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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Evidenzsynthesen im Rahmen von Nutzenbewertungen auf der Basis sehr weniger Studien

Meeting Abstract

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  • Ralf Bender - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 90

doi: 10.3205/18gmds044, urn:nbn:de:0183-18gmds0447

Veröffentlicht: 27. August 2018

© 2018 Bender.
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Gliederung

Text

Einleitung: In systematischen Übersichten zur Bewertung des Nutzens medizinischer Interventionen werden standardmäßig Metaanalysen angewendet, um die Ergebnisse der relevanten Studien zusammenzufassen. Häufig ist hierbei von einer gewissen Heterogenität auszugehen, was zur Anwendung von Metaanalysen mit zufälligen Effekten führt. Als Standardmethode wurde hierfür bislang häufig die DerSimonian-Laird-Methode angewendet. Seit einiger Zeit gerät dieses Verfahren jedoch aufgrund seiner schlechten statistischen Eigenschaften verstärkt in die Kritik und als neues Standardverfahren wird die Knapp-Hartung-Methode empfohlen [1]. Dies wurde auch im aktuellen Methodenpapier des IQWiG umgesetzt [2].

Methoden: Ein bislang noch ungelöstes Problem ist jedoch der Fall mit sehr wenigen Studien [3]. Da sich bei sehr wenigen Studien die Heterogenität nicht verlässlich schätzen lässt, hat die Knapp-Hartung-Methode sehr wenig Power und führt häufig zu sehr breiten Konfidenzintervallen. Es werden mögliche Methoden für eine sinnvolle Evidenzsynthese bei sehr wenigen Studien beschrieben und deren Anwendungsmöglichkeiten im Rahmen der Nutzenbewertung diskutiert.

Ergebnisse: In der Nutzenbewertung ist die Situation, dass nur sehr wenige Studien zur Verfügung stehen, sehr häufig. Infrage kommende metaanalytische Methoden sind hier gegeben durch das Modell mit festem Effekt, für das bei stetigen Daten die Inverse-Varianz-Methode und bei binären Daten die Mantel-Haenszel-Methode als Standardverfahren zur Verfügung stehen. In Abhängigkeit der Datenlage kommen auch alternative Verfahren basierend auf generalisierten linearen Modellen infrage. Die Anwendung des Modells mit zufälligen Effekten mithilfe der Knapp-Hartung-Methode ist zwar wünschenswert, führt aber häufig zu überkonservativen Ergebnissen. Eine grundsätzliche Alternative ist gegeben durch Bayes’sche Verfahren. Erscheint keiner dieser Methoden geeignet, so kann eine qualitative Evidenzsynthese durchgeführt werden. Hier spielt die Gleichgerichtetheit der Effekte eine wichtige Rolle [2].

Diskussion: Im Fall sehr weniger Studien sollte zunächst überlegt werden, ob das Modell mit festem Effekt sinnvoll angewendet werden kann. In Abhängigkeit der Datenlage sollte die Anwendung alternativer Verfahren wie generalisierte lineare Modelle oder Bayes’sche Methoden in Erwägung gezogen werden. In manchen Situationen wird im Rahmen der Nutzenbewertung jedoch nur eine qualitative Evidenzsynthese infrage kommen [4].

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.

Der Beitrag wurde bereits publiziert [5].


Literatur

1.
Veroniki AA, Jackson D, Viechtbauer W, Bender R, Knapp G, Kuss O, Langan D. Recommendations for quantifying uncertainty in the summary intervention effect and estimating between-study heterogeneity variance in random-effects meta-analysis. Cochrane Database Syst Rev. 2015;(Suppl 1):25-7.
2.
IQWiG. Allgemeine Methoden. Version 5.0 vom 10.07.2017. Köln: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen; 2017.
3.
Gonnermann A, Framke T, Großhennig A, Koch A. No solution yet for combining two independent studies in the presence of heterogeneity. Stat Med. 2015;34:2476-80.
4.
Bender R, Friede T, Koch A, Kuss O, Schlattmann P, Schwarzer G, Skipka G. Methods for evidence synthesis in the case of very few studies. Res Synth Methods. 2018 Mar 5. DOI: 10.1002/jrsm.1297 Externer Link
5.
Bender R. Durchführung von Metaanalysen bei sehr wenigen Studien im Rahmen der Nutzenbewertung. Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. In: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmV-03-4. DOI: 10.3205/18ebm018 Externer Link