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Pop oder Rock – beeinflusst das Musikgenre die Herzdruckmassage?
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Veröffentlicht: | 11. März 2022 |
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Hintergrund: Für das Training der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) ist der Einsatz von Musik als Hilfestellung zum Erreichen der korrekten Kompressions-Frequenz weitverbreitet und wird auch in den Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) als Option angeführt [1]. Während die Wirksamkeit einiger bekannter Musikstücke in Hinblick auf das Trainingsoutcome in verschiedenen Settings untersucht wurde [2], [3], ist unklar, ob sich der Musikstil (Hardrock vs. Rock vs. Pop) auf die Leistung von Medizinstudierenden in der CPR auswirkt. Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob sich die Leistung der Studierenden bei der Vermittlung von CPR gemessen an Kompressionsfrequenz, -tiefe und -entlastung bei der Verwendung verschiedener Musikstile (Hardrock, Rock und Pop) unterscheidet.
Material und Methoden: In studentischen Basic Life Support-Tutorien wurde unter fünf verschiedenen Bedingungen (1. „Highway to Hell“, 2. „Under Pressure“, 3. „Whenever, wherever“, 4. Metronom, 5. keine akustische Begleitung) jeweils 8 Minuten lang CPR trainiert und anschließend 3 Minuten lang über eingebaute Sensoren in den Simulatoren Kompressionsfrequenz, -tiefe und -entlastung während der Herzdruckmassage erhoben. Mit einem Fragebogen wurden die Studierenden zudem befragt, ob sie die eingesetzte Musik als hilfreich empfanden. Studierende der Gruppe ohne akustische Begleitung wurden von der Befragung ausgenommen.
Ergebnisse: Bei den 153 Probanden waren in den verschiedenen Versuchsgruppen weder bezüglich der Entlastung noch der Drucktiefe Unterschiede erkennbar. Der Einsatz eines Metronoms erbrachte eine signifikant langsamere Kompressionsfrequenz gegenüber den Liedern „Highway to Hell“ (112 vs. 123 bpm; p=0,014) und „Under pressure“ (112 vs. 122 bpm; p=0,003).
Aus Sicht der Studierenden war der Einsatz eines Metronoms am förderlichsten für ihren Lernerfolg (85,7%), gefolgt von „Whenever, wherever“ (50%), „Highway to hell“ (32,5%) und „Under pressure“ (29,3%).
Schlussfolgerung: Das Genre der gespielten Musik während des BLS-Trainings hat keinen messbaren Einfluss auf die Leistung der Teilnehmer (TN). Vielmehr zeigt sich, dass ein beträchtlicher Anteil der TN den Takt des Musikstücks nicht treffen, sondern die Herzdruckmassage in einer etwas zu hohen Frequenz ausführen als in den ERC-Leitlinien empfohlen wird.
Im Rahmen mancher Tutorien ist jedoch aufgefallen, dass die TN dazu neigten, sich in einer Frequenz zu synchronisieren, die nicht der des gespielten Musikstücks entsprach. Ob sich ein solcher Effekt auch in anderen Stichproben reproduzieren lässt, ist nicht endgültig geklärt.
Literatur
- 1.
- Greif R, Lockey AS, Conaghan P, Lippert A, De Vries W, Monsieurs KG, Education and implementation of resuscitation secton Collaborators; Collaborators. European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2015: Section 10. Education and implementation of resuscitation. Resuscitation. 2015;95:288-301. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2015.07.032
- 2.
- Rawlins L, Woollard M, Williams J, Hallam P. Effect of listening to Nellie the Elephant during CPR training on performance of chest compressions by lay people: randomised crossover trial. BMJ. 2009;339: b4707. DOI: 10.1136/bmj.b4707
- 3.
- Hafner JW, Sturgell JL, Matlock DL, Bockewitz EG, Barker LT. “Stayin’ Alive”: A Novel Mental Metronome to Maintain Compression Rates in Simulated Cardiac Arrests”. J Emerg Med. 2012;43(5):e373-e377. DOI: 10.1016/j.jemermed.2012.01.026