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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

CASEPLUS-SimPat: Digitales Fallmanagement für die Versorgung multimorbider Patienten mit Demenz

Meeting Abstract

  • Bianca Steiner - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, Deutschland
  • Stefan Szczesny - symeda GmbH, Braunschweig, Deutschland
  • Vanessa Schmidt - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, Deutschland
  • Nils Hellrung - symeda GmbH, Braunschweig, Deutschland
  • Claudia Möller - Agaplesion gemeinnützige AG, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Reinhold Haux - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 94

doi: 10.3205/18gmds163, urn:nbn:de:0183-18gmds1634

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Steiner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die ganzheitliche Versorgung multimorbider Patienten mit Demenz stellt eine zentrale Herausforderung im Gesundheitswesen dar, die aufgrund der zunehmend älter werdenden Gesellschaft künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird [1]. Betroffene Patienten benötigen zahlreiche Unterstützungs-, Pflege und Therapieleistungen in unterschiedlichen Versorgungssituationen. Die Verknüpfung der Sektoren und Disziplinen sowie der professionell und nicht-professionell an der Versorgung beteiligten Akteure ist jedoch häufig von Kommunikations- und Koordinationsdefiziten geprägt [2], [3]. Die bereits allgemeingültigen Herausforderungen der intersektoralen Versorgung werden durch demenzbedingte Einschränkungen der Kognition, Wahrnehmung und Artikulation nochmals verstärkt [4], da die Patienten u. a. nicht mehr dazu in der Lage sind, sich zu ihrem eigenen Gesundheitszustand zu äußern.

Ziel: Ziel des Projekts „SimPat: Sicherung intersektoraler Versorgung durch ein IT-gestütztes Dienstleistungskonzept für multimorbide Patienten mit Demenz“, ist die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines digitalen Fallmanagementsystems für multimorbide Demenzpatienten. Hierdurch sollen sowohl betreuende Angehörige als auch professionell Pflegende sowie Ärzte miteinander vernetzt werden. Ziel dieses Beitrags ist es, das initiale Konzept des interoperablen Fallmanagementsystems CASEPLUS-SimPat vorzustellen.

Ausgangsbasis: Pilotstandort für das Fallmanagementsystem ist das Agaplesion Elisabethenstift in Darmstadt (EKE). Als Anwendungsbeispiel wird die Versorgung von Demenzpatienten mit einer sturzbedingten Femurfraktur fokussiert. Der Beobachtungszeitraum umfasst den Zeitraum von der Aufnahme im Krankenhaus bis hin zur pflegerischen und medizinischen Nachsorge drei Wochen nach Entlassung. CASEPLUS-SimPat adressiert somit die Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung – das Entlassmanagement.

Im Zentrum steht zunächst die Vernetzung von Krankenhausmitarbeitern und dem Hausarzt.

Konzeptbeschreibung: CASEPLUS-SimPat fungiert als Sekundärsystem, das über eine Reihe von HL7-Schnittstellen relevante Daten aus dem Krankenhausinformationssystem des EKE bezieht (Stichwort Interoperabilität). Es ist als klassische Java Plattform, Enterprise Edition Webapplikation in einer 3-Schichten-Architektur (Präsentation, Businesslogik, Datenhaltung) implementiert. Dies ermöglicht die Verwendung über die Grenzen des Krankenhauses hinweg in verschiedenen Arztpraxen – unabhängig vom eingesetzten Praxisinformationssystem. Der Zugriff erfolgt mittels Webbrowser über eine TLS-gesicherte Verbindung. Ein modularer Aufbau ermöglicht es einzelne Funktionen des Systems rollenbasiert den verschiedenen Behandlern zur Verfügung zu stellen (rollenbasiertes Berechtigungskonzept). Folglich kann ein Nutzer lediglich die Daten einsehen bzw. Funktionen nutzen, die seiner Rolle entsprechen. Insgesamt kann ein Nutzer nur auf Daten eines Patienten zugreifen an deren Behandlung er beteiligt ist.

Im Rahmen der Informationsbereitstellung werden relevante Informationen zeitnah für alle an der Versorgung eines Patienten beteiligten Akteure verfügbar gemacht (Vernetzung), um somit u. a. die frühzeitige Planung von Nachsorgeprozessen zu unterstützen. In der Behandlungsakte stehen sowohl relevante Daten und Informationen zum aktuellen Behandlungsfall als auch eine Übersicht über den Versorgungsprozess zur Verfügung. Neben den Stammdaten des Patienten, den Basisdaten zum Behandlungsfall und der Sozialanamnese können versorgungsrelevante Dokumente, wie der Arztbrief oder Pflegeüberleitungsbogen importiert bzw. hinterlegt werden. Durch eine Auflistung der am Versorgungsprozess eines Patienten beteiligten Akteure – Behandler und Angehörige – stehen jedem Behandler auf einen Blick mögliche Ansprechpartner zur Klärung versorgungsrelevanter Fragen zur Verfügung. Hierdurch ist es Behandlern schneller möglich (fehlende) Informationen zur Vorversorgung und Medikamenten sowie dem persönlichen Umfeld, Vorlieben und Verhaltensweisen in Erfahrung zu bringen. Ergänzend werden über ein Angehörigen-Portal Angehörige stärker in den Versorgungsprozess eingebunden.

Acknowledgements: Das vorgestellte Konzept ist Teil des Verbundprojekts SimPat – gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
World Health Organization. Alzheimer's Disease International - Dementia: a public health priority. Geneva: World Health Organization; 2012.
2.
Rüschemann HH, Göbel H. Sektorenübergreifende Versorgung als Erfolgsparameter. In: Klusen N, Meusch A, editors. Zukunft der Krankenhausversorgung. Baden-Baden: Nomos; 2008. p. 325-38.
3.
Oppermann B, Zippel-Schultz B, Augustin U, Popa A, Schultz C, Haux R. Information and Communication Gaps in Intersectoral Healthcare Processes for Dementia Patients. Studies in health technology and informatics. 2017;245:788–92.
4.
Deutschl G, Maier W, et al. S3-Leitlinien Demenzen. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, editors. Leitlinien für Dianostik und Therapie in der Neurologie. [cited 2018 May 24]. Available from: https://www.dgn.org/leitlinien Externer Link