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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Entwicklung von Regelungs- und Gestaltungsformen zur Optimierung von Versorgungsübergängen in der Patientenversorgung bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit in der Stadt und dem Landkreis Osnabrück

Meeting Abstract

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  • Anja Rüger - Hochschule Osnabrück, Osnabrück, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 112

doi: 10.3205/18gmds142, urn:nbn:de:0183-18gmds1421

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Rüger.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der demografische Wandel und die damit einhergehende Zunahme chronischer und multimorbider Erkrankungen in der Bevölkerung erfordern die Entwicklung von komplexen Versorgungsstrukturen, die zur Überwindung von Krisensituationen mit dem Ziel einer eigenständigen Lebensgestaltung kranker und pflegebedürftiger Menschen beitragen [1].

Die Implementierung von Reformgesetzen und veränderten Rahmenbedingungen des Krankenhaus-Entlassungsmanagements stellen erste Maßnahmen zur Sicherung einer bedarfsgerechten und flächendeckenden Versorgung dar, um die Verknüpfung der Übergänge zwischen den unterschiedlichen Sektoren und Versorgungsarten im Gesundheitswesen zu verbessern.

Auf Grundlage des derzeitigen wissenschaftlichen Standes sowie der gesetzlichen Regelungen und Maßnahmen sollen Versorgungsübergänge und deren institutionelle Rahmungen optimiert werden. Durch die Rekonstruktion des Übergangs nach einem Krankenhausaufenthalt in die stationäre, ambulante oder rehabilitationsmedizinische Versorgung in Stadt und Landkreis Osnabrück werden Versorgungsübergänge von Patient*innen untersucht, die einen erhöhten medizinischen oder pflegerischen Versorgungsbedarf und damit ein hohes Risiko an nachstationären Versorgungsdefiziten aufweisen – auch im Bereich der Hospiz- und palliativmedizinischen Versorgung.

Zentrale Fragestellungen:

1.
Welche Maßnahmen hat der Gesetzgeber getroffen, um die Versorgungsübergänge zwischen den verschiedenen Leistungssektoren zu verbessern?
2.
Welche Zielsetzungen werden verfolgt und sind diese Regelungen und Vorgaben geeignet (wirksam), um die gewünschten Wirkungen in den Versorgungsübergängen zu erreichen?

Methoden: Durch die qualitative Erhebung [2] von voraussichtlich 40 Experteninterviews mit Akteuren aus dem Gesundheitsbereich, dem Beratungswesen, Verbandsvertreter des öffentlichen Sektors sowie Betroffene bzw. deren Angehörige werden förderliche und hinderliche Faktoren bei dem Entlassungsprozess und dem Übergang von dem Krankenhaus in die ambulante, stationäre oder rehabilitationsmedizinische Versorgung identifiziert.

Um Aufschluss über das Prozedere, die Sicherstellung und die weitere Entwicklung bei den Versorgungsübergängen zu gewinnen, erfolgt die Auswertung auf der Grundlage einer qualitativen Inhaltsanalyse [3]. Die Software zur computergestützten qualitativen Daten- und Textanalyse (MAXQDA) soll eingesetzt werden.

Die Untersuchung erfolgt als gestufte Abfolge einer Rekonstruktion der unterschiedlichen Rechtsquellen im Zuge der Rechtstatsachenforschung in der Logik der juristischen Hermeneutik [4].

Ergebnisse: Im Verlauf der Erhebung und Auswertung zeichnet sich ab, dass die Versorgungsleistungen der verschiedenen Versorgungsarten und Sektoren nur schwer ineinandergreifen können, da die Vernetzung zwischen den Leistungsanbietern noch weitgehend fehlt.

Besonders im ländlichen Raum ist eine Zunahme von interdisziplinär ineinandergreifenden Versorgungsketten der medizinischen, rehabilitativen und pflegerische Versorgungsstrukturen notwendig, die derzeit noch mit unterschiedlichen Zuständigkeiten und Vergütungssystemen verbunden sind. Problematisch ist zudem, dass für ambulante und stationäre Versorgungsbereiche eigene Rechtsregime gelten, die bislang kaum aufeinander abgestimmt sind.

Da die Verschriftlichung und Auswertung der qualitativen Daten noch nicht abgeschlossen ist, können bislang noch keine konkreten Ergebnisse präsentiert werden.

Diskussion: Das Ziel der Untersuchung liegt in der Präsentation von rechtsfolgewirksamen Regulierungsmöglichkeiten in einer Konzeptionierung, die Empfehlungen zur Optimierung von Steuerungselemente auf empirisch grundierter Basis in den Versorgungsübergängen auf kommunaler Ebene bzw. in Land und Bund enthält.

Die Ebene der Krankenkassen stellt dabei eine Schnittstelle für die Steuerung der Überleitung sowie der Kooperation und Vernetzung der verschiedenen Leistungserbringer im Gesundheitswesen dar. Inwieweit den Krankenkassen integrierte Kooperationsformen zur Überleitung zwischen dem stationären und ambulanten Bereich oder Kooperationen in Form von Modelprojekten bekannt sind, wird sich im weiteren Verlauf der Studie zeigen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Schaeffer D, Moers M. Bewältigung chronischer Krankheiten – Herausforderungen für die Pflege. In: Schaeffer D, Wingenfeld K, editors. Handbuch Pflegewissenschaft: Studienausgabe. Weinheim: Beltz Juventa; 2014. p. 329-63.
2.
Meuser M, Nagel U. Experteninterviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. In: Bogner A, Littig B, Menz W, editors. Das Experteninterview: Methode, Anwendung. Opladen: Leske und Budrich; 2005. p. 7-29.
3.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz; 2010.
4.
Nussbaum A. Die Rechtstatsachenforschung: Ihre Bedeutung für Wissenschaft und Unterricht. Tübingen: J. C. B. Mohr; 1914.