gms | German Medical Science

63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Anwendung von LOINC zur Herstellung der zeitlichen und verfahrensbezogenen semantischen Interoperabilität in einer klinischen Langzeitdatenbank

Meeting Abstract

  • Florian Eberhardt - Institut für Medizinische Informatik, Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland
  • Jan Sparenberg - Institut für Medizinische Informatik, Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland
  • Achim Michel-Backofen - Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland
  • Kurt Marquardt - Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland
  • Henning Schneider - Institut für Medizinische Informatik, Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland
  • Thomas Ganslandt - Abteilung für Biomedizinische Informatik am Heinrich-Lanz-Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland
  • Keywan Sohrabi - Institut für Medizinische Informatik, Justus-Liebig-Universität Gießen - Fachbereich Medizin, Gießen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 159

doi: 10.3205/18gmds175, urn:nbn:de:0183-18gmds1756

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Eberhardt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: In der Medizininformatik-Initiative des BMBF (MII) stellt die Abstimmung eines gemeinsamen modularen Kerndatensatzes einen wesentlichen Baustein für die konsortiumsübergreifende Interoperabilität dar. Für das Kerndatensatzmodul "Laborbefunde" wurde die LOINC-Terminologie (Logical Observation Identifier Names and Codes [1]) zur semantischen Codierung der an den Standorten verwendeten Laboranalyte ausgewählt. Diese Arbeit zeigt die Anwendung von LOINC zur Herstellung der semantischen Interoperabilität für den Bereich der klinisch-chemischen Laborparameter eines großen Universitätsklinikums (UKGM Standort Gießen). In der klinischen Langzeitdatenbank des am UKGM Standort Gießen verwendeten Patienten-Daten-Management-Systems (PDMS) ICUdata [2] werden seit Mitte 1998 alle Laborergebnisse des klinisch-chemischen Zentrallabors sowie die Messergebnisse aller Blutgasautomaten gespeichert. Die Daten werden mittels diverser HL7 Version 2.x Schnittstellen kontinuierlich zum PDMS kommuniziert. Bedingt durch den 2011 erfolgten Wechsel des Laborsystems sowie die Nutzung von Blutgasautomaten verschiedener Hersteller enthält die Datenbank Messwerte mit verschiedenen Bezeichnern für semantisch gleichbedeutende Werte. Um diese Datenbank als Quelle für zukünftige Auswertungen im Rahmen der MIRACUM Initiative [3] nutzen zu können, sollen die vorkommenden Bezeichner soweit wie möglich in LOINC codiert und innerhalb der Datenbank zusätzlich zur Verfügung gestellt werden.

Methoden: Aufgrund der zu kodierenden Datenbasis (Laborwerte) sowie der freien Verfügbarkeit wurde der LOINC Schlüssel angewendet. Die LOINC – Initiative bietet auch eine kostenfreies Kodierungs-werkzeug (RELMA [4]) an, welches für diese Aufgabe eingesetzt wurde. Mit Hilfe des Datenbankwerkzeuges Oracle SQL Developer [5] wurden zunächst die 400 häufigsten Laborparameter sowie alle Blutgasparameter mitsamt Spezimen und Einheit aus der klinischen Datenbank extrahiert. Spezimen und Einheit spielen in LOINC eine große Rolle, da ohne sie keine genaue Zuordnung der Bezeichner möglich ist. Die in MS-Excel erstellte Umsetztabelle wurde danach in eine Datenbanktabelle des PDMS geladen und mit Hilfe eines C#-Hintergrundprogrammes auf die Datenbankeinträge der klinischen Wertetabelle angewendet. Diese Datentabelle enthält eine Spalte für ein alternatives Schlüsselsystem, in der die LOINC-Codes platziert werden.

Ergebnisse: Die in Phase 1 des Projektes übersetzten Parameter umfassen 97% aller dokumentierten Laborergebnisse. Die umcodierten Werte sollen in das klinische Langzeitarchiv (Prä-DIZ) des MIRACUM Projektes übertragen und dann für weitere Auswertungen verwendet werden. Innerhalb des PDMS erlauben die LOINC Bezeichner eine Vereinheitlichung und Verallgemeinerung bestehender und zukünftiger Auswertungen und systeminterner Prozesse.

Diskussion: In über lange Zeit betriebenen klinischen Informationssystemen kann es durch Wechsel der Anwendungssysteme sowie den parallelen Betrieb mehrerer Datenquellen im selben Umfeld zur semantischen Inhomogenität der erfassten Daten kommen. Diese zu bereinigen ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung klinischer Langzeitdaten in Forschungsprojekten. Die Arbeit zeigt ein entsprechendes Vorgehen für den Bereich klinisch chemischer Daten unter Verwendung des frei verfügbaren und breit akzeptierten LOINC Schlüssels. Absehbare Probleme bei der Kodierung konnten durch Wahl des Schlüsselsystems (LOINC ist besonders in der Labormedizin etabliert) und die Bereitstellung der Spezimen- und Einheiten Information minimiert werden. Es konnte bestätigt werden, dass bereits mit einem kleinen Set von Analyten der überwiegende Anteil des Befundvolumens abgedeckt werden kann. Eine entsprechende Priorisierung bietet sich deshalb auch für die LOINC-Codierung an den anderen MII-Standorten an. Nach der Initialphase mit den 400 häufigsten Bezeichnern ist eine Ausdehnung auf den kompletten Laborkatalog geplant.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
McDonald C, Huff S, Vreeman DJ, Mercer K, Hernandez JA. Logical Observation Identifiers Names and Codes (LOINC®) Benutzerhandbuch. 2009.
2.
Michel A, Benson M, Junger A, Sciuk G, Hempelmann G, Dudeck J, Marquardt K. Design Principles of a Clinical Information System for Intensive Care Units (ICUData). In: Hasmann A, Blobel B, Dudeck J, Engelbrecht R, Gell G, Prokosch HU; Medical Infobahn for Europe, editors. Proceedings of MIE2000 and GMDS2000. Ohmsha: IOS Press; 2000. (Studies in Health Technology and Informatics; 77).
3.
Prokosch HU, Acker T, Bernarding J, Binder H, Boeker M, Ganslandt T, et al. MIRACUM: Medical Informatics in Research and Care in University Medicine. 2018.
4.
Regenstrief Institute, Inc. RELMA® RegenstriefLOINC®MappingAssistant. Version 6.22 Users' Manual. 2017.
5.
Oracle. SQL Developer Documentation Release 17.4. [cited 2018 Apr 5]. Available from: https://docs.oracle.com/database/sql-developer-17.4/ Externer Link