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Erstdiagnose eines Immundefektsyndroms im Erwachsenenalter infolge zweifacher sinugener und otogener Pneumokokken-Meningitis
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Veröffentlicht: | 15. April 2013 |
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Einleitung: Pneumokokken zählen zu den häufigsten Erregern bakterieller Sinusitiden, Bronchitiden, Pneumonien und Meningitiden bei Erwachsenen und sind mitunter für foudroyante Krankheitsverläufe verantwortlich.
Methoden: Es erfolgte retrospektiv die Aufarbeitung eines Patientenfalls.
Ergebnisse: Bei einer 38-jährigen Frau mit Pneumokokken-Meningitis wurden mit dem Ziel der Fokussanierung eine Mastoidektomie mit Paukendrainage links sowie eine NNH-Operation durchgeführt. Die Meningitis führte zu einer linksseitigen Ertaubung. Sechs Monate später erhielt die Patientin ein Cochlear Implantat. Nach weiteren 6 Monaten trat eine Rezidiv- Pneumokokken-Meningitis auf, die erneut Mastoid- und NNH-Sanierungen erforderlich machten. Bei persistierender Rhinorrhoe, reduziertem Allgemeinzustand sowie schwerwiegenden neurologischen Residuen erfolgten umfangreiche immunologische Untersuchungen. Diese zeigten niedrige Titer pneumokokken-spezifischer Antikörper der IgG-Subklasse 2 bei erhöhten Gesamt-Pneumokokken-Antikörper-Titern. Das ergab den Verdacht eines hochgradigen selektiven Mangels polysaccharidspezifischer Antikörper und eines IgG4-Subklassen-Mangels. Es wurde eine subkutane Immunglobulin-Substitutionstherapie eingeleitet sowie eine Grippeschutzimpfung und eine aktive Meningokokken-Impfung mit Impftiterkontrollen durchgeführt. Im Verlauf waren die Antikörpertiter der IgG4-Subklasse im Normbereich und der Titer pneumokokken-spezifischer IgG2-Antikörper auf protektivem Level.
Schlussfolgerungen: Eine Anamnese mit mehrfachen schweren bakteriellen Infektionen – insbesondere in kurzer Folge – mit Pansinusitis, rezidivierender Mastoiditis und zweifacher Pneumokokken-Meningitis legt den Verdacht eines Immundefekts nahe. Eine entsprechende Diagnostik und Therapie sollte in immunologischen Schwerpunktzentren erfolgen.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.