen Augenabschnittes (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Es wurden mehrere Herausforderungen identifiziert und angegangen. Zunächst stellte sich die Frage, ob ein Kunstauge modular gebaut werden kann, sodass je nach Fall ein Auge aus einem Repertoire von Bindehäuten, Hornhäuten, Iriden, Linsen, Skleren etc. zusammengesetzt werden kann. Alternativ würde ein szenariospezifisches Auge konzipiert, das aus weniger Teilen bestünde und in der Herstellung einfacher wäre. Soll die Möglichkeit erhalten bleiben, retinale Befunde darzustellen, würden zusätzliche Ansprüche gestellt, insbesondere, um die lichtbrechende Wirkung des Auges zu replizieren. Zudem wurde eine spezifische Darstellung von Hornhautläsionen adressiert, die die Darstellung einer positiven Fluorescein-Färbung ermöglicht. Schliesslich stellte sich die Frage, wie das Auge im Simulator fixiert werden kann, dass es sowohl einfach zu installieren und als auch zu entfernen wäre, und die Integrität des Simulators nicht gefährdet.
Nach einigen Pilotversuchen wurde entschieden, zuerst fallspezifische Augen zu produzieren. Das bedeutet zwar, dass die Augen nicht beliebig zusammengebaut werden konnten, aber auch weniger Teile und damit weniger Aufwand vonnöten sind. Auf die Darstellung retinaler Befunde am gleichen Auge, an dem Befunde der Augenvorderkammer gezeigt werden, wird vorerst verzichtet. Dies insbesondere, weil für die Darstellung von retinalen Befunden im Hersteller-Modell bereits eine Option besteht. Die Fluorescein-Färbung der Hornhaut kann mit einer eingekapselten Kombination von Uranin (Salz des Fluoresceins) und Gelatine verwirklicht werden. Schliesslich würde das Modell-Auge im Simulator sowohl von hinten als auch von vorne fixiert, z.B. unter Verwendung einer Monokel-Prothese. Hiermit könnte der Bereich der simulierbaren Pathologien zusätzlich um Befunde der Augenlider und der sichtbaren Orbita erweitert werden.
Nach dem Proof-of-concept sind weitere Verfeinerungen vorgesehen. Ein Einsatz ab 2023 im Routine-Lehrbetrieb erscheint möglich. Augenärztliche Expertise im Team ist entscheidend, um die Authentizität der Simulation zu gewährleisten, umso mehr, wenn der erweiterte Simulator im Assessment-Setting genutzt werden soll. Zukünftige Versuche könnten 3D-Drucktechnologie nutzen, um die Standardisierung zu erhöhen.