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Herausforderung der Etablierung eines Cochlea Implantat-Programms in Aserbaidschan
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Veröffentlicht: | 15. April 2013 |
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Obwohl die Wirtschaft der ehemaligen Sowjetrepublik Aserbaidschan schnell wächst, leben 47 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Kommunale Krankenhäuser verfügen über keine Möglichkeit zur objektiven Audiometrie geschweige denn eines flächendeckenden Hörscreenings. Eine Cochlea Implantation (CI) konnten sich bislang nur besserverdienende Selbstzahler leisten, die hierfür in die Türkei vermittelt wurden.
Verläßliche Daten zur Prävalenz von Hörstörungen in der aserbaidschanischen Bevölkerung liegen nicht vor. Überträgt man die Zahlen von Westeuropa, so ist von ca. 360 taub geborenen Kindern p.a. auszugehen. Die tatsächliche Prävalenz liegt vermutlich höher aufgrund der im Vergleich häufigeren Konsanguinität der Eltern. Ein wesentlicher Grund für erworbene Schwerhörigkeit ist der umfassende Einsatz des rezeptfreien und preiswerten Gentamicin, welches vor allem in ländlichen Regionen häufig eingesetzt wird.
Im September 2010 führten wir die erste Cochlea-Implantat-Operation in Baku durch. Vorher war über die Kooperation mit einem ansässigen Hörgeräteakustiker und Logopäden die medizinische und audiologische Nachsorge sicherzustellen. Seither wurden 14 Patienten im Alter von 1,5 bis 20 Jahren implantiert. Alle Patienten sind mit dem CI sehr zufrieden und tragen den Prozessor dauerhaft.
Hauptaufgabe für die Zukunft ist die Sensibilisierung der Entscheidungsträger für die Thematik, um staatliche Gesundheitsprogramme zu initiieren. Es reicht nicht allein die operative Expertise, sondern ist die organisatorische Sicherstellung der perioperativen Vor- und Nachsorge essentiell. Die Betroffenen selbst sind über soziale Medien hervorragend vernetzt: Neun der 14 CI-Operationen wurden durch Spendenaktionen realisiert.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.