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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Prototypische Umsetzung eines entscheidungsunterstützenden Systems zur operativen Brustkrebstherapie

Meeting Abstract

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  • Michael Dück - Technische Hochschule Brandenburg, Fachbereich Informatik und Medien, Brandenburg an der Havel, Germany
  • Thomas Schossau - Technische Hochschule Brandenburg, Fachbereich Informatik und Medien, Brandenburg an der Havel, Germany
  • Eberhard Beck - Technische Hochschule Brandenburg, Brandenburg an der Havel, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 210

doi: 10.3205/19gmds176, urn:nbn:de:0183-19gmds1761

Veröffentlicht: 6. September 2019

© 2019 Dück et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 70.000 Frauen neu an Brustkrebs [1], [2]. Dem nach wie vor weitgehend paternalistischen Beratungsverhalten der Ärzteschaft wird in den letzten Jahren zunehmend das Konzept des Shared decision making gegenübergestellt. Dies setzt jedoch eine hinreichend detaillierte Information der Betroffen auf der Basis evidenzbasierter Entscheidungshilfen voraus. In einem vorangegangenen Pilotprojekt wurde daher das Suchverhalten von Brustkrebspatientinnen und Nicht-Betroffenen Personen während einer Internetrecherche zu den therapeutischen Möglichkeiten bei Brustkrebs analysiert. Diese Analyse ergab, dass vorwiegend unsichere Quellen (Foren, Artikel aus der Laienpresse und Erfahrungsberichte) verwendet wurden [3].

Die S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinom gibt zwar der Ärzteschaft einen engen Korridor für die individuelle Entscheidungsfindung vor, seitens der Betroffenen wird jedoch schon seit Jahren eine laienverständliche, aber dennoch evidenzbasierte Version der Leitlinie eingefordert.

Als erster Schritt zur Entwicklung eines webbasierten, entscheidungsunterstützenden Systems wurden auf Basis der Leitlinie Prozessmodelle zur operativen Brustkrebstherapie in BPMN modelliert und hinsichtlich der erforderlichen Entscheidungsknoten analysiert. Die daraus entstandenen Prototypen können auf Basis der S3-Leitlinie zum Mammakarzinom Empfehlungen zur operativen Behandlung vorschlagen. Die Empfehlungen basieren auf der TNM Klassifikation, des Gradings und der Brust-Tumor-Relation. Der erste Prototyp ist eine mobile Applikation, die außer dem Empfehlungsprozess keine weitere Funktion hat. Für die zweite Entwicklungsstufe ist eine webseiten basierte Informationsplattform, welche den Verlauf einer Brustkrebstherapie nachbildet und Informationen zu den einzelnen Therapiemaßnahmen anbietet, geplant.

Die Informationsplattform wird nach der Vorgabe der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ [4] entwickelt. Folgende Werkzeuge werden zur Erstellung der webbasierten Anwendung ver-wendet: das Prozessmodellierungs-Tool Signavio, HTML, CSS und JavaScript. ?Ein entscheidungs-unterstützendes System ist aus der S3-Leitlinie zwar ableitbar, aber ohne die Überprüfung durch erfahrene, praktizierende Onkologen ist dieses System nur eine vorläufige theoretische Unterstützung. Es erscheint jedoch möglich durch ein so abgeleitetes entscheidungsunterstützendes System, Patienten in die Entscheidungsfindung einzubinden.

Dies entspricht dem Grundsatz des Patient Empowerments, dass die Patientinnen künftig zu mündigen und aktiven Beteiligten an ihrer medizinischen Behandlung macht (“No descision about me without me“!). Für die behandelnden Ärzte kann die Anwendung als Unterstützung bei der Beratung und der Betreuung von Patienten zum Einsatz kommen. Um die beiden Anwendungen evaluieren zu können, werden für die mobile Anwendung Fallakten und die Erfahrungen von Behandlern benötigt, um zu prüfen, ob die Empfehlungen den Goldstandart erfüllen. Die webbasierte Anwendung soll durch die Einbeziehung von Betroffenen angepasst und erweitert werden, um Fragen und mögliche Anregungen zu den Behandlungspfaden und weiteren Inhalten zu klären und umzusetzen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Banys-Paluchowski M, Krawczyk N, Fehm T, Müller V. Aromatasehemmer: Eine kritische Bestandsaufnahme. Dtsch Arztebl. 2016; 113(11):12-14.
2.
Zentrum für Krebsregisterdaten. Krebs in Deutschland für 2013/2014. 2017 [Accessed 16 July 2019]. Available from: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_inhalt.html Externer Link
3.
Künzel U, et al. Informationssuche im Internet - Suchverhalten von an Brustkrebs erkrankten und Nicht-Betroffenen. In: Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., Hrsg. Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin, Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmP44.
4.
Koch K. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Ein Positionspapier des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e.V. 2016 [Accessed 16 July 2019] Available from: https://www.ebm-netzwerk.de/pdf/publikationen/gpgi2.pdf Externer Link