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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Kodierung meldepflichtiger Erreger mit SNOMED CT für die flächendeckende Ausbreitung und Echtdatenkommunikation für ein erweitertes elektronisches Infektionsschutzmeldungssystem

Meeting Abstract

  • Elisabeth Pantazoglou - Hochschule Niederrhein, Competence Center eHealth, Krefeld, Deutschland
  • Franziska van Wüllen - Hochschule Niederrhein, Competence Center eHealth, Krefeld, Deutschland
  • Teja Falk Radke - Hochschule Niederrhein, Competence Center eHealth, Krefeld, Deutschland
  • Julian Saß - Hochschule Niederrhein, Competence Center eHealth, Krefeld, Deutschland
  • Lars Treinat - ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, Bochum, Deutschland
  • Sylvia Thun - Hochschule Niederrhein, Competence Center eHealth, Krefeld, Deutschland; Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 269

doi: 10.3205/18gmds050, urn:nbn:de:0183-18gmds0504

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Pantazoglou et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) sind in Deutschland Laboratorien gesetzlich verpflichtet, bestimmte Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsbehörden zu übermitteln. Die betreffenden Erreger, die meldepflichtigen Personenkreise, die zuständigen Behörden und die weiteren zu übermittelnden Inhalte sind abschließend in § 7 IfSG geregelt [1]. Bislang erfolgt die Meldung zumeist in Papierform oder per Fax. Vor diesem Hintergrund wurde in Nordrhein-Westfalen eine strukturierte elektronische Meldung auf Basis von HL7 CDA (Clinical Document Architecture) entwickelt, welche die relevanten Informationen sowohl menschenlesbar als auch maschinenauswertbar abbildet [2]. Die in Deutschland genutzte Klassifikation ICD-10-GM (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10. Revision, German Modification) bietet zwar die Möglichkeit Erreger zu kodieren, sie ist jedoch für diesen Anwendungszweck nicht ausreichend. In einem ersten Projektabschnitt im Jahr 2014 wurden geeignete Terminologien für die semantische Abbildung der Meldesachverhalte evaluiert. In diesem Zusammenhang erwies sich SNOMED CT (Systematized Nomenclature of Medicine – Clinical Terms) als bestgeeigneter Standard, um die jeweiligen Meldeinformationen getrennt voneinander abzubilden [3].

Methoden: Für die flächenmäßige Ausbreitung werden alle derzeit relevanten meldepflichtigen Erreger auf SNOMED CT gemappt. Die Kodierungen erfolgen angelehnt an die Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts (RKI) [4]. Sie werden unabhängig durch zwei wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Niederrhein durchgeführt. Anschließend werden die Äquivalenzbeziehungen nach der, sich aktuell in der Entwicklung befindenden, ISO/DTS 21564 (Draft Technical Specification) bewertet, indem für jedes Mapping ein Wert zwischen 0 („exakte Äquivalenz“) und 4 („keine Abbildung möglich“) vergeben wird. Gemäß der ISO-Vorgabe wird der Durchschnitt dieser Äquivalenzen sowie die Inter-Rater-Reliabilität (IRR) zwischen den Kodierern berechnet. Die IRR wird mittels Cohen`s Kappa (κ) bestimmt, welches die Übereinstimmung zwischen den Kodierern misst und maximal einen Wert von 1 annehmen kann. Zeitgleich wird ein Bootstrapping mit 1000 Stichproben und das Signifikanzniveau mittels Monte-Carlo-Schätzung im Statistikprogramm SPSS ermittelt.

Ergebnisse: Das Mapping zu SNOMED CT beinhaltet 54 Erreger. Von 53 Erregern (98%) ließ sich eine äquivalente Beziehung (ISO 0) zu einem SNOMED CT-Konzept herstellen, wovon zu 10 Erregern jeweils weitere alternative Konzept-IDs (ISO 1) ermittelt werden konnten. Ein Erreger (2%) ließ sich nicht über eine Konzept-ID darstellen, hier wurde zu Subtypen gemappt (ISO 2). Insgesamt ließen sich alle meldepflichtigen Erreger mit SNOMED CT kodieren. Die Äquivalenzbewertung ergibt einen Durchschnitt von 0,054, welcher als außerordentlich gut erachtet wird. Die IRR zwischen Kodierer 1 und Kodierer 2 beträgt κ=0,945 (p<0,05), 95% KI (0,887|1,00), was einer sehr guten Übereinstimmung entspricht.

Diskussion: Die Mappingarbeiten zeigen, dass es möglich ist sowohl granularer als auch generischer zu kodieren, als derzeit vom RKI gefordert. Über SNOMED CT können sowohl ganze Gattungen, als auch Subspezies, sowie einzelne Stämme kodiert werden. Durch den polyhierarchischen Beziehungsaufbau der Terminologie entstehen somit vielfältige Möglichkeiten für die Meldung als auch für die Versorgungsforschung. Die bisherigen Ergebnisse müssen allerdings noch von Laborärzten zur weiteren Qualitätssicherung konsentiert werden. Sinnvoll wären weitere Kodierungen, um die Reliabilität zwischen mehr als zwei Kodierern zu messen. Als Statistikmaß wäre an dieser Stelle beispielsweise Krippendorff’s Alpha geeignet. Generell zeigen die Ergebnisse der Äquivalenzbewertung und der IRR, dass SNOMED CT das Potenzial besitzt, im Bereich der meldepflichtigen Erreger als Referenzterminologie genutzt werden zu können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG) § 7 Meldepflichtige Nachweise von Krankheitserregern. [zuletzt abgerufen am 23. März 2018]. Available from: https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__7.html Externer Link
2.
HL7 Deutschland eV. Implementierungsleitfaden Übermittlung meldepflichtiger Krankheiten Labormeldung. 20. Dezember 2014 [zuletzt abgerufen am 23. März 2018]. Available from: http://download.hl7.de/cdamik//Meldepflichtige_Krankheiten_Lab-v099.pdf Externer Link
3.
Robert Koch-Institut. Falldefinitionen. [zuletzt abgerufen am 24. Mai 2018]. Available from: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IfSG/Falldefinition/falldefinition_node.html Externer Link
4.
Treinat L, Aschhoff M, Thun S, Dewenter H, Pantazoglou E, Heitmann KU. Auswahl geeigneter Terminologien für die Übermittlung von meldepflichtigen Erregern – Erste Erfahrungen im Rahmen des Projektes eMeldewesen.nrw. In: GMDS 2015. 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Krefeld, 06.-09.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocAbstr. 054 (Abstr. 054). DOI: 10.3205/15gmds090 Externer Link