Artikel
Simulationen in der Geburtshilfe – didaktisch-methodische Umsetzung eines interprofessionellen Notfalltrainings im Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrum (MITZ)
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. März 2023 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Mit der Umsetzung eines interprofessionellen Notfalltrainings für die Abteilung Geburtshilfe des Universitätsklinikums Dresden erweitert das MITZ als Skills Lab der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus sein Profil im Bereich der Fortbildung für berufserfahrene Teilnehmende.
Hintergrund: Simulationsbasierte Notfalltrainings werden als Methode zur Optimierung der medizinischen Abläufe in kritischen Situationen empfohlen [1]. Neben der Analyse der Handlungsprozesse spielen „Human Factors“ eine bedeutende Rolle – sie gelten als Prädiktoren für das Patient:innenoutcome [2].
Die Abteilung Geburtshilfe der Universitätsfrauenklinik Dresden ist eines von drei Perinatalzentren Level 1 in Sachsen. Zur Sicherung der hohen Qualitätsstandards initiierte die Abteilung mit dem Zentralbereich Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement das Notfalltraining. Die didaktische Konzeption und Umsetzung erfolgte gemeinsam mit dem MITZ.
Methodik: Das Simulationstraining beinhaltet eine theoretische Einführung und die praktische Durchführung zweier geburtshilflicher Notfallsituationen. Diese Szenarien trainieren die 69 Hebammen und Gynäkolog:innen in interprofessionellen Kleingruppen. Beide Szenarien werden durch Simulationspersonen und mit Simulationstechnik dargestellt.
Inhaltlich fokussiert das Training die Teamkommunikation im Notfall, die Kommunikation mit den Patientinnen sowie die Einhaltung der medizinischen Maßnahmen laut SOP.
Trainingsablauf:
- 1.
- Theoretische Einführung (Plenum)
- Erläuterung des Trainingsablaufes
- Vorstellen relevanter Aspekte von Teamarbeit und Kommunikation in kritischen Situationen
- 2.
- Praktischer Teil (zwei Kleingruppen, Rotationsprinzip): Training zweier Szenarien inkl. Teamnachbesprechung
- Postpartale Blutung
- Nabelschnurvorfall
- 3.
- Abschluss und Evaluation (Plenum)
- Blitzlicht und Evaluation des Trainingstages
Schlussfolgerung: Das Notfalltraining wurde durch beide Berufsgruppen sehr gut evaluiert [https://eval.med.tu-dresden.de/evasys/indexeva.php]. Das Feedback der Simulationspersonen ermöglichte den Teilnehmenden, die Relevanz der Teamarbeit und Kommunikation aus Sicht der Patientin und Angehörigen zu erfahren. Diese Rückmeldung wurde in der Nachbesprechung als besonders wichtige Lernerfahrung hervorgehoben. Der Einbezug der Videoauswertung nach den Szenarien ermöglichte den Perspektivwechsel und somit die Beurteilung der individuellen Performance sowie der Teamperformance hinsichtlich der o.g. Schwerpunkte. Die Bedeutung einer strukturierten und klaren Kommunikation in Notfallsituationen wurde diskutiert und als unverzichtbar eingeschätzt. Die medizinischen Maßnahmen und Abläufe konnten mit den Supervisor*innen durch den Vergleich mit den SOP überprüft werden. Die Teilnehmenden sprachen dem Training einen hohen Lerneffekt zu. Die Relevanz für die berufliche Tätigkeit sahen die meisten Teilnehmenden als hoch an [https://eval.med.tu-dresden.de/evasys/indexeva.php].
Im Konsens aller Beteiligten wird es eine Fortführung des Notfalltrainings mit dem Fokus weiterer kritischer und seltener geburtshilflicher Situationen geben.
Literatur
- 1.
- Kaufner L, von Heymann C. Teamtraining, Simulation und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreißsaal: Die geburtshilfliche Anästhesie. Berlin: Springer; 2018. p. 607-17. DOI: 10.1007/978-3-662-54375-7_28
- 2.
- Rall M, Lackner CK. Crisis Resource Management (CRM). Der Faktor Mensch in der Akutmedizin. Notfall Rettungsmed. 2010;13:349-356. DOI: 10.1007/s10049-009-1271-5