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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Zielgruppen, Usability und Akzeptanz von mobilen Applikationen in der Pflegedokumentation – eine Literaturstudie

Meeting Abstract

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  • Gordana Haverkamp - Hochschule Hannover, Fakultät III – Medien, Information und Design, Abteilung Information und Kommunikation (IK), Hannover, Deutschland
  • Wolfram Ludwig - Hochschule Hannover, Fakultät III – Medien, Information und Design, Abteilung Information und Kommunikation (IK), Hannover, Deutschland
  • Oliver J. Bott - Hochschule Hannover, Fakultät III – Medien, Information und Design, Abteilung Information und Kommunikation (IK), Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 176

doi: 10.3205/18gmds166, urn:nbn:de:0183-18gmds1667

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Haverkamp et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen fällt eine Vielzahl Daten an, die im Rahmen der Pflegedokumentation zu erfassen sind. Dieser Dokumentation kommt eine hohe Bedeutung im pflegerischen Versorgungsprozess zu, da sie pflegerische Maßnahmen nachvollziehbar macht und so die Versorgungsqualität steigert [1]. Auch die Bevölkerung sieht der elektronischen Dokumentation in der Pflege positiv entgegen [2]. In den letzten Jahren werden jedoch zunehmend auch mobile Applikationen auf Smartphones, Tablets, Medical Clinical Assistants (MCA) oder Personal Digital Assistants (PDA) zur pflegerischen Dokumentation eingesetzt.

Methoden: Im Rahmen einer Bachelorarbeit im Studiengang Medizinisches Informationsmanagement der Hochschule Hannover wurde eine Literaturstudie zu den Einsatzmöglichkeiten mobiler Applikationen in der Pflegedokumentation durchgeführt. Hierbei wurde unter Verwendung von iterativ entwickelten Suchanfragen in der Datenbank PubMed nach den Begriffen „nursing“, documentation“, „mobile application“, „mobile computing“, „eHealth“ und „electronic health records“ gesucht. Die Begriffe „self“ und „telemedicine“ wurden ausgeschlossen, da keine Eigendokumentation erfolgen soll, sondern primär die des Patienten, und keine Dokumentation über eine größere räumliche Distanz. Nach einer Auswertung der Titel und Abstracts von 26 Studien konnten 14 Originalarbeiten und systematische Reviews in die Studie eingeschlossen und ausgewertet werden. Der Fokus der Auswertung lag auf einer Zielgruppenbestimmung, der Usability mobiler Applikationen im Pflegeprozess und der Akzeptanz dieser neuen elektronischen Hilfsmittel durch die Nutzer.

Ergebnisse: Zielgruppen der in der Literatur beschriebenen mobilen Applikationen waren das Pflegepersonal, aber auch studentische Pflegekräfte, Ärzten und die zu Pflegenden selbst. Insgesamt wurde die Usability der mobiler Applikationen und mobiler Endgeräte durch diese Akteure positiv beurteilt ([3], [4], [5], [6], [7], [8], [9], [10], [11], [12], [13], [14], [15], [16]). Hierbei wurde insbesondere die Möglichkeit einer zeitnahen Dokumentation bei dem zu Pflegenden positiv hervorgehoben, da hierdurch die Gefahr abnimmt, die Dokumentation wichtiger Informationen zum Zustand zu Pflegenden oder den durchgeführten pflegerischen Maßnahmen zu vergessen [7]. Positiv bewertet wurde darüber hinaus, dass mobile Endgeräte die Pflegedokumentation durch zahlreiche in einem Gerät integrierte Technologien, wie etwa Kameras, RFID-Scanner, Mikrofone oder Barcodescanner unterstützen können [4], [16]. Hierdurch kann die klassische textbasierte Dokumentation um zusätzliche pflegerelevante Inhalte ergänzt werden, ohne Zusatzgeräte ausleihen und mitführen zu müssen. Als Zeitersparnis wurde weiter die Möglichkeit empfunden, Textnachrichten zwischen den am Pflegeprozess beteiligten Akteuren zu versenden [6], [8]. Einige mobile Applikationen waren auf die Pflegedokumentation bei chronischen Erkrankungen spezialisiert [13], [14]. Bei diesen Anwendungen konnten neben dem am Pflegeprozess beteiligten Personal auch die zu Pflegenden die Applikation nutzen [6], [8], [13], [14]. Hierdurch wurde ein engerer Informationsaustausch zwischen den Pflegenden und den pflegebedürftigen Personen etabliert, welcher insbesondere bei akuten Ereignissen zu einer deutlich schnellere Problemlösung führte. Wichtige Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz mobiler Applikationen zur Pflegedokumentation ist jedoch ein hinreichend guter WLAN-Ausbau am Pflegeort. In den ausgewerteten Studien kam es häufig zu Verbindungsstörungen, wodurch die mobilen Applikationen nicht korrekt geladen oder das Eintragen von Daten verhindert wurde [5], [6], [7].

Diskussion: Mobile Applikationen und Endgeräte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und können auch einen sinnvollen Beitrag zur Unterstützung der Pflegedokumentation leisten. Anfängliche Berührungsängste der Zielgruppen scheinen weitgehend überwunden zu sein. Problematisch scheint jedoch weiterhin die WLAN und Mobilfunkversorgung zu sein, die noch nicht in allen Einrichtungen hinreichend sichergestellt ist.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


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