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Knowledge UND Skills UND Attitudes – das Multiple Mini Interview Aufnahmeverfahren an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften
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Veröffentlicht: | 11. März 2022 |
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Einleitung: Schriftliche Zulassungsverfahren sollen durch Messung der kognitiven Fähigkeiten gewisse prädiktive Vorhersagen über den zukünftigen Studienerfolg ermöglichen. Mangels Messbarkeit stand die Bewertung für den Arztberuf ebenso wichtiger kommunikative Fertigkeiten oder moralische Haltungen in Zulassungsverfahren lange Zeit in Verruf. Mit dem Multiple Mini Interview (MMI) – einer Art Admission OSCE – steht seit 2004 ein Instrument zur Verfügung, das soziale Kompetenzen reliabel messen kann [1] und prädiktive Aussagen über Studienerfolge in diesen Bereichen erlaubt [2]. Daher gelten MMIs seither weltweit (v.a. im angloamerikanischen Raum) als Methode der Wahl, diese sozialen Kompetenzen in medizinischen Aufnahmeverfahren zu testen. Seit 2018 setzen auch wir diese Methode ein.
Methoden: 2018 bewarben sich 370 Studierende auf 75 Studienplätze an der KL. Diese führten zunächst einen an den TMS-Test angelehnten schriftlichen Studienfähigkeitstest durch. Die 196 in diesem Test am besten gereihten Studierenden traten danach in einer 2. Runde beim MMI an. Unser MMI besteht aus 6 Stationen zu je 6 Minuten mit je einem/r Interviewer*in. An den Stationen zur kommunikativen Kompetenz musste ein Rollenspiel mit einer Simulationsperson unter Beobachtung durchgeführt werden, an den andern 4 Stationen (Studienmotivation und Ethikfälle) wurden Interviews durchgeführt. Die Beurteilenden bekamen theoretische Hintergrundinformationen und Bewertungskriterien zum Fall und bewerteten mittels einer 10-stufigen Likert-Skala. Auf keiner Station gab es eindeutig richtige Lösungen oder Verhaltensweisen, Kriterien der Ethik-Fallstationen beinhalteten beispielsweise das Aufstellen und Abwiegen von Pro und Kontra Argumenten. Alle Interviewerinnen wurden in einem Workshop auf Ihre Rolle vorbereitet [3].
Im Anschluss an das Verfahren wurde die Studierenden erneut unter Kombination der Ergebnisse aus beiden Aufnahmeverfahren (schriftlich und MMI) gereiht und eine Studienplatzvergabe entsprechend dieser Reihung vorgenommen. Ferner wurde die Zufriedenheit der Studierenden und Lehrenden mit dem MMI mittels Fragebogen erhoben.
Ergebnisse: Die Reliabilität des MMI schwankte ja nach Zusammensetzung der Interviewerinnen und Fälle zwischen 0,38 und 0,83 (Mittelwert: 0,68). Der schlechteste Kandidat erreichte 36%, der beste 88%. Studierende und Lehrende waren mit dem ungewohnten Aufnahmeverfahren zufrieden. Die Stationsdauer wurde als ausreichend wahrgenommen. Es zeigten sich analog zu Literatur moderate Korrelationen mit schriftlichen Prüfungsleistungen, Korrelationen mit unseren OSCEs und mündlichen Prüfungsverfahren konnten noch nicht erhoben werden.
Diskussion: Wir hoffen durch die Kombination eines schriftlichen Aufnahmeverfahrens mit dem MMI Medizinstudierende zu selektionieren, die nicht nur intellektuell, sondern auch sozial und kommunikativ befähigt sind, das Medizinstudium zu meistern. Erste positive Feedbacks aus den SP-Trainings ermutigen uns, diesen Ansatz weiterzuverfolgen.
Literatur
- 1.
- Eva KW, Rosenfeld J, Reiter HI, Norman GR. An admissions OSCE: the multiple mini-interview. Med Educ. 2004;38(3):314-326. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2004.01776.x.
- 2.
- Eva KW, Reiter HI, Trinh K, Wasi P, Rosenfeld J, Norman GR. Predictive validity of the multiple mini-interview for selecting medical trainees. Med Educ. 2009;43(8):767-775. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2009.03407.x
- 3.
- Preusche I, Schmidts M, Wagner-Menghin M. Twelve tips for designing and implementing a structured rater training in OSCEs. Med Teach. 2012;34(5):368-372. DOI: 10.3109/0142159X.2012.652705