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64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

08. - 11.09.2019, Dortmund

Produktivität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Fachbereichen der GMDS: Analyse der GMS-Beiträge zwischen 2004 und 2018

Meeting Abstract

  • Monika Pobiruchin - GECKO Institut für Medizin, Informatik und Ökonomie, Hochschule Heilbronn, Heilbronn, Germany
  • Martin Wiesner - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, Germany
  • Susanne Steuer - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, Germany
  • Maximilian Westers - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, Germany
  • Richard Zowalla - Hochschule Heilbronn, Heilbronn, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Dortmund, 08.-11.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 51

doi: 10.3205/19gmds060, urn:nbn:de:0183-19gmds0608

Veröffentlicht: 6. September 2019

© 2019 Pobiruchin et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Weibliche Wissenschaftler repräsentieren in den Disziplinen Mathematik, Wirtschaft und Rechtswissenschaften weniger als 25% der Autorschaften [1]; im Fachgebiet Informatik beträgt dieser Wert lt. einer norwegischen Studie lediglich 17,9% [2]. Stand 2019 ist offen, ob die international beobachteten Disparitäten [3], [4], [5], [6], [7] auch im nationalen Kontext existieren oder nicht vorhanden sind. Dieser Beitrag liefert eine Analyse des Ist-Zustandes für alle Fachbereiche und Sektionen der GMDS – Medizinische Informatik (MI), Medizinische Biometrie (MB), Epidemiologie (Epi), Medizinische Dokumentation (MD), Medizinische Bioinformatik (BI) – und steuert hierdurch eine erste Diskussionsgrundlage bei.

Methoden: Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Geschlechterverteilungen der Autorschaften der GMDS-Jahrestagungen von 2004 bis 2018 untersucht. Gegenstand waren alle online verfügbaren German Medical Science (GMS)-Beiträge und insbesondere deren Metadaten [8]. Die GMS-Plattform wurde mit Hilfe eines Web-Crawlers traversiert [9], [10] und sämtliche Metadaten in Form von XML-Dokumenten erfasst. Zur Ermittlung des Geschlechts von AutorInnen wurde das API des Dienstes Genderize.io [11] genutzt.

Gegenstand der Untersuchung war, welche Unterschiede im Geschlechterverhältnis in den publizierten Beiträgen der Fachbereiche existieren und ob sich im Beobachtungszeitraum Veränderungen ergeben haben. Als Kriterium hierfür diente die Produktivität, welche quantifiziert, wie viele Publikationen ein/e WissenschaftlerIn in einem bestimmten Zeitraum veröffentlicht hat [12], [13]. Daneben wurden die Autorenpositionen von Wissenschaftlerinnen analysiert, um die Fachbereiche auf potentiell vorhandene Unterschiede hin zu untersuchen [1].

Ergebnisse: Für den Zeitraum 2004-2018 wurden insgesamt 4.996 akzeptierte Beiträge in deutscher und englischer Sprache ausgewertet; insgesamt lagen 19.386 (w: 6.097, m: 12.682, unbestimmbar: 565) Autorschaften vor. Insgesamt weisen männliche Autoren eine höhere Produktivität auf. Die absolute Zahl weiblicher Autorschaften ist nahezu gleichbleibend. Hingegen ist die Produktivität der männlichen Autoren im betrachteten Zeitraum tendenziell rückläufig.

Die prozentualen Anteile weiblicher Autorschaften sind über alle Fachbereiche betrachtet gering (Mittelwert=32,47%). Während der weibliche Anteil in der MI mit 19,99% sehr gering ausfällt, liegt dieser Wert im Fachbereich Epi mit 41,50% näher an der Parität (MB=32,81%; MD=38,5%; BI=23,7%). Das Female-To-Male-Ratio (FTMR) für die jeweiligen Fachbereiche lag bei: MI=0,2614; MB=0,5030; Epi=0,7425; MD=0,6836; BI=0,3202. Lag 2004 das fachbereichsübergreifende FTMR noch bei 0,2506, so betrug dieses 2018 0,5461.

Die Verteilung auf Autorenpositionen unterscheidet sich je nach Fachbereich. Während im Fachbereich MI die relativen Anteile weiblicher Autorschaften um den Fachbereichsmittelwert liegen, weisen der Fachbereich MB und die Sektion MD eine größere Streuung auf. Im Fachbereich Epi liegt ein höherer Anteil weiblicher Autorschaften in den beiden ersten Positionen vor.

Diskussion: Die vorliegende Studie offenbart eine Geschlechterdisparität hinsichtlich der Autorschaften für die untersuchten GMDS-Jahrestagungen. Die fachübergreifende Positionsanalyse zeigt, dass der relative Anteil weiblicher Autorschaften an den Positionen 1 und 2 über dem zugehörigen Mittelwert (32,47%) liegt. Ab der 5. bis zur 8. Position liegen die Datenpunkte klar darunter. Dies könnte damit im Zusammenhang stehen, dass sich Frauen seltener in Seniorpositionen befinden [14], [15].

Die Datenlage ließ keine Berücksichtigung von Impact-Faktoren zu. Ebenso wurden keine weiteren Publikationsformate untersucht. Nicht in allen Jahrgängen wurden vollständige Vornamen erfasst, sodass eine manuelle Auflösung der Autorinitialen notwendig war. Aus Sicht der AutorInnen wäre es sinnvoll, die Studie in fünf oder zehn Jahren erneut durchzuführen, um einen Vergleich mit den vorliegenden Ergebnissen zu ermöglichen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

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